Für Onlinehändler wie Zalando oder Otto ist es eines der größten Probleme: Hosen, Jacken oder Hemden, die im Netz schnell bestellt werden, dann aber zu Hause beim Kunden nicht passen und zurückgesandt werden. Unscheinbare Kabinen an Bahnhöfen oder Flughäfen sollen da helfen: Ganzkörperscanner, die Körpermaße und Konfektionsgrößen ermitteln.
Retouren - Was wird häufig zurückgeschickt?
Im Rahmen einer Verbraucherbefragung hat die Forschungsgruppe Retourenmanagement Rücksendewahrscheinlichkeit eines Pakets (Alpha-Retourenquote) gemessen. Befragt wurden 538 Konsumenten im Alter von 14 bis 29 Jahren. Für die drei umsatzstärksten Produktkategorien wurden folgende Durchschnittswerte ermittelt.
Männer: 13,85 Prozent
Frauen: 14,40 Prozent
Männer: 36,38 Prozent
Frauen: 44,02 Prozent
Männer: 8,93 Prozent
Frauen: 8,99 Prozent
Das ist jedenfalls die Geschäftsidee von Florian Tursky, Geschäftsführer des Innsbrucker Start-ups 3D Elements. Der Österreicher stattet sein knapp 70.000 Euro teures mobiles Fotostudio mit einer neuen Aufnahmetechnik aus. Sie projiziert ein unsichtbares Netz aus Infrarotstrahlen auf den Körper; es liefert 150 Kameras die notwendigen Messpunkte, um in weniger als einer Zehntelsekunde dessen Kontur zu erfassen.
Die Datensätze des 3D-Modells sind so detailgetreu, dass sie anders als bei bisherigen Fotoverfahren nur mehr minimal nachbearbeitet werden müssen. Die Kosten je Modell sinken dadurch laut Tursky von 30 auf weniger als 10 Euro.
Bekleidungshäuser wollen Fotostudios aufstellen
Da Versandhändler keine Verkaufsräume haben, wären belebte öffentliche Plätze für den Gründer die idealen Orte, um die verschließbaren Kabinen aufzustellen – und sie vor Vandalismus zu schützen.
Die Gespräche mit den Händlern seien zum Teil weit gediehen, sagt Tursky, ohne konkrete Namen zu nennen. Sie erhofften sich vor allem, die extrem hohen Umtauschraten von bis zu 60 Prozent drücken zu können, wenn die Kunden mithilfe ihres virtuellen Zwillings Kleidung wählen können, die ihnen auf den Leib geschnitten ist. Sie könnten online sogar vorher schauen, wie sie darin aussehen.
Auch Bekleidungshäuser bekunden, so Tursky, Interesse, solche Fotostudios bei sich aufzustellen. Haben sie erst die Körpermaße, könnten sie Kunden zum Beispiel per Mail informieren, dass Mäntel eingetroffen sind, deren Schnitt zu ihnen passt.
Am Amsterdamer Flughafen Schiphol steht schon ein Gerät von ihm. Es liefert die Maße, aus denen ein 3D-Drucker in einer halben Stunde 14 Zentimeter hohe Figuren von Flugreisenden formt. Gegen Entgelt natürlich.
Laser tasten Konturen ab
Ganz konkurrenzlos ist der Jungunternehmer Tursky nicht. Der Wiesbadener Bildverarbeitungsspezialist Vitronic hat ebenfalls einen 3D-Körperscanner im Programm, der ähnlich schnell Modelle erstellt, die Konturen jedoch mit Laserlicht abtastet. Die Daten sind noch genauer, die Bilder aber weniger brillant. Bekleidungshersteller können aus den Daten Schnittmuster herstellen oder ihre Textilmaschinen mit ihnen programmieren.
Auswahl von 3D-Druck-Verfahren
Ähnlich der "Heißklebepistole" wird Material aufgetragen, das anschließend aushärtet.
Ähnlich wie beim Tintendrucker wird Material tröpfchenweise aufgebracht und ausgehärtet - zum Beispiel wird Kunststoff durch UV-Strahlung polymerisiert.
Ein Bindematerial wird auf eine Materialschicht (zum Beispiel Sand) aufgebracht - später wird das ungebundene Material abgenommen und die gewünschte Kontur bleibt stehen.
Eine Pulverschicht wird durch Wärme (Laser) verschweißt. Nach dem schichtweisen Aufbau kann das lose Material abgenommen werden und es bleibt die gewünschte Kontur stehen.
Direktes Materialschmelzen - ähnlich dem Pulverbett-Schmelzen, allerdings wird das Material bereits gezielt am gewünschten Ort aufgetragen und verschmolzen.
Damit zeichnet sich der nächste Trend ab. Immer öfter kommt exklusive Mode in jüngster Zeit aus dem 3D-Drucker. Karl Lagerfeld experimentierte schon damit; Anfang Mai führte US-Schauspielerin Kate Hudson auf einer Gala in New York City ein gedrucktes Abendkleid von Versace vor.
Mit dem Einsatz von 3D-Druckern wächst der Bedarf an Scannern. Experten von Global Market Insights sagen in einer Studie bis 2022 ein jährliches Umsatzwachstum von 11,5 Prozent voraus. Gründer Tursky hört das gern.