
Als im Juni diesen Jahres während der Europameisterschaft plötzlich die junge, Redakteurin Jeannine Michaelsen im Zweiten Deutschen Fernsehen begann, dem Kommentator Oliver Kahn beim Verfassen seines ersten Tweets zu helfen, war das ein seltsamer Moment. Zum einen, weil Oliver Kahn in diesem Moment offenbar etwas für ihn tat, dessen Sinn er auch nicht so recht verstand. Zum anderen weil es wieder einer dieser Versuche war, dieses Internet in eine Fernsehsendung einzubinden. Man schaute auf den Bildschirm und sah nicht Expertentum, sondern Hilflosigkeit. Hilflosigkeit bei den Protagonisten, Oliver Kahn und Frau Müller-Hohenstein, die die Jugend von heute mit ihrem Internetzeugs nicht mehr zu verstehen.
Ein ähnliches Bild vermittelte am Mittwoch Peer Steinbrück. Er twittert nun also auch und lud direkt zu einem so genannten Twitterview. User konnten dem Kanzlerkandidaten Fragen stellen, die er mehr oder weniger vollständig beantwortete. Obwohl er doch noch im September bei einem UDL Talk in Berlin verkündet hatte, nicht zu twittern.
Die zahlreichen Social-Media-Berater wird das freuen. Wiederholen sie doch ständig, wie wichtig es sei, dass Unternehmen, Politiker und sonstige Menschen, die etwas zu sagen haben, sich endlich mit den sozialen Medien auseinander setzen und loslegen sollen. Auch die Verfasserin dieses Textes ist nicht gerade eine Verfechterin der Social-Media-Abstinenz. Aber muss ein Kanzlerkandidat twittern?