Roboter Menn oder Maschine

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Duell mit Arjen Robot

Auf dem Campus der TU Eindhoven begegne ich den Urahnen solcher Hilfsroboter: drei hüfthohe Apparate, die aussehen wie elektronische Staubsauger. Sie werden hier Arjen Robot genannt, nach dem berühmten Bayern-Spieler. Statt Beinen haben sie Rollen, statt Augen Kameras, statt eines Gehirns einen Computer.

Androiden im Anmarsch

Das ergibt einen Virtuosen auf dem Rasen: Der künstliche Kicker nimmt den Ball an, dribbelt, dreht sich mit dem Leder um die eigene Achse. Vier Meter pro Sekunde legt er zurück. Er spielt leichte und harte Pässe, schlägt flache und hohe Flanken, erkennt die Seitenlinie, das Tor und den Ball sowieso. Und er weiß, wo seine Gegenspieler sich hinbewegen. 40-mal pro Sekunde tauschen die Roboter ihren Standort und ihre geplanten Spielzüge miteinander aus. 2014 hat die Mannschaft aus Eindhoven den RoboCup gewonnen – die Weltmeisterschaft der Fußball-Roboter. Heute spielt sie gegen mein Menschen-Team. Und zeigt uns an der Torwand, was eine echte Tormaschine ist. Dreimal unten, dreimal oben: Im „Aktuellen Sportstudio“ hat noch niemand alle sechs getroffen. Ich versenke den Ball ein einziges Mal. Bei Arjen Robot sitzen alle sechs Schüsse.

Vor dem Spiel habe ich Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah gefragt, wie meine Chancen auf den Sieg stehen. „Menschliche Fußballer“, sagt er, „haben gegenüber Robotern noch eine Menge Vorteile.“ Itsuki Noda, der Präsident der RoboCup Federation, sieht das nicht anders. „Das Team der TU Eindhoven ist eines der stärksten der Welt“, sagt er zwar, „sie sind schnell und zielgenau.“ Doch er räumt ein: „Menschen spielen immer noch schneller und präziser.“

Der erste Torschuss erwischt uns eiskalt

Dann ertönt der Anpfiff, und ich traue meinen Augen nicht: Ein Roboter passt seinem Mitspieler den Ball zu, der kickt sofort aufs Tor – und trifft. 0:1 nach zwei Sekunden. Danach aber verstehen wir rasch, wie die Roboter arbeiten. Und erkennen, dass wir Menschen wendiger sind und cleverer spielen. 2:1 steht es für uns zur Halbzeit. Und nach dem Spiel 7:1.

Gegen Menschen haben Robo-Spieler auf dem Rasen also keine Chance. Aber Forscher sind dabei, ihre Rechner schneller und schlauer zu machen, damit sie es schaffen, unseren Finten zu begegnen. Bionische Arme und Beine kommen den menschlichen Körperteilen immer näher. Spätestens 2050, hoffen die RoboCup-Revoluzzer, schlagen Androiden den Fußballweltmeister.

Dann können Arjen Robots Nachfahren uns auch die Wohnung putzen, das Gepäck zum Gate tragen oder uns aus brennenden Häusern retten. Noch aber ist es nicht so weit. Noch steht es nach drei Runden Menn gegen Maschine 2:1. Für den Menschen. Doch das ist nur der Zwischenstand im Jahr 2015.

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