Das bleibt nicht ohne Folgen. Schon jetzt stellen sich die Mobilfunkanbieter mit neuen Modellen auf die Zeiten ohne „Cash Cow“ Roaming ein. „Zum Teil kosten die Tarife jetzt schon weniger als die EU verlangt“, sagt Thomas Bradler, Rechtsexperte bei der Verbraucherzentrale NRW.
Telekom-Kunden können ab Juli eine einjährige All-Inklusive-Option buchen, mit der gegen fünf Euro Aufpreis im Monat Inland-Flatrates für Telefonie, SMS und Internet auch im EU-Ausland gelten. Für alle, die nicht ständig im Ausland sind, bietet die Telekom ein Vier-Wochen-Paket für 19,95 Euro an. Tages- und Wochenpässe für den Kurzurlaub haben die Bonner ebenfalls im Angebot. Diese bieten sie seit Mai sogar weltweit zu EU-Bedingungen an – zumindest für Vertragskunden (ab 34,95 Euro im Monat). Damit kosten dann selbst in Südafrika 150 Megabyte nicht mehr als 14,95 Euro in der Woche. Gegen einen Aufpreis (je nach Tarif) können Telekom-Kunden außerdem ab 1. Juli EU-weit sowie in die Schweiz ihre Dreifach-Flatrate nutzen.
Bedenkt man, dass auch nach den neuen EU-Regularien pro Megabyte Datenvolumen immer noch 24 Cent inklusive Mehrwertsteuer anfallen, können sich solche Datenpakete lohnen. „Das Surfen im Netz ist auch nach Inkrafttreten der neuen Höchstpreise ab Juli noch sehr teuer, wenn ein Anbieter nicht unter die Preisgrenzen geht“, sagt Torsten Gerpott vor.
Sicher ist der Verbrauch des Datenvolumens immer individuell und von dem eigenen Surfverhalten abhängig. Doch grob (und ohne Gewähr) lässt sich sagen, dass mit zehn Megabyte (2,40 Euro) folgendes möglich ist: zehn Bilder ins Netz laden (etwa 500 Kilobyte pro Bild), zehn Mal E-Mails checken (ohne Anhänge), 20 Webseiten aufrufen, 50 Mal das Facebook-Profil abrufen und etwa 100 WhatsApp-Nachrichten senden oder empfangen.
Für den normalen Urlauber dürfte das ausreichend sein. Doch für Geschäftsreisende, die oft mit großen Dateianhängen arbeiten müssen, können sich die angebotenen Zusatzpakete durchaus lohnen. Ein Vorteil bei Reisen innerhalb der EU: Die Netzanbieter sind ab Juli verpflichtet, ab einer versurften Summe von 60 Euro, die Verbindung ins Netz zu unterbrechen. Ist das Volumen zu 80 Prozent verbraucht, schickt der Provider eine Warnung heraus. Kurz darauf ist dann Schluss. Der Nutzer hat im Anschluss die Möglichkeit, den Zugang in das mobile Netz wieder freizuschalten. Eine zweite Warnung bekommt er allerdings nicht.
Auch Vodafone hat Reise-Pakete im Portfolio. Die Kunden können hier gegen einen Aufpreis von 2,99 Euro am Tag eine Reiseflatrate buchen. Diese gilt dann nicht nur für das EU-Ausland, sondern auch für die Schweiz und die Türkei. Bedenkt man, dass die Kosten für das Surfen am Bosporus für ein Megabyte Datenvolumen schnell über zehn Euro kosten, lohnt sich das durchaus. Schließlich gehört die Türkei nicht zur Europäischen Union. Entsprechend greifen die neuen Grenzwerte auch nicht.
„Bevor man ins Ausland reist, sollte man sich immer schlau machen, welcher Tarif für einen eingestellt ist“, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale. „Manchmal gehen Voreinstellungen beim Tarifwechsel verloren, ohne dass der Verbraucher darüber informiert wurde.“ Und das gilt sowohl für den Urlaub innerhalb der EU als auch außerhalb.
Außerdem sei es sinnvoll, die Softwareaktualisierungen über das mobile Netz abzuschalten, rät der Verbraucherschützer. Wer diese nur über ein WLAN zulässt, schließt hohe Roaminggebühren aus, die durch automatische Updates entstehen können, die Apps im Hintergrund ausführen.