Wenn der Mähdrescher sich alleine in parallelen Bahnen über das Feld lenkt, dann spricht man von Hightech auf dem Bauernhof. Wenn dann noch die genaue Ausmessung des Felds und die systematische Überprüfung der Bodenbeschaffenheit und die Informationen zum richtigen Zeitpunkt zur Aussaat hinzukommen, dann ist die Rede von "Precision Farming".
Experten sprechen von "Precision Farming", wenn es um Effizienz in der Landwirtschaft geht: Ob beim Benzin, beim Düngen oder Säen – dank moderner Technik können sämtliche Ressourcen genau berechnet werden. Die Verschwendung wird auf ein Minimum reduziert. „Wir müssen in der Landwirtschaft den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt nutzen“, erklärt Kreislandwirt Matthias Mehl. „Die Technik hilft dabei, effizienter zu arbeiten. Am Ende geht es viel um Kosten und Produktivität.“
Vorteile der Lenksysteme für Landmaschinen
Dank Satelliten-gestützter Systeme orientiert sich das Lenksystem auf Mähdrescher und Co. Dadurch wird das Feld in genaue Bahnen eingeteilt. Das Ergebnis ist sogar deutlich exakter, als das eines erfahrenen Landwirts.
Nutzt ein Landwirt auf seiner Maschine ein Lenksystem, so wird seine effektive Leistung besser. Wie mehrfach in der Praxis schon nachgewiesen kann ein Feld zum Beispiel durch die automatisch gelenkte Parallelführung schneller bearbeitet werden.
Durch die Lenksysteme sollen die Maschinenpotenziale besser genutzt werden können, so nutzt das automatische System eher die volle Schneidbreite eines Dreschers im Gegensatz zum Menschen.
Dadurch, dass das Lenksystem genauer arbeitet – zum Beispiel mithilfe des Parallelsystems – wird die Doppelbearbeitung von gewissen Feldbereichen geringer. Laut Studien liegt sie bei unter einem Prozent. Zum Vergleich: Ohne Lenksystemhilfen wird sie auf fünf bis zehn Prozent geschätzt.
Weil die Fahrer durch die Lenksysteme in ihrer Konzentration weniger gefordert sind, ergibt sich eine Entlastung des Fahrers. Damit steigt automatisch also auch die Arbeitsqualität, denn in der Landwirtschaft ist ein Feldeinsatz von 16 Stunden keine Seltenheit.
GPS-Überwachung, Satelliten-Bilderauswertungen und Vorjahresergebnisse geben dem Landwirt genau die Infos an die Hand, die er braucht, um die perfekten Abläufe zu berechnen. Jene, die am meisten Ertrag bringen und am wenigsten kosten.
Noch ist das vielerorts Zukunftsmusik, aber den meisten Landwirten sind die modernen Optionen für die eigene Feldarbeit nicht mehr unbekannt. In einer neuen Studie "Business opportunities in Precision Farming" analysierten Experten der Beratungsagentur Roland Berger den weltweiten Markt für den Präzisionsackerbau, die Entwicklung zugehöriger Technologien bis 2030 und ihre Auswirkungen auf traditionelle und neue Marktteilnehmer.
Das Ergebnis: "Der Präzisionsackerbau verbindet zahlreiche Technologieanwendungen in verschiedenen Stadien der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette: von der Automationstechnologie über Sensoren für das Geo-Mapping bis hin zur Big Data-Analyse, um Klima- und Bodendaten besser zu bewerten und die Landwirtschaft effizienter zu gestalten", erklärt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "All diese Applikationsfelder werden in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum erleben und damit auch neue, bisher in der Landwirtschaft unbekannte Marktteilnehmer etwa aus dem IT- und Investorensektor, anlocken. Unternehmen sollten deshalb ihre Geschäftsmodelle den Marktentwicklungen anpassen, um in Zukunft von den erheblichen Chancen dieser Industrie zu profitieren."
Der globale Markt für die präzise, hochtechnologische Farmarbeit erreichte Ende 2014 ein Volumen von 2,3 Milliarden Euro - Tendenz weiterhin steigend. Deshalb erwarten die Studienmacher, dass der Markt für intelligente Applikationen für die Landwirtschaft bis 2020 jährlich um durchschnittlich 12 Prozent zunehmen wird. Damit käme der "Precision Farming"-Markt auf ein in deutlich stärkeres Wachstum als der für die klassischen, landwirtschaftlichen Geräten, deren Marktwachstum auf nur rund vier Prozent jährlich geschätzt wird.
Die primären Zielmärkte sind dabei Nordamerika und Europa - die technologisch hochentwickelten Länder bieten die Vorbedingungen für die Nutzung der Systeme und dort dürfte die Nachfrage schnell größer werden - denn schneller, besser und günstiger ist reizvoll. Trotzdem sehen die Studienmacher das stärkere Wachstum woanders: "Besonders stark wachsen werden aber Länder wie Asien oder Südamerika", prognostiziert Roland Berger-Partner Sebastian Gundermann. Dorte fehle es zwar bislang an technischer Ausstattung und geschultem Personal, trotzdem erwarte man in Zukunft Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent.