Internetplattform Wie es mit Wikileaks weitergeht

Was passiert mit Wikileaks nachdem sich Gründer Assange der Polizei gestellt hat und der Informationskrieg im Netz eskaliert? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Wie geht es mit Julian Assange weiter?

Vorerst bleibt er in Großbritannien in Untersuchungshaft. Wegen Fluchtgefahr lehnte es ein Londoner Haftrichter am Dienstag ab, den 39-Jährigen gegen Kaution wieder auf freien Fuß zu setzen. Assange droht die Auslieferung nach Schweden, wo er wegen Vergewaltigungsverdacht mit Haftbefehl gesucht wird.

In den USA zerbrechen sich Rechtsexperten der Regierung derzeit den Kopf darüber, ob es eine Rechtsgrundlage für ein Verfahren in den Vereinigten Staaten gibt. Besonders schwierig dürfte sein, Assange in die USA zu bekommen, wenn er erst einmal in Schweden ist.

Schweden habe eine große Tradition, politisches Asyl zu gewähren, meinte die „Washington Post“. Außerdem sehe ein schwedisch-amerikanisches Auslieferungsabkommen keine Verbrechen mit politischen und militärischen Hintergrund vor. Das dürfte die amerikanischen Bemühungen zusätzlich erschweren. Es heißt, eine Anklage gegen Assange oder ein Auslieferungsgesuch aus Washington sei in unmittelbarer Zukunft nicht in Sicht.

Ist Wikileaks nach der Verhaftung von Assange führungslos?

Jein. Auch nachdem sich Assange gestellt hat, wurden weitere Dokumente veröffentlicht.

Als neues Gesicht von Wikileaks gilt derzeit der Sprecher der Organisation Kristinn Hrafnsson. Seit Assange in Haft ist, tritt der Isländer regelmäßig vor die Presse und verbreitet aktuelle Nachrichten über seinen Twitter-Account tweitter.com/khrafnsson.

Ob Hrafnsson die Organisation auch formal führt ist allerdings unklar. Auch deshalb, weil über die Arbeitsweise von Wikileaks nur wenig bekannt ist. Es gibt keine Zentrale und - wenn überhaupt - nur wenige bezahlte Angestellte. Kritiker wie der Deutsche Daniel Domscheit-Berg haben die interne Intransparenz und den autoritären Führungsstil Assanges kritisiert.

Schon seit einer Weile kann man auch keine neuen Dokumente an Wikileaks schicken, da die Plattform mit den Botschaftsdepeschen an ihre logistischen Grenzen gestoßen ist.

Erst in jüngster Zeit versucht die Plattform, ihre Tätigkeit auf eine sicherere Grundlage zu stellen. Im vergangenen Monat wurde im Zuge von Umstrukturierungen in Island eine private Firma eingerichtet, auch in Schweden und Frankreich wurden laut Sprecher Hrafnsson Zweigstellen errichtet.

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