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Mobile World Congress Geschäft statt Glamour bei der Mobilfunkmesse

Am neuen Standort hat der Mobile World Congress Flair verloren. Zudem wurden viele Top-Handys nicht in Barcelona vorgestellt - sondern andernorts, vor oder nach der Messe. Hat die Mobilfunk-Schau Ihren Zenit überschritten?

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Die Highlights aus Barcelona
Xpertia Z - Phone und TabletSony hat in Barcelona nicht nur sein neues Super-Smartphone Xperia Z vorgestellt, sondern auch das Xperia Tablet Z der Öffentlichkeit präsentiert. Das bisher nur in Japan erhältliche Sony-Tablet ist wasserdicht und staubgeschützt. Außerdem ist der Zehnzöller derzeit mit 6,9 Millimeter das dünnste Tablet der Welt. Es wird im zweiten Quartal 2013 weltweit in den Handel kommen. Mit 16 GB Speicher soll es etwa 499 Euro kosten. Quelle: dpa
Huawei Ascend P2Nicht weniger als die schnellste Internet-Verbindung der Welt verspricht der Hersteller Huawei mit seinem Ascend P2. Das neue Smartphone der Chinesen unterstützt den Turbo- Datenfunk LTE (Cat4). Angeblich soll es fast um die Hälfte schneller sein als Apples iPhone5. Huawei-Chef Richard Yu präsentierte das neue Handy in Barcelona und pries vor allem die Download-Geschwindigkeit von 150 Megabit pro Sekunde aus dem Internet an. Die Upload-Rate betrage 520 Kilobit pro Sekunde. Derzeit bewirbt etwa die Deutsche Telekom ihre LTE-Netze mit einer Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde. Das Ascend P2 hat ein 4,9-Zoll großes HD-Display und 8,4 Millimeter dick. Die Chinesen haben sich für ein neues Interface entschieden, dass über das Betriebssystem Android läuft. Ab März soll das Smartphone für einen Preis von 399 Euro europaweit verfügbar sein. Huawei ist die Nummer drei im weltweiten Smartphone-Markt. 2012 verzeichnete das Unternehmen nach eigenen Angaben mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden US-Dollar ein Wachstum von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Quelle: AP/dpa
ZTE Grand MemoDas chinesische Unternehmen ZTE stellte unter anderem das Modell Grand Memo, einem Gerät mit riesigem Bildschirm, neuem Prozessor und einer 13-Megapixel-Kamera vor. Laut Hersteller ist es das weltweit erste Smartphone, das mit der Dolby-Digital-Plus-Technologie ausgestattet ist. Was das Gerät kosten solle, ist bisher nicht bekannt. Es wird im zweiten Quartal 2013 auf den Markt kommen. Quelle: REUTERS
YotaPhoneDer russische Hersteller Yota präsentierte sein YotaPhone mit ungewöhnlichem Konzept: Neben einem gewöhnlichen LC-HD-Display prangt ein schwarz-weißes E-Paper-Display auf der anderen Seite. Die beiden Bildschirme sind 4,3 Zoll groß. Dabei ist die Rückseite zum längeren Lesen gedacht, weil E-Paper nur beim Umblättern Strom verbrauchen und durch seine Kontraststärke als augenfreundlich gilt. Des weiteren verfügt das gerät über LTE, eine Zwölf-Megapixel-Kamera, 2 Gigabyte RAM und 16 oder 32 GB Speicher.
Nokia mit dem Lumia 520 Nokia geht nach einer langen Durststrecke zum Angriff im Smartphone-Geschäft über. Der einstige Handy-Weltmarktführer bringt zwei günstigere Modelle seiner Lumia-Smartphones auf den Markt. Das Lumia 520 soll in Deutschland 199 Euro inklusive Steuern kosten, das etwas besser ausgestattete Modell Lumia 720 gibt es für 379 Euro. Zu den Lumia-Schwerpunkten gehören die deutlich verbesserte Kamera sowie Nokias Kartendienste. In Barcelona wurden professionell aussehende Fotos auf eine Leinwand projiziert, die nach Angaben von Nokia mit den neuen Geräten aufgenommen wurden. Das Unternehmen spart in günstigeren Modellreihen bei technischen Details wie Bildschirm-Auflösung sowie einzelnen Funktionen. So hat das Lumia 520 keinen Kompass und keinen Chip für den NFC-Nahfunk, der etwa bei einigen Bezahldiensten zum Einsatz kommt. Nokia will sich aber quer durch die Palette mit Zusatzfunktionen von der Konkurrenz abheben. So bieten alle Geräte Nokias Kamera-Innovationen, fortgeschrittene Kartendienste mit Navigation sowie Musik-Angebote. Im vergangenen Quartal wurden nach dem Start neuer Lumia-Modelle mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 8 rund 4,4 Millionen Geräte der Marke verkauft. Das war besser als zuvor, aber immer noch drastisch weniger als bei Rivalen wie Samsung, Apple oder Huawei. Zum Vergleich: Marktführer Samsung setzte in dieser Zeit schätzungsweise 64,5 Millionen Smartphones ab. Quelle: dpa
Nokia 105Das neue Billighandy der Finnen ist gerade zu retro. Das Modell bietet für gerade einmal 15 Euro exklusive Steuern ein einfaches Telefon mit Farbbildschirm, Radio und einer vor Spritzwasser und Staub geschützten Gummi-Tastatur. Der große Vorteil des Gerätes: Der Akku soll bis zu einem Monat ohne Nachladen durchhalten. Quelle: REUTERS
Betriebssystem Firefox OS Das Mozilla-Projekt hat in Barcelona sein neues Handy-Betriebssystem vorgestellt, das Firefox OS. Das Firefox-Handy ist anders als iPhone und Co. und kann in der Leistung kaum mithalten. Aber dafür ist es erschwinglich. Die Chancen für einen Erfolg stehen gar nicht so schlecht. Gleich 18 Mobilfunk-Anbieter unterstützen das Mozilla-System. Wie beim PC-Betriebssystem Linux ist der Quellcode der Software offen, alle können ihn weiterentwickeln und verändern. Hier sehen die Mobilfunkbetreiber eine Chance, wieder eine größere Rolle zu spielen. „Wir wollen Teil des Projekts sein und wir wollen mithelfen“, sagt Deutsche-Telekom-Chef Obermann. Er kündigte für den Sommer in Polen ein erstes Firefox-Smartphone für Europa an, hergestellt vom Unternehmen Alcatel. Weitere osteuropäische Länder sollen noch in diesem Jahr folgen. Apple und die Hersteller von Android-Telefonen müssen sich vorerst wohl nicht sorgen um die neue Konkurrenz. Aber für Anbieter, die wie Nokia oder Huawei ebenfalls ihren Blick auf die große Kundschaft in den Schwellenländern richten, könnte sich der Wettbewerb weiter verschärfen. Ein Betriebssystem stellt alle nötigen Schnittstellen zwischen den Hardware-Bausteinen des Smartphones und der Software bereit. Dafür sorgen bei Firefox OS eine Reihe von Software-Bausteinen rund um HTML5 und JavaScript, die schlanke Linux-Plattform Gonk und die Software Gecko, die Web-Apps zum Laufen bringen. Auch Android hat einen Linux-Kern. Mozilla geht die Sache mit einer gehörigen Portion Sendungsbewusstsein an. „Das Internet sollte nie von irgendwelchen Firmen kontrolliert werden“, sagt Mozilla-Chef Gary Kovacs mit Blick auf Google oder Apple. Als erste Geräte stellt er am Vorabend der Messe zwei Smartphones der Hersteller Alcatel und ZTE (im Bild ist das ZTE Open zu sehen) vor. Kovacs gibt sich aber sicher: „Es werden noch weit mehr kommen.“ Die aktuellsten Smartphones im Überblick Quelle: dpa

