Livestreams Vorsicht vor verseuchten Fußball-Videos

Fußball-Fans aufgepasst: Wer Live-Videos der EM-Spiele im Internet ansehen will, riskiert Computer-Kriminellen in die Falle zu gehen und sich Viren oder Trojaner einzufangen. WirtschaftsWoche-Technik-Experte Thomas Kuhn enthüllt die Tricks der Hacker und verrät, welchen Livestreams Fußball-Freunde trauen können.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Smarte Apps für die EM
Die UEFA hat eine offizielle App zur EURO 2012 veröffentlicht. Neben den obligatorischen Infos zu den Spielen, den einzelnen Mannschaften und Tabellen bietet die UEFA-App auch einige Spaßige Gimmicks. Quelle: Screenshot
Den Feed zum Facebook-Kanal darf natürlich auch nicht fehlen. Das Besondere ist aber der interaktive Fanbereich. Dort können die Nutzer eigene Fotos hochlanden und mit Schnäuzern im Stil der 70er Jahre verzieren. Das wird dann auf einer Europakarte dargestellt. Die offizielle App zur EM gibt es für Android-Geräte und für Apples iDevices. Quelle: Screenshot
Mehr Infos zum deutschen Team gibt es in der App des DFB. Da darf natürlich auch ein Euro Special nicht fehlen. Netter Nebeneffekt: Man ist auch noch bei Neuheiten aus der Bundesliga und dem Frauen-Fußball auf dem aktuellen Stand. Quelle: Screenshot
Neben der regulären DFB-App gibt es für das Turnier auch eine spezielle App EM 2012 die Mannschaft. Hier gibt es ausführliche Statistiken zu den deutschen Spielern und einen Spielplan, der auch einfach in den Kalender übertragen werden kann. EM 2012 die Mannschaft gibt es für iPhone und iPad, wobei die Grafiken auch für das hochauflösende Display des iPad 3 optimiert sind. Quelle: Screenshot
Apps mit aktuellen Informationen zur EM gibt es zuhauf. EM 2012 Live & EM Chronik hebt sich davon ab. Wie der Name der App verrät, gibt es auch historische Daten aller 14 Europameisterschaften. Alle Begegnungen, alle Spieler (Vereine, Tore, Einsätze), alle Torschützenkönige, alle Kader, alle Gruppenspiele und eine ewige Statistik. Eine App für wahre Fans. Quelle: Screenshot
Einige Apps haben mehr Funktionen als Pocket EM 2012. Wer aber Wert auf eine einfache und reduzierte Darstellung legt, der ist hier richtig. Die App will gar nicht das Rundum-Paket für das gesamte Turnier sein. Einfache und schnelle Infos unterwegs, das ist das Ziel der App für iOS, Android und Windows Phone. Quelle: Screenshot
Schulhoffeeling zur Fußball-EM: Mit dem EM 2012 Quartett auf iPhone und iPod touch können Sie mit den digitalen Quartett online in sechs Kategorien gegen ihre Freunde zocken. Die App ist kostenlos. Quelle: Screenshot

Die aktuelle Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ist nicht nur ein Fest für Fußballfans und Sponsoren. Auch Cyberkriminelle profitieren vom Run aufs runde Leder. Sie machen sich zu Nutze, dass immer mehr Sportinteressierte die Spiele auf PC oder Smartphone als sogenannte Livestreams aus dem Internet ansehen.

Doch Vorsicht: Wer in Online-Suchmaschinen nach Begriffen wie „Free Livestream EM“ oder „HD Football Livestream“ sucht und die Fundstellen unbedacht ansurft, läuft Gefahr sich Schadsoftware wie Viren oder Trojaner auf den eigenen Computer oder das Smartphone zu laden. IT-Sicherheitsexperten warnen, dass Tatsächlich Computer-Kriminelle längst eine Vielzahl falsche Fährten ins Netz gelegt haben, um Fußballfans mit dem Versprechen kostenloser EM-Livebilder auf gefälschte Webseiten zu lotsen. „Cyberkriminelle lassen sich ein mediales Großereignis wie die Fußball-Europameisterschaft nicht entgehen“, sagt etwa Christian Funk, Virenanalyst beim russischen IT-Security-Dienstleister Kaspersky Lab.

