Internet Die Netzkultur ist im Alltag angekommen

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Auch das wurde in Berlin diskutiert. Und vielleicht hätten sich noch mehr Politiker oder deren Medienberater blicken lassen sollen: Denn bei der re:publica sitzen die Menschen, die das Web 2.0 gestalten. Leute wie Markus Beckedahl von Netzpolitik.org (siehe Video-Interview), Sascha Lobo, einer der bekanntesten Twitterer des Landes und Stefan Niggemeier, Medien-Top-Blogger (Bildblog). Und so wurden die Möglichkeiten des Web 2.0 für die Politik weitgehend ohne Politiker diskutiert - bisher jedoch mit eher mäßigem Erfolg.

Beckedahl, der sich regelmäßig mit der modernen Informationsgesellschaft sowie der Politik im Netz beschäftigt, sprach über die diversen Anstrengungen der Deutschen Parteien, den erfolgreichen Online-Wahlkampf Obamas bei der kommenden Bundestagswahl auf die eine oder andere Art zu kopieren.

Dennoch erwartet er für die kommende Wahl, dass „jeder halbwegs motivierte Kandidat ein Profil bei Facebook haben, vielleicht twittern und ab und zu bei Youtube ins Internet sprechen" wird, sagt Beckedahl. Schon jetzt gibt es Politiker wie Volker Beck, der parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, die sich seiner Meinung nach im Internet überzeugend präsentieren, aber auch eher peinliche Politiker-Tweets (Einträge auf Twitter) über Zahnarztbesuche oder Aktivitäten am Würstchenstand.

5. Social Media wird zum Wirtschaftsfaktor

Die Professionalisierung von Weblogs nimmt zu, auch das war ein wichtiges Thema auf der re:publica. Zahlreiche Vertreter der Szene waren hier, die längst ein mehr oder weniger profitables Weblog schreiben. Darunter auch Kai Müller von Stylespion.de, der seinen Job aufgab, um hauptberuflich über Innenarchitektur und Design zu bloggen. Aber auch immer mehr Unternehmen lassen sich beraten, wie sie die neuen Kanäle für sich nutzen können. So wird selbst in großen deutschen Konzernen inzwischen über den Einsatz von Twitter diskutiert.

6. Die Internetkultur verändert auch Konferenzen

Die re:publica unterscheidet sich grundlegend von Messen. Hier werden nicht die Referenten eingeflogen, die kurz reden und dann wieder verschwinden. Die re:publica ist Kommunikation. Nach jedem Vortrag gibt es mehr oder weniger ausführliche Diskussionsrunden, die meisten Referenten sind vor und nach den Vorträgen hier und stehen für Gespräche zur Verfügung.

Bei manchen Veranstaltungen konnten die Besucher sogar auf einer Twitter-Wand das Geschehen auf der Bühne per Twitter kommentieren. Mehr Interaktivität und Kommunikation geht kaum.

Manchmal war es auch zuviel. Bei vielen Vorträgen hatte man das Gefühl, dass nur noch eine Minderheit im Publikum noch wirklich zuhört. Alle anderen tippen auf ihren Laptops, iPhones, Mini-PCs und Blackberrys herum, viele haben mehrere Geräte gleichzeitig auf dem Schoß und füttern damit zahlreiche Kommunikationskanäle zugleich. Aber das ist kein Problem. Wer vor lauter Bloggen und Twittern nicht zugehört hat, kann die Veranstaltung hinterher noch einmal im Internet ansehen make.tv/republica2009.

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