Witze sind nie fair - und also auch dieser nicht. Trotzdem steckt meist ein Stück Wahrheit darin - und auch das gilt für den Spott, der in diesen Tagen auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona die Runde macht: "Wann gibt es die wichtigsten Neuheiten der Messe zu sehen? Eine Woche davor oder eine Woche danach!"

Und das ist tatsächlich ein wenig das Dilemma dieser wichtigsten Neuheitenmesse der Mobilfunkindustrie. Samsung stellte in Barcelona nicht etwa das neue (vermutlich) Galaxy S4 genannte neue Top-Modell vor, sondern bestätigte nur, dass man den Nachfolger des Bestsellers Galaxy S3 eine gute Woche nach der Messe vorstellen werde - in New York.

HTC hat es umgekehrt gemacht und sein neues Flagschiff, das One, eine gute Woche vor Beginn des MWC in London erstmals gezeigt. Der Launch der Vorgängerserie dagegen fand vor Jahresfrist noch in Barcelona statt. Blackberry zeigte sein neues Modell Z10 schon vor drei Wochen, bei einem weltweit koordinierten Event in Toronto, New York, London, Paris, Dubai und Johannesburg. Und Sony präsentierte seinen neuen Android-Riesen, das Xperia Z ebenfalls schon vor Beginn des Branchentreffs am Mittelmeer.

Google, der Dominator der Android-Plattform hat keinen eigenen Stand, Microsoft ist mehr als Partner der Hardwarehersteller, denn als eigener Aussteller präsent. Und Apple hat Auftritten bei fremden Messen vor Jahren schon abgeschworen.

Das wirft kein gutes Licht auf die renommierteste Messe der Industrie. Die war in diesem Jahr erstmals auf das neue Messegelände im Süden der katalanischen Metropole gezogen und hatte den historischen, einst für die Weltausstellung Anfang des vergangenen Jahrhunderts errichteten Hallen den Rücken gekehrt. Hat die Messe im Jahr eins nach dem Umzug womöglich Ihren Zenit überschritten?

Sicher nicht, auch wenn das Timing einiger der Branchengrößen sicher nicht die Relevanz des MWC unterstützt. Tatsächlich nämlich gab es in Barcelona jede Menge Neuheiten zu sehen. Aber eben zum Teil von Spielern die noch oder zwischenzeitlich eher in der zweiten Reihe stehen. Allen voran die chinesischen Telekommunikationsspezialisten Huawei und ZTE, die sich anschicken, das traditionelle Marktgefüge der Branche durchzumischen. 

Und auch Nokia, das mit seinen Lumia-Smartphones wieder an alte Glanz-Zeiten anknüpfen will, präsentierte eine ganze Flut neuer Telefone. Wobei es in diesem Jahr nicht ums Top-Segment ging, sondern darum, das Angebot mit den Lumia 720 und 520 für die wachsende Nutzerschaft in der Smartphone-Mittelklasse auszuweiten.

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