
Mitunter sind die Vorboten großer Umbrüche die ganz kleinen Meldungen. Vor wenigen Tagen etwa verkündete der US-Marktforscher Changewave, dass nur gut jeder dritte Handykunde plane, als Nächstes ein iPhone zu kaufen. Im Juni war es noch jeder zweite. Parallel dazu berichten die Analysten von Nielsen, dass Googles Mobilfunksoftware Android Apple-Telefone auf dem wichtigen US-Markt als meistverkaufte Plattform abgelöst hat. Zugleich gab der US-Garantiedienstleister Squaretrade bekannt, dass Nutzer von Apples neuem iPhone 4 zwei Drittel mehr Schäden an ihren Geräten melden als Besitzer des Vorgängers. Fast fünf Prozent der in den USA verkauften Telefone seien schadhaft. Häufigster Mangel: gebrochene Bildschirme.
Jede dieser Nachrichten für sich wäre für Apple noch kein Drama. Doch auf einmal kommt alles zusammen.
Neue Smartphone-Generation ist Apple ebenbürtig
Zwar bejubelte Steve Jobs vergangene Woche erneut Rekordzahlen beim iPhone--Absatz – 14,1 Millionen Stück im vergangenen Quartal und ein Plus von 91 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Tatsächlich aber wuchs Apple damit langsamer als der Smartphone-Markt, der sich binnen eines Jahres verdoppelte. Die Zahl verkaufter Multimediahandys mit Googles Android-Betriebssystem verzehnfachte sich sogar.
Beobachter haben daher schon die Apple-Dämmerung im Mobilfunkmarkt ausgemacht.
Und so folgte die Reaktion prompt: Um neue Zielgruppen zu erschließen, hat Apple seine Partnerschaft mit der Deutschen Telekom aufgekündigt. Jetzt können auch Vodafone- und O2-Kunden iPhones kaufen. Bei O2 gibt es die Telefone sogar ohne verbindlichen Mobilfunkvertrag.
Apples Schritt ist überfällig. Denn zeitgleich bringen Hersteller wie HTC, LG, Nokia und Research in Motion (RIM) eine Welle neuer iPhone-Konkurrenten in die Läden. Diese neuen Geräte sind die erste Generation von Smartphones, die dem Apple-Handy auf breiter Front technisch mindestens ebenbürtig ist.
Frischzellenkur für Branche

Seit Apple den Markt für computerähnliche Telefone 2007 mit seinem iPhone aufmischte, waren die Machtverhältnisse zementiert: Auf der einen Seite stand Apples Designerstückchen, Innovationstreiber, Vorbild und zugleich unnachahmliches Mode-Utensil. Auf der anderen Seite stand die Schar der mehr oder minder verzweifelten Plagiatoren.
Nun aber, nach Jahren unangefochtener iPhone-Dominanz, haben Smartphone-Käufer endlich die Wahl zwischen einer ganzen Armada ernsthafter Alternativen. Die neue Vielfalt bei der Hardware geht einher mit wesentlich besserer Software. Nicht nur Blackberry, Nokia oder Palm haben ihre Handybetriebssysteme aufgehübscht, übersichtlicher gestaltet und damit leichter bedienbar gemacht. Allen voran Microsoft will mit dem neuen Handybetriebssystem Windows Phone 7 an einstige Erfolge anknüpfen.
Mancher iPhone-Verfolger lässt damit sogar das Vorbild alt aussehen. Nicht nur bei der Hardwareausstattung – sondern auch bei Apples eigentlicher Stärke, dem Bedienkonzept.