Erst das Internet änderte die Spielregeln. Statt Selbstbelobigungen von Paarungswilligen zu veröffentlichen, unterbreiten Parship & Co. ihren Nutzern psychotestbasierte Vorschläge. Bei der Anmeldung klicken sich die Singles durch einen Fragekatalog, nennen Hobbys und Musikgeschmack, bewerten, welche Rolle Kinderwunsch oder Treue für sie spielen. Anschließend scannt der Computer die Datenbank nach Mr. oder Mrs. Right.
Anoymität - Segen und Fluch
Das Matching getaufte Ritual soll dabei helfen, den passenden Partner aus der Menge zu filtern – und die teils üppigen Gebühren von bis zu 180 Euro pro Quartal rechtfertigen. Als Segen und Fluch zugleich gilt die Anonymität, die nur schrittweise abgebaut werden kann. Und so endet mancher E-Mail-Flirt abrupt, sobald das erste Foto freigeschaltet wird.
Bei der Juristin Uta Viegener, 40, und dem Zahnarzt Klaus Rocholl, 45, die über Elitepartner zusammenfanden, hat es dagegen auf Anhieb gefunkt. Die ersten zwei Wochen tauschten die beiden nur E-Mails aus, über weitere vier Wochen telefonierten sie abends stundenlang, bevor sie sich das erste Mal trafen.
Danach ging alles ganz schnell: Sechs Wochen nach der ersten Begegnung machte Rocholl seiner Internet-Liebe einen Heiratsantrag. Uta Viegener sagte Ja.
Vernetzt, verliebt, verheiratet – geht es nach Elitepartner-Chef Jost Schwaner, werden solche Liebesgeschichten in Zukunft zur Regel. „Spätestens 2015 wird sich die Mehrheit der Paare online finden“, prophezeit Schwaner. Dennoch lasse das Tempo der Entwicklung nach. In der Branche gehe es jetzt um Verdrängung.
Der Rosenkrieg
Bis vor wenigen Jahren war der Markt klar aufgeteilt. Parship dominierte das deutsche Matching-Geschäft. 2004 stieß Elitepartner, ein Unternehmen der Burda-Tochter Tomorrow Focus, dazu. Seiten wie Friendscout24 oder neu.de, bei denen nicht die Suche nach dem Partner fürs Leben im Vordergrund steht, sondern das Flirten in allen Facetten, eroberten derweil die jüngeren Zielgruppen.
Digitale Kontakthöfe | ||||
Die wichtigsten Internet-Portale für die Partner- und Abenteuersuche | ||||
Preis für drei Monate in Euro bei Nutzung aller Funktionen | Eigentümer | Zielgruppe | Bewertung Stiftung Warentest | |
Sexkontakte/Seitensprung | ||||
Ashley Madison | Credit-Point-System | Avid Milfe Media | Meist verheiratete Frauen und Männer | k.A. |
C-Date | Frauen 0/ Männer 119,70 | Investorenkreis um Internet-Unternehmer Robert Wuttke | Durchschnittlich Mitte bis Ende 30 mit gehobenem Niveau | k.A. |
First Affair | Frauen 0/ Männer 39,99 | netforge | Breites Publikum, durchschnittlich Anfang 30 | k.A. |
FlirtFair | Frauen 0/ Männer 119,70 | Zain Vermögensverwaltung (diverse Online-Investoren) | Anfang 30 auf der Suche nach Erotik-Abenteuern | k.A. |
Joy-Club | Frauen 0/ Männer 59,70 | Online-Fachverlag Feig & Partner | Für Singles, Paar Transsexuelle, Fotografen | k.A. |
Lovepoint | Frauen 0/ Männer 99,00 | Networld Projects (Wolfgang Herkert) | Durchschnittsalter 36, Seitensprung oder Traumpartner | k.A. |
Meet2Cheat | Frauen 0/ Männer 89,70 | imaxx21 | Durchschnittlich Mitte 30 auf Seitensprung-Suche | k.A. |
Secret | Credit-Point-System | friendscout24 (Deutsche Telekom) | vor allem Frauen | k.A. |
Hier können die Mitglieder zwar Such- und Ausschlusskriterien festlegen, durchstöbern die Datenbank in der Regel aber selbst nach passenden Profilen und gefälligen Fotos.
Für Bewegung sorgte indes die Gründung von eDarling. Ende 2008 starteten die Unternehmerbrüder Samwer ihre Version der Partnervermittlung und katapultierten die Anmeldequoten mit einer Flut an Fernsehspots nach oben – ebenso wie die Marketingkosten für die Konkurrenz. Um die Mitgliederzahlen zu halten, mussten fortan auch die Rivalen auf allen Kanälen trommeln.