Interview mit Rolf Pfeifer "Maschinen haben das Kommando übernommen"

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Roboter sollen lernen können

Welche Maschinen uns das Leben erleichtern
Sie ist zwar von ihrer Größe her nichts besonderes, dafür soll die Gurkenvollerntemaschine künftig jedes Jahr 40.000 Tonnen Gurken ernten. Am Montag wurde der neue Erntehelfer, der die Kosten für die Gurkenernte drastisch reduzieren soll, im Spreewald vorgestellt. Quelle: dpa
Tunnelbohrmaschine von Herrenknecht Quelle: Pressebild
Antonow AN 225 Quelle: MilborneOne
Roboter vom Typ Titan Quelle: dpa
Bagger 293 Quelle: Elsdorf-blog.de
Emma Maersk Quelle: dpa/picture-alliance
Muldenkipper T282 Quelle: René Engel

Nämlich?

Wir wissen heute sicher, dass Handeln nicht die Folge von rationalem Denken ist. Eine Ameise verhält sich rational, sprich zweckdienlich, wenn sie auf Futtersuche geht und das Futter zum Nest zurück bringt. Das ist rationales Verhalten, aber es ist nicht die Folge von rationalem Denken.

Und der Mensch tickt ähnlich wie die Ameise, wollen Sie sagen?

Letzte Gewissheit haben wir da nicht. Aber wahrscheinlich sind es physiologische Bedürfnisse, dazu gehören auch Emotionen, die unser Handeln bestimmen.

Mit der Entwicklung seines Verstands hat es der Mensch immerhin geschafft, sich zur Krone der Schöpfung zu machen.

Es ist eine ungeklärte Frage der Evolution, warum sich diese beim Menschen anzutreffende Komplexität eingestellt hat. Zum Überleben ist sie ganz offensichtlich nicht zwingend notwendig. Bakterien sind eine der erfolgreichsten Spezies, die wir auf unserem Planeten finden. Sie haben es geschafft, Millionen Jahre zu überleben, ohne ihre Komplexität zu erhöhen.

Aber auch die evolutionäre Strategie des Menschen war erfolgreich. Zu seinen Stärken gehört es, lernen zu können. Lässt sich diese Fähigkeit auf Roboter übertragen?

Das ist unser Ziel. Lange war es üblich, dem Roboter so viel wie möglich einzuprogrammieren. Wir wollen die Vorgaben auf ein Minimum begrenzen, um verstehen zu können, wie ein Roboter lernt.

Und wie wird er ein gelehriger Schüler?

Wir geben ihm etwa die Aufgabe vor, ein Glas auf einem Tisch anzuheben. Mehr nicht. Die Lösung muss er allein finden.

Durch Versuch und Irrtum?

So ähnlich. Im ersten Schritt versucht er, dem Glas mit einer zufälligen Bewegung nahe zu kommen. Sein Kameraauge zeigt ihm: verfehlt. Er speichert die Bewegungsdaten ab und versucht es erneut und immer so weiter. Am Ende hat der Roboter selbst herausgefunden, wie er seinen Arm steuern muss, damit er das Glas erwischt. Mit anderen Worten: Er hat selbstständig gelernt, eine Aufgabe zu lösen – und zwar aus seiner ganz eigenen Perspektive. Jede Maschine kann bei diesem Prozess zu einer eigenen Lösung kommen.

Damit hätten Roboter so etwas wie Individualität. Dürfen wir ihnen dann noch einfach den Stecker ziehen?

Ein interessanter Punkt. In Korea haben Forscher im Auftrag der Regierung eine Charta für Roboterrechte aufgestellt, die das infrage stellt. Momentan mag uns das noch absurd erscheinen, aber diese Themen kommen irgendwann einmal zwingend auf uns zu. Die Antworten könnten uns schwerfallen, denn wir werden nie wissen, was für ein Gefühl es ist, an einer Ladestation zu hängen.

Vielleicht doch, wenn nämlich eintritt, was der amerikanische Technologie-Visionär Ray Kurzweil als Zukunft ausmalt. Bis zum Jahr 2045 werde sich der Unterschied zwischen Mensch und Maschine aufgelöst haben, kündigte er jüngst an.

Solche Geschichten erzählt er schon seit 20 Jahren. Die Medien greifen sie gerne auf, weil es die Leser sofort schaudert.

Sie nehmen die Ankündigung nicht ernst?

Nicht wirklich. Der Kurzweil, glaube ich, hat schlicht Angst vor dem Tod. Darum schluckt er auch jeden Tag zig Pillen, um sich gesund zu halten. Sein Ziel ist es, sich unsterblich zu machen, indem er sich mit Technologie verschmilzt. Hinter diesen Fantasien stecken archaische Ängste. Transhumanisten wie Kurzweil wollen sich nicht damit abfinden, dass wir als biologische Wesen ein biologisches Ende nehmen. Und furchtbar neu ist es übrigens auch nicht, was er beschreibt.

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