Rechenzentren Island - eine Insel für grüne Server

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Ein Energiebedarf von vier Kohlekraftwerken

Benötigt viel Energie: Eine Speicherplattform in einem Rechenzentrum des Unternehmens Strato. Quelle: obs

Auch Google weiß, dass das Teuerste die Kühlung ist. Der Internet-Riese errichtete eine Server-Farm in einer ehemaligen Papierfabrik in Hamina in Finnland. „Wir nehmen Meerwasser direkt aus dem finnischen Meerbusen und pumpen es durch einen Tunnel“, sagt Joe Kava, der Leiter des Google-Datenzentrums. So könne die ganze Hitze der Server ohne Gebläse oder Kühlmittel abgeleitet werden. Die Anlage sei damit „eines der effizientesten Google-Rechenzentren“.

Die Internetgiganten sehen sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, ihren steigenden Strombedarf auf Kosten der Umwelt zu decken. Nach einer Bitkom-Studie benötigten allein die Rechenzentren in Deutschland im vergangenen Jahr die Energie von vier mittelgroßen Kohlekraftwerken. Greenpeace attackierte erst jüngst die Betreiber von Cloud-Rechenzentren, weil sie hauptsächlich Atom- und Kohlestrom verwendeten. Facebook und Google kamen bei der Umweltschutzorganisation gut weg, aber Apple, Amazon und Microsoft setzten demnach nicht genug auf erneuerbare Energien.

Server gelten als sicher vor staatlichen Zugriffen

Verne Global muss sich um den CO2-Fußabdruck seines neuen Rechenzentrums keine Gedanken machen. Die Hallen des gerade eröffneten britischen Unternehmens liegt an der südwestlichen Spitze von Island in einer ehemaligen Nato-Basis. Hier ist der Strom nicht nur grün, sondern auch billiger als überall sonst in Europa, erzählt Sprecherin Lisa Rhodes. „Und die isländische Regierung leistet sehr viel Unterstützung“, fügt sie hinzu. Dazu gehören neben langfristig gesicherten Strompreisen auch reduzierte Steuern, geringere Sozialabgaben sowie gute Umrechnungskurse.

Auch die liberale Gesetzgebung beim Datenschutz spielt Island in die Hände. Ein Gesetzespaket zu modernen Medien (IMMI) soll für eine umfangreiche Meinungs- und Pressefreiheit sorgen, das erste Gesetz wurde bereits verabschiedet. Beteiligt waren die Internetaktivisten der Enthüllungsplattform Wikileaks, die ihren Sitz in Reykjavik hat. Selbst die Berliner Piratenpartei möchte ihre Daten und Computer bald nach Island verlagern, weil sie dort als relativ sicher vor Zugriffen des Staates gelten.

Die Atlantikinsel mag weit weg sein von den Datenproduzenten - die Verbindung zur Welt aber steht. Farice, Danice und Greenland Connect heißen die Tiefseekabel nach Europa und Nordamerika, ein viertes Hochgeschwindigkeitskabel soll 2013 fertig sein. Im Herbst will Einar Hansen Tómasson auch in Frankfurt für sein Land werben. Wegen der Diskussion um die deutsche Energiewende sieht er viel Potenzial.

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