Raubkopierer Hollywoods letztes Gefecht

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Fehler der Musikbranche wiederholt?

Filmindustrie Quelle: dpa

Nach der Machtdemonstration im Netz liegen SOPA und PIPA nun auf Eis. „Wir beobachten sehr genau, wer uns unterstützt und wer nicht“, drohte Dodd darauf wutentbrannt im US-Fernsehen mit Liebes- und Spendenentzug. Damit hat der Lobbyist nun seinerseits den Bogen überspannt. „Dodd muss gefeuert werden“, fordert Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, der dies als Erpressung wertet. Momentan herrscht eine Schlachtpause, die sich Hollywood aber eigentlich nicht leisten kann. Denn die Branche sieht sich von allen Seiten attackiert.

Konzerne klammern sich an alte Vertriebsmodelle

Die Verkäufe von DVDs sind um bis zu 25 Prozent eingebrochen, seit Automatenbetreiber die Scheiben für einen Dollar pro Tag verleihen. Der Online-Verleiher Netflix offeriert den Zugang zu seiner Internet-Filmbibliothek für acht Dollar im Monat. Hulu bietet zu ähnlichem Preis neueste Fernsehserien an. Immer mehr US-Amerikaner stellen sich über die Internet-Anbieter ihr eigenes Fernsehprogramm zusammen und kündigen den Kabelanbietern, weil sie deren Hunderte von Kanälen nicht benötigen. Abhilfe sollte die verspätete Freigabe von Kinofilmen an die Online-Konkurrenz bringen.

Derzeit müssen Netflix und die DVD-Verleiher 28 Tage nach Verkaufsstart der Scheiben im Handel warten, bevor sie die Streifen vermieten dürfen. Die Frist soll nun sogar auf 56 Tage verdoppelt werden. Doch vielen Nutzern erscheint die starre Verwertungskette überholt. So kommen immer noch Spielfilme zuerst ins Kino, ein halbes Jahr später werden sie auf DVD und BluRay veröffentlicht, danach erscheinen sie im Pay-TV und als letztes im normalen Fernsehen.

Fehler der Musikbranche
Indem sich die Konzerne an die alten Vertriebsmodelle klammern und diese gar noch verschärfen, drohen sie den Fehler der Musikbranche zu wiederholen. Denn neben der Kostenfrage treibt auch die fehlende Verfügbarkeit viele Nutzer auf illegale Seiten. TV-Serien und Filme kommen oft erst Monate nachdem sie in Amerika gestartet sind nach Europa – wenn überhaupt. Doch viele Film- und TV-Fans wollen nicht Monate auf die neue Staffel ihrer Lieblingsserie warten, über die im Netz global diskutiert wird. Dabei gibt es längst Beispiele, wie man Filme und TV-Serien international simultan auf Leinwand oder Mattscheibe bringen kann – wie kürzlich die Serie „Falling Skies“, die in Deutschland nur fünf Tage nach der US-Premiere startete. Wettbewerbsfähige legale Dienste wie Hulu gibt es nach wie vor nur in den USA.

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