Social Media in Unternehmen Revolution im Netz: Nicht sperren, sondern nutzen

Das Web 2.0 verändert die Geschäfts- und Privatwelt im atemberaubenden Tempo. Während die meisten Unternehmen diese kollektive Intelligenz aus dem Netz verstärkt nutzen, sperren einige aus Angst vor Spionage die sozialen Netzwerke. Doch positive Beispiele überwiegen.

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Facebook Quelle: dpa

Dass E.On, HeidelbergCement oder Porsche ihren Mitarbeitern den Zugriff auf bestimmte Social-Media-Angebote erschweren oder sogar sperren, hat viele überrascht. Die Konzerne versprechen sich von solchen Maßnahmen Sicherheit und eine höhere Produktivität am Arbeitsplatz.

Bei anderen Unternehmen hat sich allerdings ein anderes Denken durchgesetzt – sie setzen das Web 2.0 gezielt ein.

Wer beispielsweise seine Geschäftspartner vom Lufthansa-Flug pünktlich abholen will, kann solche Informationen seit kurzem übers iPhone abrufen. Für diese App hat die Lufthansa Mitte Oktober in San Francisco den begehrten „Smaato Mobile Advertising Award 2010“ bekommen. „Neben dem Status der Flüge können Kunden auf Flugbuchung und Check-in, Buchungsübersicht und Miles & More Kontostand zugreifen“, hebt die Jury in ihrer Urteilsbegründung vor allem den hohen Nutzen hervor.

Mit Web 2.0 baut die Fluggesellschaft laut Hubert Frach, Vice President Marketing bei Lufthansa, die Bindung zu ihren Kunden viel schneller, effizienter und mit einer größeren Reichweite auf. „Wir haben beispielsweise die Kommunikation über Social Media während der Vulkanasche-Krise oder anderen Behinderungen an Flughäfen oder Terminals eingesetzt. Über Twitter-Feeds haben wir den Kunden auf unserem Lufthansa-Portal aktuelle Flugpläne und Informationen extrem zeitnah angeboten“, so Frach. Vor kurzem hat die Fluggesellschaft über Web 2.0 sogar in 75 Minuten 526 Plätze zum sehr interessanten Preis von 99 bis 999 Euro in den beiden Airbus A 380 nach Palma de Mallorca verkauft. (facebook.com/lufthansa)

Unternehmen, die an die Praktiken und Arbeitsweisen sozialer Netzwerke anknüpfen wollen, sich jedoch vor negativen Begleiterscheinungen schützen möchten, sollten eigene organisationsinterne Kommunikationsprozesse und Strukturen etablieren. Solche technologische Plattformen dürften laut Philipp Rosenthal, skandinavischen IT-Dienstleister Tieto, in puncto Benutzerfreundlichkeit den Vergleich mit Web 2.0 Anwendungen nicht scheuen. Sie müssten sich außerdem nahtlos in die IT-Landschaft integrieren.

So sucht auch Greenpeace via Internet nach motivierten Unterstützern. „Solche Menschen finden wir auf Facebook oder durch Twitter, aber auch mit unserer offenen Kampagnenplattform Greennation. Hier erzählen wir unsere Kampagnen von A bis Z und berichten über Erfolge und Misserfolge. Diese Plattform nutzen auch andere Umweltinitiativen und -vereine. Insgesamt hilft uns Social Media dabei, in den direkten Kontakt mit unseren Unterstützern zu treten“, erklärt Volker Gaßner, der bei Greenpeace unter anderem die neuen Medien steuert.

Besonders intensiv nutzt Greenpeace dabei Facebook. Ihren etwa 16.000 deutschen Fans senden die Umweltschützer mehrmals am Tag Nachrichten, Mitmachaktionen oder kampagnenorientiere Fakten. Das hinderte den Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, aber keinesfalls daran, Anfang September den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nachdrücklich aufzufordern, sein Unternehmen klimafreundlicher zu machen. Der Klimaschutzkampagne haben sich mittlerweile weltweit mehr als 500.000 Facebook-Nutzer angeschlossen. Über Twitter folgen Greenpeace bisher etwa 15.000 Menschen. „Hier finden wir viele Multiplikatoren, die unsere Nachrichten kommentieren und weiterleiten. So bloggte beispielsweise unsere Meeresexpertin Iris Menn über ihre Arktis-Reise auf dem Greenpeace-Schiff Esperanza“, berichtet Gaßner.

Autohersteller mischen kräftig mit

Auch viele Autohersteller haben die Revolution im Netz frühzeitig kommen sehen. So unterstützt das Web 2.0 bei BMW sämtliche digitalen Kommunikationsaktivitäten in Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Der Kaufabschluss findet in der Autobranche in der Regel Offline statt, die Recherche und Kaufentscheidung jedoch Online. „Annähernd 100 Prozent der Gebrauchtwagen- und bis zu 75 Prozent der Neuwagenkunden informieren sich vorab im Internet“, sagt Martina Daschinger von der Konzernkommunikation von BMW.

Global betrachtet nimmt Facebook im Social Media Bereich den größten Stellenwert ein. Hier hat die bayrische Automarke etwa 2,8 Millionen Fans. Damit punktet BMW mit dem reichweitenstärksten Kanal im Automobilumfeld. Doch BMW hat auch eigene Plattformen wie etwa die M Power World kreiert. Seit dem Start dieser exklusiven Community für Fans von leistungsgesteigerten Fahrzeugen haben sich schon 5000 BMW-Fahrer mit der Fahrgestellnummern ihres Autos registriert. Auch die Vorabkommunikation für das BMW 1er M Coupé wickelt das Unternehmen über diese Plattform ab und bündelt Interessenten und Fans schon vor dem offiziellen Produktlaunch.

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