Spitzelaffäre Nutzer wollen mehr Datenschutz im Netz

Ganz gleich ob E-Mail-Programme oder Suchmaschinen – die User scheinen zu realisieren, dass ihre Kommunikation oder Recherchen im Netz nicht so anonym sind, wie sie es gerne hätten. Wer nun mit Datenschutz wirbt, profitiert.

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Verschiedene Netzwerkkabel vor einem Monitor, auf dem das Logo der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) zu sehen ist. Die Spionage der USA und Großbritanniens hat die etliche Verbraucher aufgeschreckt. Quelle: dpa

Für Google, Facebook und. Co entwickelt sich die PRISM- und TEMPORA-Affäre zum Image-Desaster. Auch wenn sich die großen Internetkonzerne heftig bestritten haben vom Ausmaß der PRISM-Überwachung gewusst zu haben – für den Nutzer ändert das wenig. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die User ihre Konsequenzen ziehen und nach Alternativen im Netz suchen, die mehr Wert auf Datenschutz legt als der Super-Durchleuchter Google. Die Zeit für DuckDuckGo, IXQUICK, Posteo und AikQ scheint gekommen.

Suchmaschinen

Anders als Google speichert die ebenfalls amerikanische Suchmaschine DuckDuckGo nicht sämtliche Daten ihrer Nutzer. Während das Sammeln und Analysieren von Daten für Larry Page und sein Team das erklärte Geschäftsmodell ist, setzt DuckDuckGo voll auf Datenschutz und speichert keine IP-Adressen. Das IT-Magazin TechCrunch bezeichnet das Portal als Hybrid-Suchmaschine, da auf die Such-APIs großer Anbieter zurückgegriffen wird – wie zum Beispiel Yahoo, Search BOSS und Wikipedia.

High-Tech-Gadgets für den Datenschutz
Auto-Transporter Quelle: Presse
DataLocker-Festplatte Quelle: Presse
MyIDkey Quelle: Presse
Blackberry Quelle: Presse
Sprachverschlüsselungssystem Topsec Mobile
Laptop Quelle: Presse
E-Mails Screenshot Quelle: Screenshot

Seit Edward Snowden mit der NSA-Affäre an die Öffentlichkeit gegangen ist und klar ist, in welchem Ausmaß auch private Nutzer durchsucht wurden, ist der Traffic auf der Seite massiv angestiegen. Auf Twitter teilte der DuckDuckGo-Gründer Daniel Weinberg mit: „Es dauerte 1445 Tage, bis wir bei einer Millionen Suchanfragen täglich waren, 483 Tage bis es zwei Millionen waren und nun nur acht Tage um drei Millionen Suchanfragen zu erreichen.“

Ähnlich erfolgreich sieht es bei der niederländischen Variante IXQUICK aus. Das Angebot bezeichnet sich selbst als die diskreteste Suchmaschine der Welt. Auch hier werden keine Daten gespeichert, außerdem steht eine geschützte SSL-Verbindung für die Anfragen zur Verfügung. Die Logdateien werden angeblich bereits nach 48 Stunden wieder vollständig gelöscht. IXQUICK kombiniert für die Suche mehrere Portale. Relevante Ergebnisse erhalten entsprechend mehr oder weniger Sterne.

Sichere E-Mail-Anbieter gefragt

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Seit der PRISM-Affäre hat auch auf dieser Seite der Traffic massiv zugenommen. Vor Snowdens Enthüllungen wurden bei Ixquick 2,8 Millionen Suchbegriffe eingegeben – nun sind es binnen kürzester Zeit bereits knapp vier Millionen.

Im Vergleich zu mehr als einer Milliarde Suchanfragen am Tag auf Google sind das natürlich Peanuts. Dennoch zeigen die Zahlen, dass immer mehr User sensibilisiert sind – und nach Alternativen suchen.

E-Mail-Programme

Das gleiche gilt für entsprechende E-Mail-Programme. Hier lauert nicht nur die Gefahr der Datenspionage. Kostenfreie E-Mail-Dienste zahlen die Kunden mit ihren Daten, die dann an die Werbewirtschaft weiterverhökert werden. Entsprechend ist der E-Mail-Verkehr

Vor allem die Portale Posteo und AikQ haben einen erheblichen Zulauf. Bei dem Berliner Anbieter Posteo werden die Nachrichten standardmäßig verschlüsselt. Dabei bietet Posteo unterschiedliche Schlüssel zwischen 128 und 256 Bit an. Auf einer Internetseite können die Nutzer selber nachschauen, welche Schlüssel angeboten werden. Nicht alle Empfänger unterstützen das Format gleichermaßen, so dass zum Beispiel Mails an Adressen bei Hotmail, web.de, T-Online oder GMX bisher gar nicht verschlüsselt übertragen werden. Für Anbieter wie Posteo oder auch AikQ ist das besonders frustrierend, da somit die eigene saubere Verschlüsselung nichts mehr wert ist. Damit eine E-Mail von einem Ort zum anderen sicher übertragen wird, müssen sich die Server auf eine Verschlüsselung einigen. Lässt sich nur eine der Parteien darauf nicht ein, bringt die Mühe der anderen nichts.

Ein weiteres bekanntes sicheres Programm heißt Startmail, das gerade in der Testphase ist. Hier werden die Dateien mit einem 256-Bit-Schlüssel gesichert. Zum Einsatz kommt hier eine PGP-Technologie („pretty good privacy“). Der Start in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist für den Winter avisiert.

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