Smartphone "In 10 Jahren werden wir keine Apps mehr nutzen"

Seite 3/3

Butler sind noch zu teuer

Facebook und Microsoft haben mit dem Abschotten kein Problem. Facebook besitzt kein eigenes mobiles Betriebssystem, das von Microsoft nutzt kaum jemand. Beide wollen daher möglichst viele Funktionen in Super-Apps zusammenfassen, in denen Chatbots mittels künstlicher Intelligenz Jobs für die Nutzer erledigen. Etwa Blumen ordern oder Nachrichten zusammentragen. So sollen sie etwa Facebooks Messenger-App nicht mehr verlassen müssen. Auch externe Entwickler können ihre Programme dort einklinken.

Um sich nicht ausmanövrieren zu lassen, bewegt sich auch Apple und öffnet seine Nachrichten-App iMessage, seine Karten-App sowie den Sprachassistenten Siri nun für externe Programmierer. Eine Revolution für Apple, das sein Territorium bislang streng nach außen abschirmte.

Wie klug sind die Sprachassistenten im Vergleich?

Ob das Konzept der mit Chatbots aufgepeppten Universal-Apps funktioniert, steht noch in den Sternen. Die ersten Versuche sind alles andere als Erfolg versprechend, bei komplexen Anfragen müssen immer noch Menschen einspringen. Was auch der deutsche Gründer Navid Hadzaad erfahren musste. Der hatte schon länger erkannt, dass der Großteil der Apps ungenutzt bleibt. „Im Gehirn ist kein Platz für 100 Anwendungen“, sagt der gebürtige Berliner. Mit GoButler entwickelte er im Februar 2015 eine Alternative: Per SMS konnten Nutzer Aufträge schicken, von der Hotelbuchung über die Pizzabestellung bis zu ausgefallenen Wünschen.

Software, die sich mit Menschen unterhalten kann, soll beim Buchen von Reisen helfen oder den Kundendienst übernehmen. Nutzer werden sich auch auf einen möglichen Missbrauch von Chatbots durch Betrüger einstellen müssen.

Doch das Geschäftsmodell ging nicht auf: GoButler wollte an der Vermittlung der Dienstleistungen mitverdienen, doch die Provisionen deckten nicht einmal im Ansatz die hohen Personalkosten. Die meisten Anfragen waren zu komplex, um sie automatisiert zu erledigen. Hadzaad und Wettbewerber wie Sixtyoneminutes oder James, bitte stoppten ihre Concierge-Dienste.

An die Grundidee glaubt Hadzaad weiter: „Wir werden in zehn Jahren keine Apps für Geschäfte und Dienstleistungen mehr nutzen.“ Er entwickelt nun unter dem Namen Angel.ai eine Software, um für Dritte Aufträge der Nutzer so zu übersetzen, dass sie sich doch automatisiert bearbeiten lassen. Vor allem für Flug- und Hotelbuchungen funktioniere das schon gut. Vorteil für die Nutzer: Sie müssen keine Formulare mehr ausfüllen, sondern können einfach drauflosreden.

US-Konkurrent Magic lässt die Anfragen dagegen weiter von Menschen beantworten – die von den Philippinen aus arbeiten. In Asien entwickelt sich die App-Ökonomie eben immer noch am stürmischsten: was die Umsätze und was neue Dienste angeht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%