
Am Frühstückstisch konnte er sich auf den Titelseiten der britischen Zeitungen selbst bewundern: mit 17 Jahren hat es der Teenager und frisch gebackene Multimillionär Nick D`Aloisio bereits auf die Frontseiten der wichtigsten britischen Tageszeitungen geschafft: So prangte das Bild des Schülers mit dem schwarzen Haarschopf und der Vorliebe für großkarierte Hemden am Dienstag auf der ersten Seite der Financial Times, des Guardian und des Daily Telegraph; die Times nannte ihn in einem Atemzug mit Bill Gates und Mark Zuckerberg. Alle großen Zeitungen druckten lange Artikel über den jungen Mann aus Wimbledon, der seine erfolgreiche App "Summly" soeben an Internetriesen Yahoo verkaufte und dafür gemeinsam mit seinen Geschäftspartern angeblich 30 Millionen Dollar einstreichen wird. Wie viel genau in seine eigenen Taschen fließt wird zwar nicht verraten, dass er dabei aber wohl den Löwenanteil einstreichen wird, gilt als sicher.
Das ist der Stoff aus dem moderne Märchen gemacht sind: ein 15-jähriger Schüler bastelt 2011 allein in seinem Schlafzimmer an einem alten Apple Mac an einer auf einem Algorithmus basierenden Software, die längere Nachrichtentexte automatisch zusammenfast und auf 400 Zeichen komprimiert, so dass sie dann als iPhone-App knappe Übersichtsartikel liefert, die genau auf den Bildschirm eines Smartphones passen und sich nutzerfreundlich und schnell unterwegs lesen lassen. Woran andere, hochbezahlte Experten in Silicon Valley und andern Entwicklungsabteilungen tüfteln, gelingt dem Teenager so ganz nebenbei zwischen Hausaufgaben und Sport beim Büffeln für die Geschichtsprüfung. 2013 wird er entdeckt, verkauft sein Produkt an Yahoo, wird reich und hat für den Rest seines Lebens ausgesorgt.





Mit 17 ganz PR-Profi
Ende gut - alles gut? Nick D`Aloisio erzählt seine Geschichte selbstbewusst und routiniert. Selbst beim Live-Interview mit der BBC, bei dem die Moderatorin bewundernd kichert, während sie ihren jugendlichen Gesprächspartner befragt, lässt er sich - ganz Profi - nicht aus der Ruhe bringen. Bei der Vorbereitung für sein Geschichtsexamen habe er festgestellt, dass er beim Sichten der langen Artikel, die die Googel-Suche auswarf, viel zu viel Zeit verschwendete. Deshalb habe er nach einem Weg gesucht, eine Zusammenfassung der Inhalte dieser Artikel zu generieren. Er spricht, ganz anders als viele seiner Altersgenossen, in wohlformulierten langen Sätzen, gespickt mit dem Branchen-Jargon der Techies. D`Aloisio sagt immer das Richtige: "ich bin aufgeregt, denn unter der Leitung von Chefin Marissa Mayer gibt es jetzt so viele Chancen, Yahoos bereits existierende Portale wie "Newsroom" zu verwenden und für mobile Geräte weiterzuentwickeln und genau das tun wir jetzt mit "Summly". Wir bieten dieses wunderschöne Interface für den Nutzer" schwärmt er wie ein alter PR-Profi. Aus dem App Store ist die Applikation "Summly" schon entfernt worden - die Idee und Technologie wird künftig in mobile Yahoo-Dienste überführt. Internetkonzern Yahoo hat sich das Erfolgsprodukt gesichert, bevor die Konkurrenz von Google oder Facebook es wegschnappen konnte und seinen Erfinder an sich gebunden.