




Am Ende steht die digitale Brieftasche, englisch eWallet genannt, die auch Rabattmarken und Treuepunkteheftchen, Flugtickets und Zugfahrkarten, Hotelzimmerschlüssel und Reisepass integriert. Stück für Stück wandelt sich die Geldbörse so zum smarten Assistenten: Gefüttert mit Informationen aus dem Internet, weist er seinen Besitzer auf personalisierte Sonderangebote hin, hat dank GPS-Peilung bei Ankunft in einer neuen Stadt die Hoteldaten parat oder löst in der Straßenbahn von selbst das preiswerteste Ticket.
Was den Konsumenten mehr Komfort verheißt, verspricht den Anbietern ein riesiges Geschäft: 721 Milliarden Dollar werden im Jahr 2017 via Handy fließen, glauben die Marktforscher von Gartner. Wer diese Zahlungsflüsse abwickelt, kann dem Handel bei jedem Einkauf bis zu drei Prozent Gebühr berechnen.
Drei Techniken drängen in Telefone und Shoppingmeilen: Yapital, Netto und Edeka nutzen sogenannte QR-Codes – Quadrate aus Pixeln, die der Nutzer per Handy an der Kasse abfotografiert. Das klappt mit allen modernen Handys, hat aber einen Nachteil: Ist der Akku leer oder das Netz schwach, bleibt die Kasse zu. Dafür sind die Kosten der Technik gering. Den meisten Kassengeräten reicht ein Software-Update, um die Pixel-Codes anzuzeigen.
Mehr Aufwand verursacht die Methode, auf die auch die großen Mobilfunker setzen – der Near Field Communication genannte Kurzstreckenfunk, kurz NFC: Handy und Kasse brauchen dafür einen fingernagelgroßen Funkchip. Nähert sich das Handy auf wenige Millimeter der Kasse, tauschen die Chips die Kontodaten aus.
Eine dritte Technik hat vor wenigen Wochen der US-Zahldienstleister Paypal vorgestellt: Bluetooth-Funksender von der Größe eines USB-Sticks, auch Beacons genannt, die mit dem Handy über Meter hinweg Kontakt aufnehmen. Betritt ein registrierter Kunde eine Boutique, erscheint auf deren Kassendisplay sein Name und sein Passfoto. Beim Hinausgehen ruft der Käufer dem Kassierer bloß noch zu, was er mitnimmt. Der Verkäufer trägt die Waren in der Kasse ein, aktiviert den Kauf – und das neue Outfit ist bezahlt.
Ziel anpeilen, scannen, zahlen
Wie die neue Bezahlwelt schon bald bundesweit aussehen soll, zeigt der Einkauf an einem Montagabend im Oktober auf der Düsseldorfer Einkaufsstraße Kö. „Sie möchten mit Yapital bezahlen?“, fragt die Verkäuferin beim Schuhhändler Görtz, als der Kunde an der Kasse sein Smartphone vorzeigt. Schon am Samstag davor hatten zwei Käufer ihre Rechnung mit Ottos neuem Handydienst beglichen.
Das erinnert an Tontaubenschießen. Ziel anfordern – die Verkäuferin schiebt ein Display über den Kassentresen. Anvisieren: Der Kunde peilt den QR-Code mit der Handykamera an. Und Schuss: Der Kunde knipst den Code. Anschließend erscheint der Kaufpreis auf dem Handydisplay. Kurz auf Bestätigen gedrückt, schon sind 6,50 Euro für eine Tube Schuhcreme bezahlt.