
Sind Maschinen eigentlich mächtiger als Menschen? Nach vier Tagen Mobile World Congress beschäftigt mich diese Frage mehr denn je. In allen Foren diskutieren Experten über den neuen Super-Standard 5G. Und insbesondere die Netzbetreiber fordern von der Industrie immer wieder konkrete Wunschlisten. Sie wollen wissen, welche Anforderungen die fünfte Generation von Mobilfunknetzen erfüllen muss, damit sie besser funktioniert als die Vorgängertechniken GSM, UMTS oder LTE.
Die ersten Wunschlisten liegen sogar schon vor. Ganz gleich, ob vernetzte Autos, Maschinen oder Fabriken, die 5G-Technik soll nicht nur superschnell und superstabil laufen. Das reicht der Industrie für die Fabrik 4.0 nicht: Der Energieverbrauch soll zum Beispiel so niedrig sein, dass mit Funksensoren bestückte Brandmelder im neuen Internet der Dinge zehn Jahre lang halten.
Und wenn sie ein Jahrzehnt im Standby-Modus schlummern, sollen sie auch noch in Sekundenbruchteilen aufwachen und Alarm schlagen. Absolut utopisch aus heutiger Sicht. Mehr noch. Auch nach zehn Jahren soll die Technik so hundertprozentig sicher und abgeschirmt funktionieren, dass alle Angriffe von Hackern und Cyberkriminellen abprallen.
Ich staune Bauklötze. Mich hat noch kein Netzbetreiber gefragt, was ich mir so alles für das 5G-Zeitalter wünsche. Eigentlich wurde ich auch noch nie gefragt. Dabei ärgere ich mich täglich. Etwa über Funklöcher. Der Mobilfunk ist schon 25 Jahre alt und hat es trotzdem nicht geschafft, alle Löcher zu stopfen. Nicht auf dem Land, nein, mitten im Rhein-/Ruhrgebiet. Wer täglich mit der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf pendelt, weiß, wovon ich rede und wie oft die Verbindung dort abreißt.
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Es gibt aber noch viel mehr Unvollkommenheiten der Digitaltechnik. Mein Akku ist schneller aufgebraucht als das Datenvolumen. Die ständige Suche nach Steckdosen ist so nervig, dass das virtuelle Überleben nur mit Reserve-Akkus möglich ist. Liebe Mobilfunkindustrie, ich wäre schon mit einer Batterie oder einem Akku mit einer Laufzeit von zehn Tagen hoch zufrieden. Das solltet ihr in eure To-Do-Liste für den 5G-Mobilfunk aufnehmen.





Und noch etwas ärgert mich gewaltig. Je schneller die Rechner werden, umso länger dauert morgens das Hochfahren. Zehn bis fünfzehn Minuten vergehen zwischen dem Drücken des Startknopfes und dem Lesen der ersten E-Mail. Das kann doch nicht das letzte Wort sein.
Und wenn ich aus dem Sommerurlaub zurückkehre, treiben mich diverse Updates in den Wahnsinn. Ich prophezeie: Wenn mein Computer in einen zehnjährigen Tiefschlaf (Standby) fällt, am 1. März 2027 würde gar nichts mehr funktionieren. Das Betriebssystem wäre gar nicht mehr up-to-Date. Für die Brandmelder und Maschinensteuerungen suchen die Telekom-Konzerne jetzt nach einer Lösung. Warum nicht auch für den normalen Privatnutzer?
Meine größte Sorge ist allerdings, dass ich auch Opfer der explosionsartig steigenden Angriffe von Hackern und Cyberkriminellen werde. Deshalb wünsche ich mir ein Internet, dass ohne Schwachstellen und Sicherheitslücken auskommt. Liebe Hersteller von Software und Betriebssystemen, verabschiedet euch von dieser Quick-and-Dirty-Mentalität und bringt Produkte erst auf den Markt, wenn sie sicher und ausgereift sind. Wenn der 5G-Mobilfunk neue, weit höhere Qualitätsstandards für das autonome Auto entwickeln soll, dann möchte ich solch sichere Verbindungen auch in meinem vernetzten Zuhause bekommen. Premium sollte es nicht nur für Maschinen, sondern auch für den Menschen geben.