Nach außen klingt es immer toll. Wer von sich sagen kann, in einem weltbekannten und kultigen Unternehmen wie Facebook zu arbeiten, sollte sich eigentlich freuen. Doch das Online-Magazin "Business Insider" hat nun die Mitarbeiter gefragt, wie sich der Arbeitsalltag im Zuckerberg-Imperium wirklich gestaltet. Und die haben reichlich Gründe genannt, die die schöne Fassade des sozialen Netzwerks bröckeln lässt.
Darüber fluchen die Angestellten:
1. Mitarbeiter bei Facebook sind ständig im Stand-by-Modus. Sowohl abends als auch selbstverständlich am Wochenende wird von ihnen erwartet, sofort auf Anfragen aus dem Haus zu reagieren. Auch nächtliche Einsätze in der Firma oder das Verbleiben in der Stadt übers Wochenende gehören zu den Pflichten vieler Angestellter, berichtet ein Techniker.
2. Die Räumlichkeiten lassen in manchen Abteilungen zu wünschen übrig, berichtet ein Mitarbeiter anonym. Statt in einzelnen, mit Trennwänden unterteilten Büroräumen, sitzt man im Facebook-Großraum völlig ohne Sichtschutz und in der Geräuschkulisse großflächiger Etagen.
3. Facebook wächst zu schnell. Viele Mitarbeiter beklagen, dass die Struktur für 500 Mitarbeiter schon kompliziert war. Bei 4000 Kollegen fehlt es jedoch an klaren Strukturen, Verlässlichkeit und einer klaren Zuteilung von Aufgaben.
4. Nicht nur bei Facebook ist der Name Programm. Viele Mitarbeiter nervt es laut Business Insider, dass sie über Probleme bei Facebook befragt werden oder auch Motzereien über das soziale Netzwerk anhören müssen, nur weil sie dort beschäftigt sind. "Du musst das doch wissen, du arbeitest doch dort", ist sicherlich ein Satz, den auch Mitarbeiter anderer großer Konzerne nerven.
5. Auch in Sachen Führungskultur beschweren sich ehemalige Angestellte auf Plattformen wie Quora.
6. Facebook ist hip und cool. Dennoch beklagen Mitarbeiter, dass dies nicht zur Selbsterfüllung beiträgt, da sie ständig sehr viel dafür arbeiten müssen, den Traum eines anderen zu erfüllen.
7. Auch Unterstützung bei Fehlersuchen oder Problemen suchen viele Angestellte im Haus offenbar vergeblich.
8. Ehemalige Angestellte beklagen, dass sie trotz einer klaren Jobbeschreibung dennoch nicht zu ihrer eigentlichen Aufgaben gekommen sind, sondern sich hin und wieder mal um die Wäsche des Chefs kümmern.
9. Arbeitsanweisungen waren unklar und glichen einem Ratespiel, das man nur verlieren konnte, beschreibt ein ehemaliger Angestellter die Arbeitssituation in seiner Abteilung.
Nutzerzahlen steigen - noch
10. Hilflosigkeit dominiert die Stimmung nach innen, weil man nach außen für ein übermäßig gehyptes Unternehmen arbeitet, das in der Öffentlichkeit steht, heißt es in einem Blog eines ehemaligen Angestellten.
11. Die Chefs Zuckerberg and Sandberg verwenden nach Meinung vieler Mitarbeiter zu viel Zeit auf unwesentliche Dinge - und fehlen, um die Probleme in Innern des Unternehmens zu lösen.
12. Es wird zu sehr auf Google geschielt, beklagen viele Angestellte. Und die ständigen Experimente des Suchmaschinengiganten führen zu neuem Druck, etwas mit Wow-Faktor zu entwickeln. Das führe wiederum dazu, dass sich Facebook nicht genug auf die eigenen Stärken konzentriere und agiere.
13. Wie die Hühner auf der Stange sitzen die meisten Angestellten an großen Tischreihen. Platz für Wasserflaschen, Unterlagen oder Raum zum Nachdenken suchen die meisten vergeblich.
14. Entscheidungswege sind zum Teil unergründlich, schreibt Softwareentwickler Philip Su in seinem privaten Blog. Viele geben ihr Okay für Projekte beim Mittagessen und entscheiden über Kooperationen, ohne mit ihren Vorgesetzten darüber gesprochen zu haben.
15. Auch der Ton unter den Kollegen fällt zum Teil rau und arrogant aus, beklagen Mitarbeiter.
16. Für so manchen Entwickler wird die Arbeit auch langweilig. Am Ende denke man zu viel und zu stumpf nur über "Code, Code und Code" nach.
Kurzfristig ändert dies nichts am Momentum des sozialen Netzwerks. Es zählt derzeit 1,1 Milliarden Nutzer, 200 Millionen mehr als im Frühjahr 2012. „Ich bin selber überrascht, dass die Mitgliederzahl immer noch steigt“, so Zuckerberg. Auch das Karteileichen-Argument zieht nicht. Denn von den 1,1 Milliarden Nutzern sind 660 Millionen laut Facebook täglich auf dem Angebot.
Auch in der Gruppe der unter 25-Jährigen, die Facebook angeblich den Rücken kehren, hat das soziale Netzwerk laut Finanzchef David Ebersman kein Problem. Dass auch Facebook-Wettbewerber wie beispielsweise Tumblr oder Pinterest stärker genutzt werden, empfindet er nicht als problematisch. „Wir sehen das ganze nicht als Nullsummenspiel“, sagt Ebersman. Mit andern Worten: Der Markt für soziale Medien ist groß genug, damit nicht nur Facebook, sondern auch seine Konkurrenten wachsen können.
Doch stand das soziale Netzwerk in den vergangenen Wochen auch immer wieder in der Kritik. Insbesondere fehlende Innovationen und Probleme mit vermeintlichen Neuerungen werden beklagt. Beispiel Freundeslisten: Zwar bietet Facebook mit seiner Listen-Funktion die Möglichkeit, Inhalte gezielt nur verschiedenen Gruppen zugänglich zu machen. Doch die Handhabung ist kompliziert und undurchsichtig. Mark Zuckerberg hat dies bereits 2010 erkannt. Geändert hat sich an der Implementation jedoch kaum etwas.