Smartphone So wird das Handy zum Lebensretter

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Das Smartphone als moderner Lawinenwarner


Wer im winterlichen Gebirge abseits gesicherter Pisten unterwegs ist, bekommt über White Risk Infos zum Schnee und der Lawinengefahr. Das Besondere an der App: sie soll auch nützliches Hintergrundwissen zur Beurteilung der Lawinengefahr bieten. „Verschiedene Tools wie zum Beispiel der ‚Danger Analyser‘ helfen dem Nutzer, die Lawinensituation im Gelände zu analysieren“, heißt es beim WSL-Institut Davos. Die Entscheidung, welche Hänge benutzt werden dürfen und welche nicht, muss der App-Nutzer aber noch immer selbst treffen.

Für verschüttete Lawinenopfer könnte das Smartphone künftig direkt zum Lebensretter werden. In einem aktuellen Projekt am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Prien haben Forscher ein Modell entwickelt, wodurch ein klassisches Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät) durch ein aufgerüstetes Smartphone ersetzt werden könnte.

Hilfe für Lawinenopfer

Bisher gelten die LVS-Geräte als einzig hilfreiche Entwicklung für Lawinenopfer. Sie sind mit einem Sender ausgerüstet, der kontinuierlich während der ganzen Bergtour ein Signal mit der international einheitlichen Frequenz von 457 Kilohertz sendet. Dies ist auch auf große Entfernung zu erkennen und – viel wichtiger – auch noch durch metertiefen Schnee.

Der Prototyp der

Warum Menschen trotz des Sicherheitsfaktors häufig auf die Geräte verzichten, kann verschiedene Gründe haben: Manche unterschätzen schlicht die Gefahr. Andere scheuen die hohen Anschaffungskosten (ab 200 Euro, Highend-Modelle gerne auch mal jenseits von 500 Euro) oder sie finden die Technik zu kompliziert. Vielerorts bieten Bergwachten ein- oder zweitägige Schulungen an, um den Umgang mit einem LVS-Gerät zu lernen. Zahlen und Grafiken sind nämlich nicht simpel zu deuten.

Hier setzten die IML-Wissenschaftler an: Sie wollen eine kostengünstige, leicht bedienbare Alternative finden. Herausgekommen ist das „Galileo-LawinenFon“.

Smartphone wird zum LawinenFon

Unter der Leitung der Ingenieure Wolfgang Inninger und Holger Schulz wurde ein Modul entwickelt, das sich mit einem gängigen Smartphone kombinieren lässt. Im Notfall können Handys so Pieps- oder Ortungssignale senden oder Verschüttete mit Hilfe der angekoppelten LVS-Technologie und zusätzlicher Unterstützung aufspüren. Denn das Modul soll sich auch mit den Signalen des GPS- und des europäischen Galileo-Satellitensystems kombinieren lassen. Der Vorteil: In schwierigen Empfangslagen kann auf das bestmögliche Signal zurückgegriffen werden.

Wer also das „Galileo-LawinenFon“ nutzen möchte, würde das entsprechende Modul kaufen, es mit seinem Smartphone koppeln und die App herunterladen – damit wäre der Lawinenpiepser komplett. „Ich kann mein Smartphone erweitern und habe so die Sicherheit, dass ich gefunden werden kann“, erklärt Inninger. Weil die integrierte Smartphone-Technik mitverwendet wird, kann rund ein Drittel der Kosten im Vergleich zu den modernsten LVS-Geräten gespart werden, schätzen die Projektleiter.

Außerdem soll die Bedienung deutlich intuitiver sein, als bei den für Laien recht komplizierten LVS-Geräten. „Wir sind Verfechter davon, alles so einfach wie möglich zu halten“, sagt Inninger. „Alles, wofür man nachlesen muss oder sogar Schulungen braucht, wird häufig nicht oder falsch verwendet.“

Das „Galileo-LawinenFon“ könnte zudem wichtige Zusatz-Infos bieten, die besonders dem Berg-Unerfahrenen helfen. Wird beispielsweise ein Freund verschüttet, soll auch die App – wie bei LVS-Geräten üblich – auf Suchmodus umschalten können. Das „Galileo-LawinenFon“ wird dann zu einem Verschüttetensuchgerät, das ähnlich wie ein Navi im Auto zum Verschütteten führen würde. Dank App-Informationen könnte es zusätzlich das weitere Vorgehen bei der Suche und Rettung erklären – eine wichtige Hilfe in einer solchen Extremsituation.

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