Gefährliche Spionagesoftware

Doch statt der erhofften Fußballbilder finden Fans auf den Seiten mit Livestreams oft nur leere Video-Fenster – und den Hinweis, dass die passende Wiedergabesoftware noch nicht auf Computer oder Telefon installiert sei. Das benötigte Programm sei aber nur einen Mausklick entfernt. Doch wer Download und Installation der angebotenen Software bestätigt, lädt in aller Regel nicht den vorgeblichen Videoplayer aufs eigene Endgerät, sondern Spionagesoftware.

Entsprechend gibt’s nach dem Download auch weiterhin keine TV-Bilder aus Polen oder der Ukraine. Statt dessen späht das Schadprogramm später beispielsweise die Kontakteliste aus oder kopiert gespeicherte Passwörter beziehungsweise protokolliert PIN-Eingaben beim Online-Banking mit und schickt alle Daten unbemerkt vom Nutzer an die Server der Cyber-Kriminellen. Schutz bietet hier der Tipp der Experten, auf keinen Fall unbekannte Software auf den eigenen Computer zu laden und auch nicht vorschnell der Installation von Apps zweifelhafter Herkunft zuzustimmen.

Mitunter aber ist nicht einmal das erforderlich. Denn zum Teil haben die elektronischen Angreifer die Web-Seiten, auf die beispielsweise Livestream-Links verweisen, mit verborgenem Programm-Code präpariert. Wer die Seiten mit veralteten Browsern und Online-Schutzprogrammen oder gar von gänzlich ungeschützten Computern aus öffnet, fängt sich dann schon beim bloßen Aufruf der verseuchten Angebote Schadsoftware ein. Die kann dann nämlich bei sogenannten Drive-by-Downloads ganz ohne Zutun des Anwenders auf PC oder Smartphone überspielt werden.

