Smartphone "In 10 Jahren werden wir keine Apps mehr nutzen"

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Asien boomt noch

Apples App Store hat rund 1,5 Millionen Titel, Wettbewerber Google etwa 1,8 Millionen. Der Markt wird daher von Konzernen dominiert, die entweder Hunderte Millionen Dollar für Werbung und Mitgliedergewinnung ausgeben können, wie Spotify, Marktführer beim Musikstreaming. Oder aber über einen gewachsenen Kundenstamm verfügen wie der Pay-TV-Kanal HBO von Time Warner, das Internetradio Pandora, Google oder Spielegrößen wie Activision oder Electronic Arts.

Keiner reicht aber an die Ausnahmestellung des sozialen Netzwerks Facebook heran. Dessen Chef Mark Zuckerberg hat seine 1,6 Milliarden Nutzer so geschickt vom Desktop auf Smartphones und Tablets gelotst, dass er mit seinen Apps für Facebook, WhatsApp und Messenger die ersten drei Plätze der Weltrangliste der populärsten Angebote belegt.

Was auch daran liegt, dass Facebooks Apps kostenlos sind. So wie beim Gros der Anbieter. Heute hat sich das Freemium-Modell durchgesetzt, bei dem der Kunde einen Service – etwa Wetterberichte – gratis bekommt und dann für weitere Funktionen oder Nutzung – wie ein detailliertes Regenradar – Geld berappen muss. Doch auch beim Facebook-App-Reigen ist das ganz große Wachstum vorbei. In den Kernmärkten haben die meisten Nutzer die Apps aus dem Zuckerberg-Imperium bereits installiert.

Die beliebtesten Instant Messenger im Überblick

In Asien dagegen steigen die Download-Zahlen noch, dort ist der Handymarkt noch nicht gesättigt. China hat nach Schätzungen von App-Annie-Analystin Danielle Levitas im ersten Halbjahr erstmals die USA beim Umsatz mit Apps überholt. Doch ausgerechnet dort blockiert die Regierung Facebook.

Dafür hat das Netzwerk im Mutterland USA den großen Vorteil, dass seine Apps auch tatsächlich genutzt werden. Die Kunden für neue Anwendungen zu begeistern ist dagegen schwierig. Laut US-Marktforschung Comscore laden inzwischen 70 Prozent von ihnen erschreckend wenige Apps pro Monat herunter: nämlich null. Auch in Deutschland soll im zweiten Quartal nur ein Drittel der Smartphone-Besitzer überhaupt eine neue Anwendung installiert haben.

Chatbots sind das nächste große Ding. Die plaudernden Assistenten sollen die Apps auf dem Smartphone ablösen. Wie funktioniert das?
von Matthias Hohensee, Andreas Menn

Die meisten US-Verbraucher haben drei Lieblingsprogramme, mit denen sie 80 Prozent ihrer Zeit verbringen. Ein Grund: Viele empfinden das ständige Updaten der Apps als lästig. Das will Google daher abschaffen. Der Konzern arbeitet an Instant Apps, kleinen Programmen, die sich über den Browser wie Webseiten ansteuern lassen. Laut Android-Manager Dave Burke aber „Komfort und Funktionen einer App“ bieten. Statt den Dienst auf dem Gerät installieren zu müssen, werden im Hintergrund nur die nötigen Bestandteile für gewünschte Funktionen – das Abrufen einer Restaurantkritik oder ein Bezahlvorgang – geladen. Im Grunde ist es eine Rückkehr zum mobilen Browser. Netter Nebeneffekt: Infos liegen nicht mehr abgeschottet in Apps, sondern frei zugänglich im Web. Damit kann Google sie vermarkten – immer noch wichtigster Quell seiner Milliardenprofite.

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