Netzstruktur Wo das deutsche Internet wohnt

Seite 2/2

Eine vorstellbare Datenmenge

Weltweit gibt es mehrere Hundert solcher Austauschpunkte. Der nach Datendurchsatz größte ist der DE-CIX in Frankfurt. Wie ein Zentrum zum Postverteilen schickt es Datenpakete in alle Welt.

"Ende 2000 haben wir in Spitzenzeiten 700 Megabit pro Sekunde durchgeleitet", sagt Nipper. "Heute sind es bis zu 2,2 Terabit, das ist mehr als das Dreitausendfache." Eine unvorstellbare Datenmenge, die auch durch Vergleiche nicht anschaulicher wird. Aber jeder, der hierzulande ins Internet geht, muss mit seinen Daten auf dem einen oder anderen Weg in Frankfurt vorbei.

In den sogenannten Switches dieser Knoten wird dabei nichts gespeichert. Was an einem Ende an Lichtsignalen hineinrauscht, strömt am anderen Ende wieder hinaus. Deswegen sehen sie im Vergleich zu einem Rechenzentrum von Facebook oder Google so unbeeindruckend aus. Und sind doch so wichtig.

Doppelte Struktur

Längst ist es nicht nur das deutsche Internet, das durch die Lichtleiter transportiert wird. 60 Prozent der Kunden des DE-CIX kommen aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa und Asien. Frankfurt hat für diese Regionen eine ähnliche Bedeutung wie London und Amsterdam für die Verbindung nach Amerika, weil aus diesen Städten die Seekabel direkt in die USA führen.

Würden die Switches des DE-CIX ausfallen, wäre das Netz in weiten Teilen Europas zumindest langsam, wenn nicht komplett weg. Nippers eigentlicher Job ist daher nicht unbedingt der laufende Betrieb. Er soll vor allem vorsorgen, falls irgendetwas kaputt geht. "Spannend ist nicht der Normalfall", sagt er, "spannend ist der Fehlerfall."

Deswegen bieten die Standorte – die Switches stehen an vier verschiedenen Orten – alles, was man sich in diesem Zusammenhang vorstellt: Wachleute, Überwachungskameras, Sicherheitsschleusen mit Fingerabdruckscannern, Ersatzteilversorgung rund um die Uhr, doppelt ausgelegte Stromversorgung, Schiffsdiesel im Keller für den Notstrom. Die komplette Rechnerstruktur, Core genannt, gibt es zwei Mal, einmal im Osten der Stadt, einmal im Westen. Im Zweifel kann der gesamte Datenverkehr auf den zweiten Core geleitet werden. Damit das auch funktioniert, wird es ständig gemacht: "Wir schalten alle zwei Monate zwischen den beiden Verteilknoten um", sagt Nipper.

Ausbau geplant

Weil das Hin- und Herschalten aufwändig ist und nicht alle Probleme behebt, wird ausgebaut. Im kommenden Jahr soll es beginnen, das Ziel sind insgesamt vier Cores. Drei können dann ständig parallel laufen, einer gewartet und repariert werden. Das kostet Millionen, erhöht gleichzeitig aber auch die Kapazität. Derzeit stecken Kabel an den Switches, von denen jedes zehn Gigabit Daten pro Sekunde durchleitet. Die neuen Geräte können pro Stecker einhundert Gigabit pro Sekunde weiterschicken.

"Ich glaube nicht, dass das Datenvolumen in den kommenden zwölf Jahren im Vergleich zu heute wieder um das Dreitausendfache steigt", sagt Nipper. Aber ganz sicher ist er sich offensichtlich nicht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%