Adressendungen beachten

Zehn Abzocker-Tricks im Internet
Trojaner und Co.Viren, Würmer und Trojaner können erhebliche Schäden auf dem PC anrichten. Beliebt bei Abzockern sind vor allem die Trojanischen Pferde, die vom Nutzer meist unbemerkt auf dem Rechner lauern und sensible Daten wie Passwörter abfangen, mit denen dann Schindluder getrieben werden kann. Wie kann man sich schützen?Bei allen Downloads aus dem Internet ist Vorsicht geboten. Das BSI warnt davor, dass sich in der Flut von Gratis-Programmen und Dateien unzählige Schadprogramme verstecken, die dann den Rechner infizieren. Manche davon verbreiten sich auch über USB-Sticks, weshalb man diese am besten nicht mit anderen austauschen sollte. Bemerkt man die Infektion, sollte man an einem "sauberen" PC umgehend alle wichtigen Passwörter, besonders von Online-Händlern oder Auktionshäusern, ändern. Die Kontoauszüge sollte man in der nächsten Zeit stets kritisch prüfen, da Betrüger an Kontodaten gelangt sein könnten und nun im Namen des Geschädigten Geschäfte tätigen. Quelle: REUTERS
PhishingDas Wort, das wie "Fischen" klingt, ist in aller Munde. Im Prinzip geht es auch genau darum: Abzocker werfen die Angelrute nach Passwörtern aus. Auf gefälschten Internetseiten, die etwa denen von sozialen Netzwerken oder Banken täuschend ähnlich sind, geben ahnungslose Nutzer ihre Daten ein - und sind sie auch schon los. Die Betrüger sind auf Passwörter, persönliche Daten oder Kreditkartennummern aus.Wie kann man sich schützen? Grundsätzlich sollte man bei E-Mails, die etwa scheinbar von der Bank oder einer Firma kommen und die den Empfänger dazu auffordern, seine Daten zu aktualisieren, misstrauisch sein. Diese Mails werden massenhaft verschickt und die Angreifer spekulieren darauf, dass einige der Adressaten tatsächlich Kunde bei dem vorgegebenen Unternehmen ist. Um so einen gefälschten Link zu enttarnen, muss man mit der rechten Maustaste auf den angegebenen Link in der E-Mail klicken und dann "Quelltext anzeigen" auswählen, rät das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). So kann man erkennen, was sich tatsächlich hinter dem "offiziellen" Link verbirgt. Quelle: dpa/dpaweb
Spam, Spam, SpamSpam- oder auch Junk-Mails sind nicht nur ärgerlich, weil sie den Posteingang zumüllen. Lädt man die Massen-Mails herunter, können dem Nutzer je nach Internet-Anbieter Kosten für den Datenverkehr entstehen. Laut BSI entstehen jedes Jahr Kosten in Milliardenhöhe für Versand, den Zeitverlust fürs Lesen, das Entfernen oder sogar Beantworten des elektronischen Schrotts. Wie kann man sich schützen?Egal wie sehr man sich ärgert, man sollte niemals auf ungewollte Newsletter oder Werbepost antworten - denn die Nachrichten werden oft vollautomatisch an Hunderttausende per Zufallsprinzip erstellte Mailadressen versandt. Reagiert der Adressat auf die unerwünschte Müllpost, zeigt er nur, dass ein realer Nutzer erreicht wurde, und erhält noch mehr Spam. Wird man immer vom gleichen Absender belästigt, kann ein Filter im Mail-Programm helfen, der den Spammer blockiert. Bei extremer Belästigung hilft oft nur noch die Aufgabe der Mail-Adresse und das Erstellen einer neuen - bei der man dann wesentlich vorsichtiger damit umgehen sollte, wo und wem man sie weitergibt. Quelle: AP
Geschenke und GewinnspieleWenn beim Surfen plötzlich ein Browserfenster aufgeht, dass man ein Handy oder gar eine tolle Kamera gewonnen hat, kann man sich doch freuen - oder? Mitnichten! Die Verbraucherzentralen warnen vor solchen vermeintlichen Geschenken, denn es sind nur fiese Köder, die zum Beispiel von den Kosten für das Gewinnspiel ablenken sollen. Oft sind die Betrüger aber auch hier einfach auf die intimen Nutzerdaten aus.Wie kann man sich schützen? Vorsicht bei verlockenden Gewinnspielen und angeblichen Präsenten von Anbietern zweifelhafter Seriosität - denn wer hat schon etwas zu verschenken? Die persönlichen Daten wie Name, Alter, Anschrift, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse landen meist nur bei Adressensammlern, die diese dann in Paketen weiterverkaufen und sich so die Taschen füllen. Das einzige, was sich beim Opfer füllt, ist dann der Anrufbeantworter oder das Mail-Postfach, und zwar mit nerviger, ungewollter Werbung. Im Zweifelsfall also lieber: Finger weg! Quelle: dpa
Betrug per AppSmartphones sind ja sehr praktisch. Auch unterwegs hat man nicht nur ein Telefon, sondern eben auch immer einen Zugang zum Internet dabei. Doch auch bei dieser neuen Spielerei finden natürlich Betrüger Mittel und Wege, um Nutzern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Abzocke per App, also einem kleinen Programm auf dem Handy, nimmt laut Verbraucherzentrale zu. In Spielen oder anderen Anwendungen, die erstmal gratis heruntergeladen werden können, verbergen sich meist kleine Werbebanner, etwa mit Hinweisen auf eine Erweiterung (zum Beispiel: "Hier gibt's neue Level" oder ähnliches). Berührt man die Stelle auch nur aus Versehen, kann das teuer werden, denn oftmals werden so über die Handynummer Käufe oder sogar Abos getätigt, die bis zu 60 Euro pro Monat kosten können.Wie kann man sich schützen? Die Verbraucherzentrale stuft einen Vertrag, der über das bloße Antippen eines Banners zustande kam, als ungültig ein. Die Bundesnetzagentur prüft derzeit einen Gesetzesverstoß. Geschädigte müssen sich selbst kümmern. Die Verbraucherzentrale rät dazu, den Vertragsabschluss gegenüber dem Mobilfunkprovider und der App-Firma zu bestreiten, und es zu kündigen. Vorbeugend können Smartphone-Nutzer eine sogenannte Drittanbieter-Sperre verhängen, die verhindert, dass dubiose Geschäftemacher über die Handyrechnung Geld einziehen können. Quelle: dapd
Lösegeld-ErpressungLösegeld-Erpressung? Ja, das gibt es auch im digitalen Bereich. Mit sogenannter Ransomeware wird der Rechner infiziert (zum Beispiel per E-Mail-Anhang oder auch per Facebook-Link), und der Nutzer kann auf einmal nicht mehr auf einzelne Dateien, Ordner oder gleich seine ganze Festplatte zugreifen. Für die Freigabe der Daten-Geiseln fordern die Schadprogramme Geld, das per anonymer Überweisung ins Ausland gehen soll. Berühmtheit erlangte der Bundespolizei-Trojaner, der Betroffenen vorgaukelte, eine offizielle Polizeibehörde habe den Rechner verschlüsselt, weil ungesetzliches Material (etwa Kinderpornografie) darauf gefunden worden sei. Wie kann man sich schützen?Alle Programme inklusive Antivirensoftware sollte immer auf dem neusten Stand gehalten werden. Vor allem gegenüber E-Mails von unbekannten Absendern, die Links oder Anhänge enthalten, sollte man misstrauisch sein. Ein beliebter Verbreitungsweg ist auch das soziale Online-Netzwerk Facebook: Hier verbreiten sich die Schadprogramme über Links in automatisch geposteten Videos oder Fragen, die zum draufklicken animieren (zum Beispiel: "Bist du das auf dem Foto?" oder "Total krasses Video!"). Hier heißt es wachsam sein, nachdenken und erst dann klicken. Hat man sich infiziert, sollte man auf keinen Fall zahlen und zudem Anzeige bei der Polizei erstellen. Quelle: dpa
berTeure AbofallenEigentlich wollte man doch nur über eine Website ein paar Gratis-SMS verschicken. Und nun flattert eine astronomische Rechnung ins Haus. Angeblich kostenfrei zu versendende Kurznachrichten oder Spiele, Logos und Klingeltöne, die man sich zu sagenhaft günstigen Preisen herunterladen kann, sind eine beliebte Abofalle. Nutzer übersehen das Kleingedruckte und schließen nichts ahnend ein teures Abonnement ab.Wie kann man sich schützen? Auch wenn es lästig ist: Man sollte auch bei scheinbar kleinen Beträgen für ein Onlinespiel oder vermeintlichen Gratis-Angeboten sehr genau darauf achten, was sich im Kleingedruckten versteckt. Man sollte sich genau durchlesen, welche Leistung verkauft wird und auf Schlagworte wie "wiederkehrende Leistung" achten - denn das ist nichts anderes als ein Abonnement, das richtig teuer werden kann. Quelle: gms

