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Kinderbilder Grundschule bereut Facebook-Aktion

Intensiv wird darüber debattiert, dass eine Grundschule Kinder von einer Stunde mit einem Geschichtenerzähler ausschloss, weil keine Bilder von ihnen auf Facebook erscheinen durften. Die Schule hat daraus gelernt.

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Kind surft auf Facebook Quelle: dpa

Eine bundesweite Debatte löste eine Grundschule in Braunlage im Harz aus. Sechs Schüler wurden von einer Unterrichtsstunde mit einem Geschichtenerzähler ausgeschlossen, weil ihre Eltern einer Veröffentlichung von Fotos der Veranstaltung bei Facebook nicht zugestimmt hatten. Die Schulleitung hat gegenüber Golem.de den Fehler jetzt eingeräumt.

"Ich bedauere den Vorfall sehr und wir haben daraus gelernt. Es war eine Sponsoringaktion, und der Sponsor stellte die Bedingung, dass die Elterneinwilligung für eine Veröffentlichung auf Facebook vorliegt", sagte die Schulleiterin. Das Geschichtenerzählen werde nun noch einmal für alle Kinder nachgeholt.

Die neu ernannte Schulleiterin hatte um eine schriftliche Zustimmung der Eltern gebeten. Sie habe wegen Zeitdrucks über die Situation nicht weiter nachgedacht, sagte sie.

Die Kinder seien eigentlich nicht "ausgeschlossen" worden, sie seien in anderen Gruppen betreut worden. "Wir werden noch sorgfältiger bei der Auswahl von Sponsoren sein. Wir wollten auch kein Kind diskriminieren."

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine berichtet, dass ein Versicherungsunternehmen der Sponsor gewesen sei. Sechs von insgesamt 45 Schülern der ersten und zweiten Klasse seien anderweitig betreut worden, statt dem Erzähler zuzuhören. Sie würde Bilder nur sehr "dosiert" und stets nur mit Einverständnis der Eltern auf der Homepage der Schule veröffentlichen, sagte die Schulleiterin der Zeitung.

"Was soll daran so schlimm sein?"

Auch im Forum von Golem.de löste unser Artikel eine lebhafte Debatte über die Verantwortung von Eltern aus. Besonders intensiv wird darüber diskutiert, ob Kinderbilder, die nur im privaten Freunde-Bereich Facebooks gepostet werden, dort sicher aufgehoben sind: "Es macht nämlich einen Unterschied, ob man die Kinderbilder nur der Familie, den Freunden oder der Allgemeinheit zur Verfügung stellt", argumentierte beispielsweise Forennutzer "monettenom", "Couch-Hero" hielt dagegen: "Und wer garantiert dir, dass FB sich auch in Zukunft daran hält? AGBs sind geduldig und änderbar."

Facebook erklärte Golem.de, dass Bilder, die nur für Freunde freigegeben sind, von Freunden auch nur an gemeinsame Freunde weitergegeben werden können, nicht aber an andere. Wenn die Bilder auch für Freunde von Freunden freigegeben seien, sehe die Sache jedoch schon anders aus. Das schließt allerdings nicht aus, dass die Fotos von Freunden gespeichert und anderweitig verbreitet werden.

Unter dem Aufruf "Zeigt den Kindern die Welt und nicht die Kinder der Welt" hat sich auch auf der Facebook-Seite Keine Kinderfotos im Social Web eine neue Diskussion entwickelt. "Was soll daran so schlimm sein, wenn es nur ausgewählte Leute sehen können?", fragt Nutzer Ei Leen und erhält als Antwort die Gegenfrage: "Warum müsst ihr eure Kinder ins Netz stellen?". Nutzer Püppi Maus fragt: "Bis heute gibt es von mir Bilder im Netz (keine schlimmen) von Profilen wie Lokalisten, Myspace etc., die ich auch vor Jahren gelöscht habe. Wollt ihr das euren Kindern antun?" Schleswig-Holsteins Landesdatenschützer Thilo Weichert freute sich entsprechend über die "Bewusstseinsarbeit" durch den Golem.de-Artikel.

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