
Gleichzeitig wählen immer mehr Nutzer mobile Endgeräte, um ins Netz zu gehen. Im Jahr 2011 überholte der Absatz von Smartphones erstmalig den von PCs und Tablet-Computern (mit atemberaubenden 480 gegenüber 411 Millionen).
Diese beiden großen Trends - die zunehmende Vernetzung der Privatkunden wie auch der große Zuwachs der mobilen Kommunikation - werden einen enormen Einfluss darauf haben, wie Unternehmen zukünftig mit ihren Kunden interagieren. In den Management-Programmen, in denen ich lehre, werde ich von Führungskräften immer wieder gefragt, welche Themen sie für ihre Unternehmen im Auge behalten sollten. Hier sind die zehn wichtigsten:
1. Weniger Tastaturen
Text und Grafik werden unwichtiger - stattdessen werden wir in unserem Alltag immer mehr "natürliche" Benutzeroberflächen (Natural User Interfaces - NUS) sehen: tragbare Computer, Sensoren und Stimmerkennungsprogramme.





2. IT als Dienstleistung
Durch Cloud Computing wird es für Unternehmen weniger wichtig, IT-Systeme selbst zu besitzen und zu verwalten. Dies wiederum beeinflusst, wie Unternehmen ihre IT-Abteilungen aufstellen. So wie Firmen im 19. Jahrhundert Elektrizität plötzlich nicht mehr auf dem eigenen Gelände erzeugten und die Aufgabe an zentrale Versorger delegierten, so werden sich Informatiker in Unternehmen zukünftig nicht mehr mit der Verwaltung der IT beschäftigen, sondern vielmehr mit ihrem innovativem Einsatz. Damit dies gelingt, müssen Unternehmen wissen, welche neuen Technologien ihnen zur Verfügung stehen und ihre Strategien entsprechend ausrichten. Bislang geschah dies umgekehrt: sie überlegten sich Strategien und suchten dann nach IT-Lösungen, um diese zu unterstützen.





3. Fokus auf Social Media
Die wachsende Bedeutung der Sozialen Netzwerke hat die Interaktion von Kunden und Marken radikal verändert - ob nun im Marketing, im Vertrieb, in der Kundenbetreuung oder bei der Entwicklung neuer Produkte. Dies hat auch großen Einfluss darauf, wie Informationen innerhalb der Unternehmen weitergegeben werden. Die e-mail-Schwemme treibt das Projekt "Unternehmen 2.0" weiter voran, in dem web-basierte Technologien Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtern. Obwohl sie relativ günstig sind, sollten sie nur mit Bedacht eingesetzt werden. Interne soziale Netzwerke sind nur dann wirklich effizient, wenn sie von Profis wie etwa "Community Managern" betreut werden.
4. Mobile Commerce
Bislang konzentrierten sich Firmen zunächst auf ihre Websites und hatten die mobile Computer-Nutzung ihrer Kunden kaum im Blickfeld. Heute verhält es sich genau umgekehrt. Zwei ausgesprochen unterschiedliche Einkaufs-Erlebnisse - der Ladenkauf und der Onlinekauf - sind inzwischen miteinander verwoben. Durch Mobile Commerce ("m-commerce") können Verbraucher die Laden-Preise vor Ort mit Online-Angeboten vergleichen und sogar die Zahlung mit ihrem mobilen Endgerät veranlassen. Cloud Computing, mobiler Internetzugang und soziales Netzwerken bahnen den Weg für ein völlig verändertes Konsumentenverhalten.
Weitere Trends





