Local Lounges Unterkunftsvermittler Airbnb erweitert Konzept

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Für Abenteuerlustige und Kurzentschlossene

Wohnen im Weinfass, Schlafen im Stall
Im ehemaligen Untersuchungsgefängnis in Kassel können Gäste ihre Nächte verbringen. Draußen auf den Mauern windet sich Stacheldraht, drinnen reiht sich auf den mit Linoleum ausgelegten Gängen eine Zelle an die nächste: eng, mit brüchigen Fliesenböden und Neonröhrenbeleuchtung. Duschen gibt es nur auf dem Flur. „Die Leute nehmen das super gut an", sagt Betreiber Gotthard Fels. „Und über 90 Prozent sagen hinterher: Das war eine tolle Erfahrung." Quelle: dpa
Das 2009 geschlossene Gefängnis bietet anlässlich der Kunstschau Documenta zunächst nur bis zum 16. September Schlafplätze. Was danach mit dem Gebäude geschieht, ist noch nicht geklärt. Quelle: dpa
Auf Natur kommt es den Gästen des Indoor-Campingplatzes in Berlin-Neukölln gerade nicht an. Der „Hüttenpalast" ist in die rustikalen Gemäuer einer ehemaligen Möbelfabrik gebaut. Jeweils drei individuell gestaltete Wohnwagen und -hütten stehen in dem lichtdurchfluteten Raum im Halbkreis beieinander. Die Einrichtung wurde im Mai 2011 eröffnet.Auf dem Gelände solle vor allem das Gefühl von Geborgenheit und Zusammenhalt, wie es dies auch auf anderen Campingplätzen gibt, vermittelt werden, sagte Gründerin und Inhaberin Sabine Lorenzen. Zurzeit ist der „Hüttenpalast" an allen Wochenenden bis Oktober ausgebucht. Eine Nacht im Wohnwagen kostet 65 Euro für zwei Personen. Quelle: Presse
In den Zellen des alten Amtsgerichts im nordrhein-westfälischen Petershagen übernachten pro Saison bis zu 700 Gäste (Archivfoto). Stilecht wird dort in metallenen Doppelstockbetten geschlafen und wer will, kann sich sogar einen gestreiften Sträflingsanzug leihen. Die Nacht kostet 25 Euro pro Person. Quelle: dpa
Auch in Brandenburg können Gäste an ungewöhnliche Orten schlafen. So verbringen Touristen in einem ehemaligen Hafengelände nahe Groß Neuendorf ihre Nächte in umgebauten Eisenbahnwaggons. Quelle: dpa
In Brandenburg sind auch schwimmende Ferienhäuser auf der Havel oder in der künstlichen Seenlandschaft der Lausitz gefragt. Quelle: Presse
Doch es gibt noch einfachere Schlafstellen: Wer schon immer mal in einem Kanalisationsrohr träumen wollte, kann dies in Bottrop erleben. Das Parkhotel bietet seit 2011 Schlafplätze in fünf Rohren, die auf dem ehemaligen Gelände einer Kläranlage aufgestellt sind. „Anfänglich hatten wir gedacht, dass vor allem Radfahrer kommen würden, die eine günstige Übernachtungsmöglichkeit suchen", sagt Gregor Evers, der für das Hotel der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög zuständig ist. Doch es habe sich herausgestellt, dass der Kreis der Interessenten viel größer sei. Quelle: dpa

Die Idee der Local Lounges ist so simpel wie reizvoll: Indem es Touristen, die erstmals in einer Stadt sind und sich überhaupt nicht auskennen, eine Art erste Anlaufstelle bietet, in der sie sich stärken, im Netz surfen und eventuell direkt eine Airbnb-Wohnung buchen können, erhöht das Wohnungsportal die Wahrscheinlichkeit spontaner Mieten und animiert gleichzeitig Abenteuerlustige und Kurzentschlossene dazu, auf gut Glück neue Umgebungen zu erkunden.

Verkehrs-Apps

Abseits festgetretener Touristenpfade

Sicherlich kann man auch einfach an der nächsten Touristeninformation halt machen, die Bedienung im Starbucks fragen oder an der Rezeption eines beliebigen Hotels versuchen, die benötigten Details in Erfahrung zu bringen. Eine wirkliche Erfolgsgarantie gibt es dafür aber nicht – besonders dann nicht, wenn man auf der Suche nach urbanen Erlebnissen abseits eingetretener Touripfade ist. Sofern das Personal der Local Lounges tatsächlich in der Lage ist, kompetent und maßgeschneidert für die typische Airbnb-Crowd weiterzuhelfen, dann könnten sich die beteiligten Cafés zu den inoffiziellen “Lobbys” der Airbnb-Wohnungen in einer Nachbarschaft oder Stadt mausern – und vielleicht auch zum Treffpunkt von generellen Anhängern des Airbnb-Konzepts, die einfach gerne in Kontakt mit anderen Sympathisanten des kollaborativen Konsumtrends kommen.

Was für die Cafés dabei rausspringt, ist offensichtlich: viele neue Kunden und Publicity. Inwieweit Airbnb sich auch noch anderweitig erkenntlich zeigt, ist unklar. Eine Provision für vor Ort vermittelte Unterkünfte wäre durchaus logisch.

Airbnb hat bereits angekündigt, die Idee der Cafés als informelle Außenstellen der Plattform nach der momentanen Pilotphase in allen wichtigen Märkten einzuführen. Welche Auswirkungen dies auf die Buchungen haben wird, ist derzeit zwar noch nicht absehbar. Die Airbnb-Community aber kann auf diese Weise nur dazugewinnen. Und Menschen, die in einer ihnen unbekannten Stadt eintreffen, werden künftig vielleicht als aller erstes eine der Local Lounges besuchen.

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