Googles bei Durchschnittsnutzern unbekanntes, aber von vielen "Newsjunkies", Bloggern und Journalisten täglich genutztes RSS-Tool Google Reader wird am 1. Juli 2013 eingestellt. Als mich diese Kunde am Mittwochabend erreichte, war ich erst einmal geschockt. Zum einen hatte ich trotz der jahrelangen Vernachlässigung des Dienstes seitens Google und des signifikanten Rückbaus im November 2011 zugunsten von Google+ nicht mit einem solchen drastischen Schritt gerechnet. Der Betrieb des Services, zu dem keine Anwenderzahlen bekannt sind, dürfte den Internetgiganten nicht sonderlich viel kosten, gleichzeitig handelt es sich bei der Nutzerschaft um eine einflussreiche, laute und meinungsstarke Gruppe, die selbst Google nicht ohne große Not gegen sich aufbringen sollte. Zum anderen ist der Schritt für mich problematisch, da das RSS-Werkzeug das Herzstück meines täglichen Informationsmanagements darstellt. Ein Ende des Readers könnte äußerst negative Auswirkungen auf meine Produktivität haben, sofern sich kein adäquater Ersatz findet - und bisher mangelt es an diesem. Mehr dazu weiter unten.
Die allgemeine Empörung in meinen Timelines bei Twitter und App.net selbst am späten Abend signalisierte, dass ich nicht der einzige bin, den die Entscheidung von Google in eine missliche Lage bringt. Obwohl in den vergangenen Jahren immer wieder die Behauptung zu vernehmen war, dass RSS als aktives Verfahren für den Nachrichtenkonsum durch soziale Medien abgelöst worden sei (etwa Twitter-Listen), so offenbarten die teilweise verärgerten, teilweise verzweifelten Reaktionen im Netz, wie viele Informationworker für die Verwaltung ihrer Quellen nach wie vor auf RSS setzen. Dieser Tweet brachte die Situation gut auf den Punkt.
Über 200.000 Tweets zur Schließung
Laut dem Analysedienst Topsy wurde der Begriff "Google Reader" in den Stunden nach der Bekanntgabe der Schließung über 200.000 Mal getwittert - ein Beleg dafür, dass es sich bei dem Google-Produkt zwar um ein Nischenangebot handelt, aber um eines, für das es durchaus Interesse und einen Markt gibt. Wenn vielleicht auch nicht unter dem Dach von Google.
Nachdem sich die erste Enttäuschung und Verärgerung gelegt hatte, änderte sich meine Sichtweise. Sukzessive kam ich für mich zu dem Schluss, dass das Ende des Readers zwar mit einigem Umstand verbunden sein würde, letztlich aber langfristig positiv sei.