Zielgruppe sind vor allem junge Menschen und Gelegenheitssportler, die die Anschaffung eines gängigen LVS-Geräts scheuen – sei es aus Kostengründen oder wegen des hohen Aufwands. "Es ist ein anderer Ansatz, der erst einmal vielversprechend klingt", meint Florian Hellberg, Mitglied der Sicherheitsforschung des Deutschen Alpenvereins. Die LVS-Technik ist für den Experten ein Muss für ein funktionierendes Suchsystem.
Für das „Galileo-LawinenFon“ gibt er allerdings zu bedenken, dass ein Smartphone nicht die Robustheit eines LVS-Gerätes besitzt. "Die Geräte müssen viele Anforderungen erfüllen, wie etwa hohe Feuchtigkeit oder auch Stürze aushalten und zudem eine sehr lange Akkulaufzeit haben. Das kann ich mir etwa bei einem iPhone nicht vorstellen", so Hellberg.
Experten warnen vor Lawinensuch-Apps
Mit der Berchtesgadener Bergwacht wurde das „Galileo-LawinenFon“ durchgesprochen und getestet – mit Erfolg. Auch bei den Bergrettern habe es Zweifel an dem System gegeben, so die Projektleiter. „Es hat uns aber darin bestärkt, dass es für die hochalpine und hochprofessionelle Rettung noch eine kleine Herausforderung wäre, ein praktikables Gerät zu entwickeln“, sagt Inninger. „Andererseits sind wir durch die gemeinsame Diskussion aber auch darin bestärkt worden, dass wir mit diesem Ansatz Menschen erreichen können, die bisher noch gar keine Geräte haben und dass das für die Bergwacht dann durchaus eine riesige Hilfe wäre.“
Die Forschungstests ergaben, dass das „Galileo-LawinenFon“ die Position des Senders mit hoher Genauigkeit von unter einem Dezimeter ermitteln konnte. Wichtig: Die Idee des „Galileo-LawinenFons“ grenzt sich ganz klar von Lawinensuch-Apps ab, die bereits die App-Stores bevölkern. Vor diesen warnen alle Experten eindringlich. Sie sollen nur auf Basis von Mobilfunknetz und GPS Verschüttete orten können – eine vollkommen unnütze Technik. Wer sich darauf verlässt, ist verloren, sind sich die Experten einig.
Für das „Galileo-LawinenFon“ könnte es bald losgehen. Die entsprechenden Patente sind fast vollständig erteilt. Allein: Es fehlt noch der entscheidende Investor, damit das Forschungsprojekt Realität werden kann. Ist der gefunden, könnte der moderne Lawinenretter in rund zwei Jahren auf dem Markt sein.
ICEdot-Alarmsystem für Radler
Diesen Schritt hat ICEdot schon geschafft: Mit einem Crashsensor, der in erster Linie für Radfahrer entwickelt wurde. Die Idee: Am Helm wird ein gelber, knopfähnlicher Sensor angebracht. Steigt der Sportler aufs Rad, läuft auf dem Handy parallel die ICEdot-App. Registriert der Sensor eine heftige Erschütterung, etwa durch einen Sturz, schickt der Sensor einen Alarm ans Smartphone und die App startet einen Countdown. Den kann der Sportler durch Wischen einfach abschalten, wenn nichts Schlimmes passiert ist. Schafft er das aber nicht, wird eine Hilfenachricht samt GPS-Standortmeldung an die eingetragenen Notfallkontakte geschickt.
So soll ICEdot Sportlern, die alleine oder in abgelegenen Gebieten trainieren, ein Stück mehr Sicherheit geben und im Notfall ihr Leben retten. Nicht nur für Mountainbiker, auch bei anderen Sportarten wie Skifahren, Snowboarden oder Reiten kann die Erfindung hilfreich sein. „Wir erhalten viel Feedback von Outdoor-Sportlern, die sich deutlich sicherer fühlen, wenn sie im Gelände trainieren“, sagt Ben Sternberg von ICEdot Europe. „Gleichzeitig sind die Angehörigen auch beruhigter, da sie im Fall der Fälle direkt informiert werden.“ Der Sensor sei so also nicht nur ein Sicherheitsaspekt für den Fahrer, sondern auch für Partner, Eltern oder Freunde.
Ende 2012 wurde ICEdot in den USA unter anderem durch Crowdfunding erfolgreich finanziert und daraufhin auf dem US-Markt angeboten. Seit 2013 ist der Crashsensor auch in Europa erhältlich. Wie erfolgreich die Technik bislang ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Nutzerzahlen konnte der europäische Vermarkter nicht nennen, spricht aber von steigenden Umsatzzahlen und „sehr positivem Feedback von verschiedenen Sportlern und Partnern“. Derzeit kann der Crash-Sensor nur im Online-Shop des Herstellers für 129 Euro gekauft werden. Künftig sollen Fachgeschäfte wie größere Fahrradläden hinzukommen.