Häufig – aber keineswegs ausschließlich – liegen diese Seiten auf Servern in Russland, in Balkanstaaten oder auch in China, was zumindest aufmerksame Onliner an Adressendungen wie „.ru“, „.ro“ oder „.cn“ erkennen können. Oft aber verbergen die Angreifer die verräterischen Endungen allerdings hinter überlangen Web-Adressen oder sie publizieren – beispielsweise auch in gefälschten Facebook- oder Twitter-Meldungen – die realen Adressen hinter kryptischen Kurz-Links, etwa von bit.ly oder tiny.url. Auch hier gilt: Erst prüfen, dann klicken.

Offizielle Anbieter bevorzugen

Wer sich derlei Risiken ersparen will, sollte sollten sich an die offiziellen TV-Anbieter halten. In Deutschland beispielsweise senden ARD und ZDF abwechselnd die Spiele auch live ins Internet. Eine Übersicht über alle EM-Livestreams bietet das Erste: http://www.sportschau.de/uefaeuro2012/euro2012livestreams100.html. Allerdings übertragen ARD und ZDF die Bilder aus rechtlichen nur an Computer oder Smartphones mit einer deutschen IP-Adresse. Alternativ lassen sich die Streaming-Angebote auch über das Online-TV-Portal Zatoo.com aufrufen. In normaler Auflösung gibt’s die Streams gratis, wer HD-Auflösung empfangen will, braucht ein kostenpflichtiges Abo.

EM-Videos auf anderen Streaming-Portalen wie etwa http://livetv.ru/de/ oder www.tv-kino.net/, auf deren Seiten sich teilweise nicht einmal ein Impressum oder andere Betreiberangaben finden, sollten Fußball-Fans dagegen mit äußerster Vorsicht genießen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%