5. M2M-Kommunikation
In Zukunft werden immer mehr Geräte drahtlos miteinander kommunizieren - häufig mithilfe von Sensoren. Somit entwickeln sich auch Unternehmen, die sich bis dato nie mit mobiler Technologie beschäftigt haben, zu aktiven Playern. Dies wurde kürzlich auf dem World Mobile Congress in Barcelona sehr deutlich. Automobilhersteller, wie etwa Ford, wollen in Zukunft Autos mit Sensoren bauen, deren Informationen zur Vermeidung von Unfällen beitragen. Hausgerätehersteller werden verstärkt Sensoren einsetzen, um die Energieeffizienz ihrer Produkte zu steigern. All diese neuen Anwendungen werden mit dem Internet verbunden sein.
6. Große Datenmengen
In den Neunzigern half die IT vor allem, Prozesse und Transaktionen zu erleichtern. In Zeiten von mobilen Datentransfers und M2M-Kommunikation müssen Unternehmen neue Möglichkeiten finden, die Flut von unstrukturierten Daten zu bewältigen - darunter Kommentare aus den sozialen Netzwerken, Informationen von Sensoren aber auch Datentransferdetails. Wie können all diese Rohdaten effizient in Geschäftstätigkeit umgewandelt werden? Immer häufiger werden Unternehmen Statistiker und Analysten einstellen, die sie bei dieser Aufgabe unterstützen.





7. Die großen Vier
Die Konsumentenorientierung der IT führt zu noch stärkerem Konkurrenzkampf zwischen Apple und Google. Bislang verfolgten die beiden Unternehmen recht unterschiedliche Wege: Apple setzte auf ein geschlossenes Ökosystem, Google dagegen nahm für sich in Anspruch, ein offeneres Modell anzubieten. Derweil versucht Facebook, weder in Apple's noch Google's Abhängigkeit zu geraten und sucht weiter nach Möglichkeiten, seine Cloud-basierten Inhalte über HTML5 anzubieten. Auch der vierte große Player, Amazon, hat sich inzwischen vom reinen e-Commerce Unternehmen zum erfolgreichen Anbieter in der Cloud entwickelt. Mit ganz unterschiedlichen Stärken ausgestattet, werden diese vier Unternehmen in immer hitzigeren Gefechten um die Gunst des Konsumenten wetteifern. Der Einfluss von Microsoft - das einstmals die Desktop-Industrie dominierte - wird schwinden, weil Nutzer immer häufiger durch andere Kanäle Zugang zum Internet suchen. Diese ungeklärte Situation zwingt Unternehmen, sich entweder für ein Unternehmen als vermutlichen Sieger dieses Wettstreits zu entscheiden oder - aufgrund der ausbleibenden Standardisierung - mehrere Szenarien vorzubereiten.
8. Juristische Rahmenbedingungen.
Überall auf der Welt werden juristische Rahmenbedingungen darüber bestimmen, wie IT-Firmen arbeiten und wo sie ihre Standorte wählen. Gesetzgebung, aber auch Sicherheits- und Steuerfragen werden in Zeiten des Cloud-Computing höchste Priorität erlangen.
Digitale Welt
9. Datenschutz und Fairness
Unternehmen müssen kaum zu Vereinbarendes unter einen Hut bringen: das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen einerseits und Möglichkeiten der hochpräzisen, kundenspezifischen Datensammlung im Netz und deren Analyse - etwa Google, das sich in Europa mit mehreren Datenschutz-Klagen konfrontiert sieht. Google wird auch in Bezug auf die Fairness seiner Algorithmen kritisiert, die angeblich Firmen begünstigen, die Google-Ads schalten. Datenschutz und Fairness sollten Unternehmen hohe Priorität einräumen, da die Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber beiden Themen derzeit enorm zunimmt.
10. Neue Modelle für Medien
Viele Printmedien haben im vergangenen Jahrzehnt versucht, ihre bislang bewährten Geschäftsmodelle ins digitale Zeitalter zu retten. Das war ein Fehler. Heute existieren wesentlich effizientere Möglichkeiten, Inhalte zu verkaufen. Das Fernsehen sieht sich jetzt mit ähnlichen Veränderungen konfrontiert. Mit dem Internet-Fernsehen wird das Konzept der Fernseh-Kanäle verschwinden - Konsumenten können sich ohne großen Aufwand die Inhalte suchen, die sie interessieren. Dies wird zu einer größeren Fragmentierung der Zuschauerschaft führen, ermöglicht aber den Unternehmen, ihre Kunden noch zielgenauer anzusprechen. Auch hier sollten sie wiederum sehr behutsam vorgehen.