Praxistest Online-Sprachkurs Brasilianisch lernen mit Rosetta Stone

Sprache lernen ganz intuitiv, flexibel und mit viel Spaß – E-Learning-Anbieter versprechen viel. Unser Autor hat es ausprobiert und sich für einen Einsteigerkurs Brasilianisch angemeldet.

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Die besten Sprachkurse im Internet
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Rosetta Stone gehört zu den Marktführern bei den Online-Sprachkursen. Besonders stolz ist der Anbieter auf seine intuitive Lernmethode. Die Übungen basieren auf der sogenannten Dynamic Immersion. Die Grundidee besteht darin, dass eine Sprache am besten erlernt wird, indem man Bild, Ton und Text miteinander verknüpft und in immer neuen Variationen präsentiert. Sozusagen eine Art virtuelles Eintauchen in eine Sprachkultur, bei der sich Zuhören, Sprechen, Schreiben und Lesen ständig abwechseln. Der Anwender soll nicht mit Grammatiktabellen oder Vokabellisten lernen, sondern Zusammenhänge intuitiv erfassen und durch häufige praktische Anwendung lernen.

Ich habe es ausprobiert und einen Kurs für brasilianisches Portugiesisch gebucht. Nach der Registrierung wird das Mikrofon eingerichtet. Im Test funktioniert das problemlos mit einem Drahtlos-Headset von Plantronics. Das eignet sich wegen der guten Klangqualität auch für Spracherkennung.

Die ersten Lektionen: Einfacher geht´s nicht

Die ersten Lektionen sind sehr einfach aufgebaut, es geht in Trippelschritten voran. Zuerst werden neue Vokabeln oder einfache Aussagesätze mit einem passenden Foto präsentiert, zugleich liest ein Sprecher das jeweilige Wort vor. Die Sprecher sind brasilianische Muttersprachler, das ist schon mal ein großer Vorteil. Nach dem Hörverständnis folgen Zuordnungsübungen, bei denen man beispielsweise bei einem Wort das passende Foto anklicken muss und Ausspracheübungen, in denen man das Wort und später auch ganze Sätze ins Headset spricht. Bei den Ausspracheübungen darf man nicht das feine Gehör eines echten Kursleiters erwarten.

Die Spracherkennung erkennt zwar, ob das Wort grundsätzlich korrekt ausgesprochen wird. Aber Feinheiten wie die Betonung der richtigen Silbe oder die Tönung bestimmter Vokale und Konsonanten erkennt das System nicht. Im Klang nahe beieinander liegende Vokale wie O und U oder I und E unterscheidet die Spracherkennung nicht zuverlässig. Das gilt auch für hart oder weich gesprochene Konsonanten wie D und T oder B und P. Wer beispielsweise das Verb "nadando" (schwimmen) wie "natandu" ausspricht, dem gibt Rosetta Stone grünes Licht.

Mithilfe der Spracherkennung erreicht der Nutzer bestenfalls, dass er sich einigermaßen verständlich ausdrücken kann, eine gute Aussprache müsste man durch echten Konversationsunterricht einüben.

Rosetta-Sitzung, Online-Sprachkurs Quelle: Screenshot

Aufbau der Lektionen

An der Struktur und Abfolge der Lektionen gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Übungen werden mehrfach wiederholt, so dass auch langsame Lerner stressfrei Fortschritte machen. Positiv ist auch, dass die verwendeten Bilder professionell wirken und aktuell sind.

Bis ein Kurs oder eine neue Lektion geladen wird, vergehen jeweils ein paar Sekunden. Die Lektionen sind abwechslungsreich gestaltet, nach einer Ausspracheübung folgt beispielsweise eine Sortierübung, bei der man Worte und Bilder zuordnen muss. Danach folgt ein Grammatikteil und dann vielleicht Hörverständnis oder eine Schreibübung. Alles immer schön kleinteilig, so dass man in jeder Übungseinheit schnell ans Ende gelangt.

So kommt keine Langeweile auf. Für ungeduldige oder schnelle Lerner können die vielen kleinteiligen Wiederholungen aber auch mal nervig werden.

Weitere Features

Auch die Fülle des Bildmaterials sorgt für Abwechslung. So präsentiert das Programm für eine Vokabel immer wieder andere Fotos. Allerdings stammt das Bildmaterial erkennbar nicht aus Brasilien, sondern vermutlich aus den USA. Rosetta Stone wählt jeweils eher neutrale oder unscharfe Hintergründe, die abgebildeten Menschen entsprechen dem klischeehaften USA-Bild, das man auch aus US-amerikanischen Werbespots kennt.

Insgesamt sind Aufbau und die Bedienung des Kurses gut durchdacht. Bricht man eine Lektion ab, kann man später an derselben Stelle wieder einsteigen. Zwei Mal 30 Minuten pro Tag, das scheint die richtige Dosis zu sein, um nach einigen Wochen die grundlegendsten Sprachfähigkeiten zu erwerben.

Simpel und intuitiv: Die Übungen sind selbsterklärend aufgebaut, so dass der Teilnehmer auch ohne Anweisung versteht, was zu tun ist. Quelle: Screenshot

Neben dem Kernprogramm kann sich der Nutzer auch die Apps für Tablet und Smartphone herunterladen oder Live-Unterricht mit Muttersprachlern buchen. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann zu Chats und Spielen die Online-Community Rosetta World aufsuchen. Im Modus "Talk" pflegt man via Headset portugiesische Konversation mit anderen Lernern. Daneben kann man auch an Live-Tutoring-Sitzungen teilnehmen.

Zehn Tipps für Online-Sprachkurse


Insgesamt sind 24 Sprachen verfügbar. Ein Anfängerkurs Englisch mit einer maximalen Kursdauer von zwei Jahren kostet 170 Euro. Enthalten sind darin neben dem Zugang zu den Kursinhalten auch die mobilen Apps für Smartphones oder Tablets, diverse Online-Spiele sowie maximal vier Sitzungen pro Monat Live-Unterricht mit muttersprachlichen Tutoren.

Wer nicht ständig online sein will, kann sich den Kurs auch auf den PC herunterladen. Dann steigt der Preis auf 200 Euro. Für Unternehmen gibt es spezielle Angebote, die Preise nennt Rosetta Stone auf Anfrage.

Fazit: Ungewöhnliches Konzept und sehr bedienfreundlich

Rosetta Stone bietet zweifellos ein durchdachtes und erfolgversprechendes Konzept. Die Lektionen sind vom gebotenen Material und den Übungsformen her reichhaltig und abwechslungsreich. Auch die Realisierung ist bedienfreundlich und ohne Fehl und Tadel. Ob man mit der Methode zurechtkommt, sollte man aber erst mal ausprobieren.

Wer klassisches Lernen mit Vokabeln auf Karteikarten und Grammatiktabellen gewohnt ist, muss sich umgewöhnen. Wer dagegen am liebsten durch Lesen, Hören, Nachsprechen und Anwenden lernt, und Grammatik nicht mag, kommt bei Rosetta Stone auf seine Kosten.

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