Nun geht die Angst um auf der dunklen Seite des Internet. Vier ähnliche Anbieter haben urplötzlich ihren Dienst eingestellt, mehr als ein Dutzend hat die Funktionen massiv eingeschränkt, darunter populäre Seiten wie Filesonic oder Fileserve. Wer ist der Nächste?, fragen sich die Piratenkapitäne. Doch war das wirklich ein entscheidender Schlag gegen die Raubkopierer oder wurde doch wieder nur ein Kopf der Hydra abgeschlagen? Denn ob es die legendäre Musiktauschbörse Napster oder zuletzt das deutsche Filmportal Kino.to traf – immer waren nach Wochen oder schon Tagen Klone und Alternativen zur Stelle, oft sogar technisch noch ausgefeilter als die Vorgänger.
175 Millionen für das Mega-Netzwerk
Klar ist, dass Hollywood diesmal ernst macht. Um einen Niedergang wie ihn die Musikindustrie erlebt hat, zu vermeiden, versuchen die Bosse den großen Schlag. Zudem fordert die Filmlobby noch strengere US-Gesetze und droht sogar mit Spendenentzug im Wahlkampf. Die dubiosen Geschäfte von Schmitz & Co. werden zum Politikum.
Denn die illegalen Seiten sind zu einer immer größeren Bedrohung für die Branche geworden. Sie sind teils populärer als Netzriesen wie Youtube: Allein Megaupload und Rapidshare sind nach Zahlen des kanadischen Netzwerkspezialisten Sandvine in manchen Regionen für bis zu zehn Prozent des gesamten Datenverkehrs im Internet verantwortlich.
Wie lukrativ das Geschäft mit den Raupkopien ist, zeigt der Fall Schmitz: 110 Millionen Dollar gingen allein auf dem PayPal-Konto zwischen November 2006 und Juli 2011 ein. Denn die Nutzer waren sogar bereit zu zahlen: Zwischen 9,99 Dollar im Monat und 199,99 Dollar für einen lebenslangen Dienst überwiesen sie an das Mega-Netzwerkbezahlten. Dafür konnten sie mehr und schneller herunterladen.
Im Gegenzug kümmerte sich Schmitz geradezu liebenswürdig um ihre Kunden. Als sich beispielsweise ein Nutzer beschwerte, dass in der Serie „Dexter“ Ton und Bild nicht synchron seien, mailte Schmitz an seine Leute: „Wir müssen das so schnell wie möglich lösen!“ Dazu kamen Werbeeinnamen von 25 Millionen Dollar, insgesamt 175 Millionen Dollar verdiente das Mega-Netzwerk laut Anklage Anklage.
Der Erfinder des Filehosting
Die Grundlage dafür wurde in Kenzingen gelegt: In nur einer Nacht im Jahr 2004 programmierte Christian Schmid ezShare, einen Dienst zum leichten Teilen von Daten. Später nannte er das Angebot Rapidshare, das Prinzip ist das gleiche: Wer eine Datei hat, die zu groß ist, um sie per Mail zu verschicken, kann diese hochladen und erhält dafür einen Link. Mit diesem kann jeder der darauf klickt, die entsprechende Datei wieder herunterladen.
Filehosting nennt sich die Technologie. Grundsätzlich ist sie praktisch und nicht verwerflich. Allerdings zeigt eine Studie von Envisional, dass 73 Prozent aller Links bei den Filehostern auf urheberrechtlich geschütztes Material führten. Dem widerspricht Rapidshare: „Die illegalen Inhalte bewegen sich im einstelligen Prozentbereich“.