Musik-Streamingdienst Spotify macht in zwei Jahren 70 Millionen Euro Verlust

Im vergangenen Jahr hat der bekannte On-Demand-Musikdienst Spotify 188 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet – aber auch seinen Verlust deutlich gesteigert.

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Daniel Ek, Mitbegründer von Spotify vor einem großen Plakat Quelle: REUTERS

Immer mehr Zeichen deuten darauf hin, dass Streaming tatsächlich die Zukunft des Musikkonsums darstellt. Der Markt zeigt deutlich größerere Zuwachsraten als der digitaler Downloads, und im Heimatland des prominentesten On-Demand-Streamingangebots Spotify machen die Umsätze aus diesem Geschäft mittlerweile ganze 89 Prozent der Erlöse mit digitaler Musik aus. Aus diesem Grund ist es nicht gerade uninteressant, einen Blick auf die Geschäftszahlen des expansiven Startups aus Stockholm zu werfen. Dies hat das in Bezug auf Spotify zumeist gut informierte schwedische Onlinemagazin Computer Sweden (CS) in einem aktuellen Artikel getan (übersetzt ins Englische).

Demnach erwirtschaftete Spotify im Jahr 2011 188 Millionen Euro Umsatz. Nach CS-Informationen hatte der Dienst zum Jahreswechsel 32,8 Millionen Mitglieder, davon 2,6 Millionen zahlende Premium-Kunden. Vor einem Monat verkündete das Unternehmen, 15 Millionen aktive Anwender vorweisen zu können. Demnach wären rund die Hälfte der Mitglieder aktive Nutzer.

Die Streaming-Anbieter im Internet

157 Millionen Euro oder 83,5 Prozent des Umsatzes kamen 2011 aus den kostenpflichtigen Premiumkonten. Der Rest wurde mit der Werbevermarktung der Gratiskonten sowie kostenpflichtigen Musikdownloads erwirtschaftet. Die Einnahmen aus den Premiumkonten stiegen im Jahresvergleich um satte 300 Prozent, die aus Anzeigen lediglich um 30 Prozent. Unter dem Strich steht ein Verlust von 375 Millionen Kronen (zum damaligen Eurokurs etwa 40 Millionen Euro), 2010 belief sich das Minus auf 235 Millionen Kronen.

Die entscheidende Erkenntnis aus diesen Zahlen, die laut CS aus dem Spotify-Jahresabschluss für das vergangene Jahr stammen: 7,9 Prozent der Spotify-Mitglieder stehen für 83,5 Prozent des Umsatzes. Gemäß der Freemium-Philosophie ist dies auch gar nicht weiter verwunderlich, immerhin geht es bei diesem Geschäftsmodell genau darum, dass ein kleiner Teil der Nutzer für den Großteil der Erlöse steht. Doch die Werte unterstreichen, dass sich selbst mit der für Spotify typischen, sehr aufdringlichen Audiowerbung kein mit den Einnahmen aus den kostenpflichtigen Konten vergleichbarer Umsatz erzielen lässt. Eine ähnliche Feststellung ließ sich jüngst schon vom deutschen Spotify-Konkurrenten simfy vernehmen.

188 Millionen Dollar eingesammeltem Risikokapital stehen etwa 90 Millionen Dollar (610 Millionen Kronen) Nettoverlust in den vergangenen zwei Geschäftsjahren gegenüber. Auch wenn sich die finanzielle Situation damit noch nicht in eine akut kritische Phase bewegt , werden die Schweden sich alsbald Gedanken darüber machen müssen, wie sie ihren Verlust minimieren. Selbst wenn anzunehmen ist, dass zahlende Nutzer mehr Musik hören als Gratisanwender und damit auch höhere Kosten für den technischen Betrieb und – je nach Abmachung mit den einzelnen nationalen Verwertungsgesellschaften – zusätzliche Lizenzgebühren verursachen, scheint die Steigerung des Anteils an zahlenden Mitgliedern die offensichtlichste Maßnahme auf dem Weg zur Profitabilität zu sein.

Wird Deutschlands Hörvergnügen begrenzt?

Derzeit bietet Spotify in den deutschsprachigen Ländern selbst Gratisnutzern am Desktop ein weitgehend unbegrenztes Hörvergnügen. In anderen Märkten greift nach dem ersten halben Jahr ein Limit von maximal zehn Streamingstunden pro Monat. Die Geschäftsentwicklung des Startups legt nahe, dass die hiesige Strategie das Unternehmen auf Dauer in den Ruin treiben würde. Sofern es den Nordeuropäern nicht gelingt, Anwender durch neue, revolutionäre Zusatzfeatures in die Bezahltarife zu locken, dürften zusätzliche Beschränkungen der Gratisvariante nur eine Frage der Zeit sein – erst recht in Deutschland, wo die GEMA und Spotify sich noch nicht einmal auf einen Lizenztarif einigen konnten.

Hinweis: Aufgrund signifikanter Veränderungen des Verhältnisses der Währungskurse von Schwedischer Krone, Euro und Dolllar innerhalb der vergangenen Monate geben die Umrechnungen nur ein ungefähres Bild der Situation wieder.

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