IT-Sicherheit Cyberversicherungen sind im Kommen

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Bei der Schuldfrage wird es oft kniffelig

Die Unternehmen können die Police als Zusatzbaustein zu einer gewöhnlichen Betriebshaftpflichtversicherung kaufen. Kostenpunkt: ab 190 Euro. Wer die Cyberversicherung als Stand-Alone Lösung abschließt, zahlt ab 1000 Euro jährlich für den Schutz gegen Hackerattacken, abhängig von der Unternehmensgröße, dem zu versichernden Hauptrisiko und dem Selbstbehalt. Dieser beträgt im Schadensfall mindestens 1000 Euro.  

Bei produzierenden Betrieben sei die Betriebsunterbrechung das größte Risiko, sagt Beckers. Stehen smarte Maschinen auf einmal still, könne die komplette Produktion lahm gelegt werden. Hier übernimmt dann die Versicherung. Diese hafte für Eigen- und Drittschäden. Das heißt: Wenn über Firmenrechner ein Virus in das System von Geschäftspartnern eingeschleust wird, zahlt die Versicherung genauso, wie bei Trojanern, die nur das eigene System schädigen. Bei der Schuldfrage werde es allerdings kniffelig, sagt Axa-Mann Beckers. „Wenn in einem Betrieb ein Feuer ausbricht, kann man sagen, eine Sprinkleranlage hätte das schlimmste verhindern können. So einfach ist das bei Cyberangriffen natürlich nicht.“ Schließlich könne auch die Antivirensoftware oder die Firewall zum Einfallstor für Hacker werden, oder auch ein zur falschen Zeit aufgespieltes Update. „Ein Fenster schließt sich, ein anderes öffnet sich“, warnt auch die Allianz-Tochter AGCS.

Die Axa-Police greift auch bei menschlichem Versagen der eigenen Belegschaft, nämlich beim sogenannten CEO-Fraud. Bei dieser Variante des Enkeltricks geben sich Betrüger als Unternehmenschefs aus und ordnen per Mail Überweisungen für angebliche Übernahme-Deals auf geheime Konten an. Diese Form des Betrugs funktioniert erschreckend gut und hat schon zahlreiche Mittelständler um große Summen erleichtert.

Mit einem bislang einzigartigen Bündel-Angebot wirbt der Industrieversicherer HDI seit vergangenem Herbst speziell um kleinere und mittlere Betreiber von Online-Shops und -Auftritten. AssuredSecurity heißt die Kombi-Offerte die der HDI gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Cocus aus Eschborn entwickelt hat.

Das Paket reicht vom regelmäßigen, automatischen Sicherheits-Check der Web-Angebote auf alle relevanten Sicherheitslücken über konkrete Handlungsanweisungen und Reparaturvorgaben bis hin zur Vermittlung von Technikspezialisten oder Unterstützung bei der Krisen-Öffentlichkeitsarbeit in Schadensfällen.

Zudem kommt die Versicherung  – je nach gewähltem Tarif – für Eigenschäden oder Haftpflichtansprüche Dritter auf, falls Hacker nach einem bestandenen Sicherheitscheck trotzdem in die Systeme eindringen. Je nach Umfang der gewünschten Deckungssumme liegen die monatlichen Beiträge zwischen knapp 20 und 150 Euro.

Interessant ist, dass die Kombination aus dem von Cocus entwickelten externen Sicherheitscheck und der HDI-Versicherungsleistung im Schadensfall klar definiert, wann die Versicherung eintreten muss. Der Cocus-Check setzt auf mehreren parallel arbeitenden Sicherheitsscannern auf, die ihrerseits die jeweils vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als kritisch identifizierten Schwachstellen abprüfen. Stoßen die Prüfroutinen auf Risiken, bekommt der versicherte Online-Unternehmer 90 Tage Zeit, die Mängel zu beheben, in der die Versicherung im Schadensfall trotzdem zahlt. Erst anschließend geht das Risiko auf den Versicherten über, der auf möglichen Schäden sitzen bleibt, sofern Hacker die benannten Sicherheitslücken ausnutzen.

Zur Akzeptanz der AssuredSecurity-Policen bei den potenziellen Kunden halten sich die Partner noch bedeckt. Derzeit sei der Markt für entsprechende Angebote noch in einem frühen Stadium, heißt es, aber die Nachfrage ziehe erkennbar an.

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