Internet Web-Gründer entdecken Brasilien

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Erfolg der digitalen Unternehmensgründer

Obwohl sonst in Brasilien ausländische Vorstände in lokalen Unternehmen eher die Ausnahme sind, ist das in der Startup-Szene anders. Zwar sind brasilianische Online-Dienste wie Rabattanbieter Peixe Urbano, Discount-Sucher Buscapé oder der Venture-Capital-Fund Monashees auch international beachtete Akteure. „Doch viele brasilianische Unternehmer und Finanziers sind mit dem Potenzial des Internets noch wenig vertraut“, sagt Groupon-Statthalter Otto. „Das ändert sich jetzt mit dem Erfolg der digitalen Unternehmensgründer.“ Und die sind motiviert. Skype-Gründer Niklas Zennström etwa, der selber in einen brasilianischen Online-Shop für Babyartikel investiert hat, sagt: „Wir haben zu viel Zeit in China verbracht, ohne einen Fuß auf den Boden zu bekommen. In Brasilien ist das anders.“

Gerade haben Redpoint und eVentures, zwei führende Venture-Capital-Fonds aus dem Silicon Valley, verkündet, sie wollten gemeinsam einen Investmentfonds nur für Brasilien auflegen, um sich hier langfristig zu engagieren: „Wir wollen unsere Investitionen zwischen fünf und sieben Jahre halten“, sagt eVentures-Gründer Mathias Schilling. „Es können auch mehr als zehn Jahre werden.“ Als attraktive Branchen neben E-Commerce gelten Mobilfunk, Medien und Cloud Computing, sagt Schilling.

Skepsis bei den Investoren

Stürzen sich vornehmlich Ausländer ins Online-Getümmel, zögert die brasilianische Business- und Finanzelite noch gegenüber dem Online-Handel. Das liegt auch daran, dass bisher keines der neuen Unternehmen den Börsengang gewagt hat. „Noch fehlen erfolgreiche Exit-Storys der Investoren“, sagt der Startup-Experte Fernando de la Riva vom Beratungsunternehmen Concrete Solutions, der allerdings ein halbes Dutzend Börsengänge der Newcomer in den kommenden Monaten erwartet. Die Zurückhaltung der Investoren könnte auch an den bisher enttäuschenden Erfahrungen des größten börsengeführten Unternehmens der Branche liegen: B2W ist der vom Einzelhändler Lojas Americanas in Brasilien kontrollierte E-Commerce-Gigant Lateinamerikas mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Dollar.

2011 schloss B2W mit einem Kursverlust von 70 Prozent als schlechteste Aktie in São Paulo ab. Nach dem gerade gemeldeten fünften Quartalsverlust in Folge haben alle Investmentbanken ihre Empfehlungen für den Internet-Anbieter zurückgezogen. Kein Analyst erwartet, dass B2W schnell seine Marge verbessern wird. Und das liegt vor allem an der wachsenden Konkurrenz der neuen E-Commerce-Anbieter, den Jungs aus den einstigen Hinterhof-Butzen.

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