Internetüberwachung Spionagetechnik made in Germany

Seite 2/2

Deutsches know how in Ägypten und Libyen

Beispiel Ägypten

Als die Demonstranten in Kairo das Gebäude des Inlandsgeheimdienstes erstürmten, wurden auch Handbücher und Schulungsunterlagen der britischen Gamma Group gefunden, zu der auch die Gamma International GmbH mit Sitz in München gehört.

Teil des Gamma-Portfolios ist die Überwachungssoftware Finfisher. „Finfisher ist zu hundert Prozent deutsch, also in Deutschland entwickelt“, sagte Sprecher gegenüber Fakt. Es werde nur aus England geliefert, da das deutsche Büro keinen Lagerraum habe. Die Produkte „ermöglichen aktiven Zugriff auf Zielsysteme (Computer und Telefon), wobei diese ferngesteuert, Daten analysiert sowie verschlüsselte Kommunikation und Daten gesammelt werden können“, heißt es auf der Unternehmenswebsite.

Der ägyptische Aktivist Mostafa Hussein veröffentlichte Dokumente, nach denen Gamma Mubaraks Sicherheitsleute Überwachungssoftware fünf Monate testen ließ, der Kauf sollte 400.000 Euro kosten. Die Geheimdienstler empfahlen den Kauf der Software und schwärmten, sie hätte volle Kontrolle über die „Geräte der gehackten Zielelemente" gebracht.

Beispiel Bahrain

Als der Menschenrechtsaktivist Abdulghani al-Chanjar 2010 festgenommen wurde, konfrontierten ihn die Sicherheitskräfte im Verhör mit SMS. Daran gelangten die Behörden womöglich auch mit Know-how aus Deutschland. Siemens soll nach Informationen von Bloomberg sein Monitoring Center auch in den Golfstaat geliefert haben.

Zu den Abnehmern der Überwachungssoftware gehört auch der Iran. Als der 2008 eine Sicherheitslösung kaufte, war Siemens aber mit der Technik schon nicht mehr so glücklich: Das Münchner Unternehmen hatte die Sparte 2007 in Nokia Siemens Networks ausgegliedert. Später wurde daraus das weiterhin in München ansässige Unternehmen Trovicor, dass dem Finanzinvestor Perusa gehört.

Beispiel Libyen

Auch Syriens Diktator Gaddafi interessierte sich für Überwachungstechnik made in Germany. Nach Recherchen des MDR wurden im Bunker des Diktatorensohns und Geheimdienstchefs Muttasim Gaddafi Angebotsunterlagen der Firma Syborg aus dem Saarland gefunden.

Doch nicht nur arabische Diktatoren gehören zu den Kunden der Spionagespezialisten: So schaffte das Land Berlin Anfang des Jahres Trojanersoftware von Syborg an. Kostenpunkt: 280.000 Euro.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%