Doch auch wenn Augmented Reality in immer mehr Apps auf Smartphones und Co. Einzug hält, handelt es sich oft nur um Spielereien (siehe Bildergalerie). Wirklich notwendige, kaufentscheidende Dienste sind bisher für den Privatnutzer nur selten dabei. „Im Moment findet man noch wenige gute AR-Beispiele“, sagt Dirk Schart, AR-Experte und Kommunikationsmanager der Re’flekt GmbH in München, die gemeinsam mit Unternehmen AR-Projekte entwickelt und umsetzt.
Wer einen Eindruck von den Möglichkeiten der AR bekommen möchte, muss in die Innovationsabteilungen der großen Unternehmen schauen. „Es gibt eigentlich keine Branche, in der AR nichts bringt", sagt Schart. Doch noch lange nicht für alle Anwendungsbereiche ist die Technologie sinnvoll. Die Grenze zwischen Spielerei und echter Hilfe entscheidet am Ende, wie gut AR eingesetzt wurde. Besonders eindrucksvolle Beispiele kommen aktuell aus dem Vertrieb, der Industrie und der Bildung. Hier zeigt sich deutlich, wo der Trend bisher steht und wohin die Reise noch gehen kann.
Beispiel Lego: Der Spielzeughersteller hat eine AR-App programmiert, die anzeigt, was sich in einem Lego-Karton alles verbirgt. Konkret kann der Kunde die große Box mit den hunderten Einzelteilen für das Piratenschiff, Roboter oder Raumstation einfach vor die Kamera seines Smartphones halten und schon wird angezeigt, was sich alles in dem verschlossenen Paket befindet.





Das Konzept haben die Dänen noch weiter entwickelt und in etlichen Spielzeugläden eine Art „Kiosk“ aufgebaut. Eine fest eingerichtete Station steht allen Kunden zur Verfügung. Die dafür nötige Sensoren-Technik hat die Münchener Firma Metaio in Kooperation mit Lego und Intel entwickelt. Der technische Aufwand ist nicht zu unterschätzen: Für die korrekte Darstellung müssen alle Einzelteile der Box separat gescannt werden, damit sie sich wie von Zauberhand in 3D anzeigen lassen. Laut Lego sind die Umsätze in den Shops mit einer „Lego Digital Box“ deutlich gestiegen.
Was bei Lego offenbar verkaufsfördernd wirkt, wird bei Audi vor allem zu Service-Zwecken genutzt. Wer heute in einen Neuwagen steigt, fühlt sich wie hinter einem Hightech-Cockpit. Die technischen Möglichkeiten sind über die Steuerung der Musik, des Navigationsgerätes, der Fahrhilfe und so weiter so ausgefeilt, dass sie einen am Anfang regelrecht erschlagen können. Doch wer hat schon Lust sich durch buchdicke Bedienungsanleitungen zu lesen? Bei Audi war man sich dieses Problems bewusst und nutzte Augmented Reality, um den eigenen Wagen besser zu erklären. Der Autobauer setzt auf eine interaktive Betriebsanleitung, die den Fahrer mit Hilfe einer App durch die Funktionen des Fahrzeugs führt.