SMS-Nachfolger Warum Joyn ein Erfolgsmodell werden kann

Während kostenlose Messenger-Dienste die App-Charts dominieren, lanciert eine Allianz von Netzbetreibern einen kostenpflichtigen „SMS-Nachfolger“. Marktbeobachter zweifeln an den Erfolgsaussichten des Modells. Dieses bietet jedoch auch Chancen.

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Die kostenpflichtige App

Die Vorstellung, zukünftig via Joyn mit jedem der eigenen Telefonkontakte über ein offenes, hardwareunabhängiges und weltweit standardisiertes System chatten und Dateien austauschen zu können, klingt verlockend. Ohne Barrieren – wie zusätzlichen Installationsaufwand oder die Unterschiede in Funktionalität und Handhabung einzelner, proprietärer Systeme – sollen vor allem technisch weniger versierte Kunden angesprochen werden.

Die Anwendung wird ab der kommenden Smartphone-Generation bereits seitens der wichtigsten Hardware-Hersteller vorinstalliert sein, vergleichbar iMessage unter iOS. Für ältere Modelle sind Update-Möglichkeiten via App-Stores in Planung.

Nachzügler oder Vorreiter?

Instant Messaging soll künftig als genauso selbstverständlich wahrgenommen werden wie das Schreiben von SMS. Der branchenintern als RCS-C bezeichnete Technikstandard wird in Deutschland von Vodafone, Telefónica („O2“), und der Telekom als netzübergreifende und plattformunabhängige Basis für eine neue Generation des Instant Messaging beworben.

Die Technikpresse zeigt sich bisher überwiegend skeptisch, schließlich offerieren die Features von Joyn zurzeit nur einen geringen Zusatznutzen gegenüber gratis nutzbaren Chat-Apps wie WhatsApp, Kik und Konsorten.

Vergleicht man auf dem iPhone die Funktionen derartiger Apps mit denen von Joyn, dann macht sich zunächst Ernüchterung breit: Warum sollte jemand für Leistungen bezahlen, die er anderswo gratis bekommt? Ein technisch erfahrener Nutzer gelangt schnell zu dem Schluss, dass er es hier mit einem Nachzügler-Produkt zu tun hat, das die Mobilfunker aus der Not heraus unfertig auf den Markt geworfen haben.

Multimedia Telephony als Grundlage neuer Erlösmodelle

Diese Sichtweise greift jedoch zu kurz, denn sie vernachlässigt sowohl aktuelle marktpolitische Einflussfaktoren als auch künftige Potenziale, die eine weltweit standardisierte All-IP-Technologie für die Mobilfunkanbieter mit sich bringt. RCS-E ermöglicht weit mehr Anwendungsszenarien, als bisherige Produktpräsentationen offenbaren.

Eines der Features ist die sogenannte “Multimedia Telephony“. Hinter dem unscharfen Begriff dieses VoIP-basierten „MMTel“- Standards verbergen sich Möglichkeiten, die Joyn gegenüber kostenlosen Angeboten aufwertet. So ist beispielsweise ein nutzerseitiges „Upgraden“ aus bereits laufenden „Text-Sessions“ hin zu Gesprächs- und Videoverbindungen möglich.

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