Deutschland fehlt bekanntlich ein zentrales, senderübergreifendes TV-Portal mit kostenlosen On-Demand-Inhalten im Stile von Hulu. Entsprechend groß ist die Intransparenz. Die Fernsehsender kochen jeweils ihr eigenes Online-Süppchen, weshalb es für Zuschauer mitunter einiges an manueller Suche erfordert, um den Stream des gewünschten Programms im Netz zu finden.
Unglückliche Namenswahl oder Geniestreich?
Stefan George und David Eickhoff aus Potsdam bei Berlin möchten dies mit einer Suchmaschine für legale Serien- und Filmstreams ändern. Kino1.to haben die zwei Informatikstudenten ihre Videosuchmaschine getauft – die Namensverwandtschaft zur berühmt-berüchtigten und 2011 von den Ermittlern geschlossenen Streamingseite ist offensichtlich. Manch einer mag dies als “unglückliche Namenswahl” bezeichnen, doch eigentlich handelt es sich dabei um einen Geniestreich:
Moderne Suchmaschine
Immerhin ist dem Projekt von George und Eickhoff damit eine maximale Aufmerksamkeit gewiss. Die Razzia und Schließung von Kino.to war aufgrund der enormen Popularität der Site ein viel beachtetes Medienereignis. Für Redakteure hiesiger Nachrichtenangebot ist Kino1.to damit ideales Futter – besonders dann, wenn sich durch eine bewusst unklar formulierte Überschrift eine direkter Zusammenhang mit Kino.to andeuten lässt.
Abgesehen von dem PR-Coup bietet Kino1.to aber auch funktionell durchaus Substanz: Über eine moderne, HTML5-basierte und damit auch über mobile Geräte benutzbare Oberfläche können sich Anwender online angebotene Filme, Serien und Clips von ARD und ZDF (Mediathek), dem zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehörenden Videoportal MyVideo, Maxdome (ebenfalls im Besitz von ProSiebenSat.1) sowie von Videoload, dem Video-on-Demand-Angebot der Telekom, empfehlen lassen. Filter erlauben die Sortierung nach verschiedenen Kriterien, und eine Suche liefert auf einen Blick alle Clips zu einem bestimmten Programm.
Wachsendes Angebot
Rund 70.000 Videos sind nach Angaben der Betreiber mittlerweile erfasst, die jeweils zur Originalquelle bei den indexierten Sites verweisen. Inhalte von den Websites der RTL-Gruppe werden momentan nicht berücksichtigt, dafür listet Kino1.to aber auch Streams der zwei größtenteils kostenpflichtigen Angebote Maxdome und Videoload – bei denen neben Filmen auch Inhalte verschiedener TV-Sender angeboten werden. Kino1.to-Besucher, die kein Interesse an Bezahl-Inhalten haben, können diese ausblenden.
Wirklich vollständig ist Kino1.to zwar bisher nicht, zeigt aber durch die äußerst benutzerfreundliche, zeitgemäße Bedienung, wie eine Suche für Online-Videoinhalte im Jahr 2012 aussehen muss – was man vom Wettbewerber Stream Search nicht unbedingt sagen kann.
Vom Hobbyprojekt zur ernsthaften Alternative?
Momentan handelt es sich bei Kino1.to, das anders als sein Namensvetter in juristisch sicherem Fahrwasser fährt (es sei denn, die berücksichtigten Portale haben etwas gegen die Indexierung), noch um ein Hobbyprojekt, das die zwei Macher neben ihrem Studium betreiben. Dass sie mit Kino1.to eine Nachfrage bedienen, steht jedoch außer Zweifel. Insofern eröffnet sich für sie hier auch die Möglichkeit, daraus ein ernsthaftes, ambitioniertes Unterfangen zu machen.