Investitionen IT-Branche geht optimistisch in das neue Jahr

Die letzten Monate haben gezeigt, dass Firmen wieder bereit sind, in die Modernisierung ihrer Informationstechnik zu investieren. Die neue IT hat vor allem ein Ziel: Sie soll die Kosten der Unternehmen senken. Windows 7 und verbesserte Breitbandnetze sollen das Wachstum der Branche zusätzlich beschleunigen.

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Die IT-Branche rechnet mit Wachstum im kommenden Jahr. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

DÜSSELDORF. Die IT-Anbieter blicken optimistisch ins neue Jahr. Sie rechnen damit, dass die Unternehmen wieder mehr Geld in Technik investieren, die diesen hilft, ihre Prozesse zu verbessern und weiter Kosten zu senken. "Der Aufschwung der Gesamtwirtschaft im nächsten Jahr wird zu einer Belebung der High-Tech-Märkte führen", gibt sich August-Wilhelm Scheer zuversichtlich. In der Informationstechnik sei ein Investitionsstau entstanden - "dieser wird sich im nächsten Jahr auflösen", so der Bitkom-Präsident.

Der Branchenverband geht davon aus, dass der IT-Markt (Hardware, Software, Services) im Jahr 2010 in den EU-Ländern wieder um 0,6 Prozent wachsen und die Marke von 300 Mrd. Euro übersteigen wird. Die Marktforscher von Gartner prognostizieren weltweit sogar ein Plus von 3,3 Prozent für das kommende Jahr.

IDC ist da zurückhaltender und erwartet ein moderates Wachstum weltweit. "Die IT-Ausgaben werden nur langsam wachsen und dann mittelfristig bis 2013 nach und nach stärker steigen", sagt IDC-Consulting Director Lynn-Kristin Thorenz.

Im Mittelpunkt der Investitionen stehen Techniken, die sich bereits in diesem Jahr bewährt haben und die den Firmen helfen, die Kosten weiter zu reduzieren. "Ganz oben auf der Liste stehen Basisthemen wie IT-Sicherheit, Datenspeicherung (Storage Management), Automatisierung und Virtualisierung sowie Programme für ein besseres Kundenmanagement oder Software, mit der Unternehmen ihre Geschäftsdaten analysieren können, um die Prozesse zu verbessern", so Thorenz. Starker Treiber für das Wachstum in der IT werde das Outsourcing sein, schätzt Christophe Châlons, Chef-Analyst der PAC-Gruppe. Bereits das letzte Quartal 2009 habe gezeigt, dass Firmen im Outsourcing eine Chance sehen, ihre Kosten weiter zu senken.

"Es wird bereits wieder mehr investiert", bestätigt auch Ralph Janke, Geschäftsführer Technologie beim Dienstleister Accenture. Die Nachfrage habe in den letzten Monaten deutlich angezogen. "Die IT-Abteilungen haben wieder Geld. Die ersten Ziele sind eine schnelle Kostensenkung und die Optimierung der Geschäftsprozesse. Darüber hinaus soll das Kundenmanagement verbessert werden", so der Accenture-Experte.

PC-Hersteller wie Hewlett-Packard gehen davon aus, dass 2010 auch der Markt für PCs wieder zulegen wird. "Windows 7 ist ein Kaufargument für viele Unternehmen", sagt HP-Deutschland-Geschäftsführer Volker Smid.

Obwohl das Microsoft-Betriebssystem bereits seit dem Herbst auf neuen Rechnern installiert wird, ist es in der Unternehmenswelt noch nicht angekommen. "Firmen waren noch nicht bereit zu investieren", sagt IDC-Expertin Lynn-Kristin Thorenz. Die meisten Firmen betreiben ihre Rechner noch mit Windows XP. Das ändere sich jetzt. "Davon profitieren auch die IT-Dienstleister, die als Microsoftpartner die Firmen bei der Integration unterstützen", sagt Thorenz.

Das neue Betriebssystem punktet vor allem mit verbesserten Sicherheitseinstellungen sowie mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten, die eine Zusammenarbeit im Unternehmen erleichtern. Solche sogenannten Unified-Communication-Lösungen waren bereits in diesem Jahr in Firmen sehr beliebt - mussten aber zusätzlich installiert werden. Über diese Kommunikationsplattformen im Internet sind die Mitarbeiter überall erreichbar. Sie können sich nicht nur per Video oder Chat-Programm miteinander austauschen, sondern auch über sogenannte Desktop-Sharing-Software Dokumente gemeinsam bearbeiten.

Die effektive Verknüpfung der unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten ist aber kompliziert, so dass sich IT-Dienstleister wie Computacenter oder Logica von dem neuen Trend ein zusätzliches Geschäft versprechen.

"Unified Communication gewinnt an Fahrt", diesen Eindruck hat auch Mario Tobias, Mitglied der Geschäftsleitung beim IT-Branchenverband Bitkom. Die Technik sei deutlich zuverlässiger geworden. Eine schnelle Datenverbindung vorausgesetzt, seien Videokonferenzen in der Krise für viele Firmen ein Ersatz nicht nur für Konferenzen innerhalb des Unternehmens, sondern auch für Treffen mit Kunden geworden.

"Die Firmen investieren aber nicht nur aus Kostengründen in die Technik, sondern auch, um Energie zu sparen", sagt Tobias. Das Thema "Nachhaltigkeit" sei für viele Unternehmen immer wichtiger und da seien Techniken gefragt, die helfen würden, den CO2-Ausstoß zu verringern.

Allerdings sind noch nicht überall in Deutschland schnelle Datenleitungen verfügbar. Es gibt ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: In rund 800 Kommunen ist High-Speed-Internet nur über eine teure Satelliten-Verbindung verfügbar. Das will die Bundesregierung mit ihrer Breitbandinitiative ändern. Sie soll dafür sorgen, dass bis Ende 2010 leistungsfähige Internetanschlüsse flächendeckend verfügbar sind.

Nachdem die Bundesländer zugestimmt haben, soll dazu im Frühjahr nächsten Jahres ein Teil der Frequenzen, die durch die Digitalisierung der Fernsehübertragung frei geworden sind, versteigert und für den Aufbau breitbandiger Mobilfunkangebote für den ländlichen Raum genutzt werden.

Der Breitbandausbau sei damit ein weiterer Wachstumstreiber für das nächste Jahr, sagt Bitkom-Manager Tobis. Er rechnet damit, dass - wenn die Lizenzen im April vergeben seien - die Netze zügig aufgebaut werden. "Kleine mittelständische Unternehmen machen Druck, sie brauchen die Netze, um die Arbeitsplätze auf dem Land halten zu können", so Tobias.

In mehreren Bundesländern sind zudem in den vergangenen Jahren sogenannte Best-Practice-Lösungen getestet worden. Dabei handelt es sich um einen Mix aus verschiedenen Übertragungstechniken - von Richtfunk über sogenannte WLan-Netze bis hin zu UMTS oder Satellitenübertragung. Diese würden zusätzlich helfen, für jedes Dorf die kostengünstigste und schnellste Lösung zu finden, hofft der Bitkom-Experte.

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