Mobilfunk „Einer wird am Ende garantiert schwach“

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1. Szenario: Apple und Co. werden zu Mobilfunkanbietern

Apples erster Anlauf, sich als Makler zwischen Netzbetreiber und Kunden zu schalten, war der Versuch, mit der Apple-SIM eine eigene programmierbare SIM-Karte für verschiedene iPad-Tablets zu etablieren. In dem 2016 vorgestellten iPad Pro war die Apple-SIM erstmals als eigener Mikrochip im Rechner eingebaut. Darüber konnten iPad-Nutzer nach kurzer Registrierung im Gerät via Mobilfunk online gehen.

Doch der Plan, die Kunden beim Weg ins mobile Internet vor allem an sich zu binden, scheiterte. Teils weil die Tarife zur unattraktiv waren, teils weil einzelne Netzbetreiber nach der Anmeldung des Gerätes in ihrem Netz kurzerhand weitere Netzwechsel unterbunden haben.

Das aber heißt nicht, dass große Technologiekonzerne wie Apple, Google oder Amazon es nicht erneut versuchen werden. Diesmal auf Basis des allgemeinen eSIM-Standards, der Netzwechsel und das Nebeneinander mehrerer Mobilfunknutzerprofile ausdrücklich vorsieht.

Amazon etwa hat in viele seiner Kindle-Tablets längst globale Datentarife integriert. Die kauft der Konzern von Netzbetreibern ein, ohne dass der Kindle-Nutzer noch mit dem Mobilfunker eine eigene Kundenbeziehung hätte. Google macht den Kommunikationskonzernen in den USA bereits mit einem eigenen Breitband-Internetzugang Konkurrenz.

Und unter Kennern der Mobilfunkszene gilt es als ausgemacht, dass irgendeiner der großen regionalen Netzbetreiber früher oder später schwach wird, wenn Apple mit ausreichend Umsatzpotenzial lockt, um den eigenen Kunden einen Pauschaltarif für neue iPhones oder iPads mit eSIM anbieten zu können. Zu mächtig ist der Konzern aus Cupertino, zu attraktiv sind seine Produkte, als dass die Netzbetreiber sich einem hinreichend umsatzträchtigen Deal dauerhaft verweigern würden.

Denn das Risiko ist zu groß, am Ende Apples ebenso innovationsfreudige wie zahlungskräftige Anhänger als Kunden ganz an die Konkurrenz zu verlieren. Dann würden sich Telekom, Vodafone oder Telefónica wohl doch eher noch auf eine Vereinbarung einlassen, bei der sie nur noch Übertragungsleistung verkaufen und nicht mehr selbst die Kundenbeziehung kontrollieren.

Und wenn erst einmal der erste Deal mit Apple geschlossen ist, werden Google, Facebook oder Amazon mit ähnlichen Plänen auftreten. Dann übernimmt Big Tech.

Für die großen Netzbetreiber bliebe in diesem Szenario im Endkundengeschäft kaum noch mehr als der Verkauf mobiler Daten an ein Oligopol der internationalen Digitalkonzerne.

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