Serie Wirtschaftswelten 2025 Wie wir in Zukunft arbeiten werden

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Welche Jobs bleiben überhaupt noch?

Jede Flexibilität, die den Schaffern abverlangt wird, will er anders wiederhaben. Auch darum geht’s in der Tarifrunde, die er führt. Wer kurzfristig einspringe und organisiere, dürfe verlangen, dass sich die Arbeit auch ihm anpasse: „Je nach Lebensphase können das drei oder vier Tage pro Woche sein oder eine bestimmte Zahl an Stunden im Monat.“ Wenn Maschinen leerlaufen, müsse niemand weggehen. Das sei Zeit zur Fortbildung für alle. „Schwierig wird es für Menschen, die nicht gewohnt sind, immer wieder neu zu lernen.“

Wahrscheinlichkeit, dass Menschen innerhalb von 20 Jahren ganz oder teilweise durch Maschinen ersetzt werden

Daten funkende Arbeiter sieht Zitzelsberger als Fortschritt. Aber: „Sparsam und solide“ müssten Unternehmen mit der Masse an persönlichen Daten umgehen. Verdi-Chef Frank Bsirske ist skeptischer. Der Versandhändler Amazon könne schon erkennen, wann Lagerarbeiter während der Schicht stehen blieben. „Und wenn man über den Laptop arbeitet, sind die Arbeitsergebnisse absolut vergleichbar“ – wer schnell arbeitet, wer schludrig war.

Wer gewinnt, wer verliert?

Der gläserne Arbeiter ist die eine Herausforderung, die sich am Arbeitsplatz der Zukunft stellt. Die andere ist die Frage: Welche Jobs bleiben überhaupt noch?

„Die meisten Arbeitsplätze in Transport- und Logistikberufen, dazu ein Großteil der Büroangestellten sowie Arbeit in der Produktion stehen auf dem Spiel“, haben Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der Universität Oxford untersucht. Sie beschreiben die Aussichten für gut 700 Berufe, wenn Software, vernetzte Systeme und Roboter die Arbeit übernehmen. Knapp die Hälfte der Berufe sei durch die digitale Revolution gefährdet.

Rationalisierung hieß bisher: Gering Qualifizierte landen draußen. Neue Maschinen und intelligente Software aber treffen die besser Qualifizierten. Die Sicherheit für Denkarbeiter oder Führungsleute schwindet. Plötzlich muss der Anwalt gegen Algorithmen antreten, die Verträge auswerten und Streitfälle bearbeiten. Mittlere Manager müssen sich der Software geschlagen geben. Berufe, die als solide gelten, werden unsicher. Es sei denn, die Schaffer erfinden sich neu.

Präzise sein und routiniert, das können Maschinen besser, sie brauchen nicht mal Verschnaufpausen. Einzig Kreativität, soziale Intelligenz und unternehmerisches Denken scheinen noch Domäne der Menschen. Entspannen können also Unternehmensvorstände, Psychologen oder Floristen. Juristen, Chirurgen und Köche sollten Computer und Co. fürchten. Maschinen prüfen Bilanzen unbestechlicher als Controller. Übersetzer oder Versicherungsmakler sind keine Berufe mit Zukunft.

Was bisher Lebensunterhalt war, kann auf dem Markt der Mikrojobs landen. Als Vorbild für die virtuellen Marktplätze dient Uber. Die Plattform bringt Gelegenheitsfahrer und Fahrgäste per App zusammen. Ein Angriff auf das Taxigewerbe.

Das Uber-Prinzip für den Chauffeur auf Zuruf lässt sich auf Fach- und Geistesarbeiter übertragen: Im Internet finden Auftraggeber und -nehmer zusammen. Die Plattform-Anbieter heißen Clickworker, Elance oder Odesk. Marketingchefs schreiben dort Aufträge für Werbetexte aus, Softwarekonzerne ordern kurzfristig Programmierer, Haushaltswarenhersteller fragen bei Designern Entwürfe für Saftpressen an. Alles unverbindlich, alles pro Auftrag neu ausgeschrieben. Das stellt nicht nur Unternehmen infrage. Arbeiten auf Zuruf wirft Karrierepläne über den Haufen.

Die Plattformen lassen zwei Gruppen ins Geschäft kommen, die immer weniger gemeinsam haben – die mit viel Geld und knappen Kapazitäten und jene mit mehr Zeit und wenig Geld. Crowdsourcing heißt das – von „crowd“ und „outsourcing“. Geeignet ist jede Arbeit am Computer, von Steuerberatung bis Softwaretests.

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