Strategie Die Macht der Daten schlägt in allen Branchen durch

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Völlig neu organisieren

Was alles aus unseren Autos verschwinden wird
Schon länger vom Aussterben bedroht sind manuelle Fensterheber. In ein, zwei Jahren wird es nur noch Autos mit elektrischen Fensterhebern geben. Quelle: dpa/dpaweb
Auch den Kofferraum muss kaum noch ein Neuwagenbesitzer per Hand öffnen. Oft reicht ein Knopfdruck auf der Fernbedienung oder eine Geste und das Heck des Wagens öffnet sich. Das System dürfte künftig Schule machen. Quelle: dpa
Auch der klassische Autoschlüssel ist auf dem Rückzug. Immer mehr Autos werden mittlerweile per Knopfdruck gestartet und per Funk geöffnet. Quelle: dpa
Es ist noch gar nicht so lange her, da rollten Autos mit serienmäßig eingebautem Navigationsgerät vom Band. Neuwagen, die in ein, zwei Jahren beim Händler stehen, werden das nicht mehr haben. Schließlich nutzt so gut wie jeder Navi-Apps auf dem Smartphone. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Dementsprechend könnte auch der CD-Player beziehungsweise das Autoradio verschwinden. Die Veranstalter der US-Elektronikmesse CES gehen davon aus, dass künftig das Handy die Hauptmusikquelle im Auto sein wird. Quelle: REUTERS
Und wo wir schon beim Klang sind: Je mehr umweltfreundliche Antriebstechnologien verwendet werden, desto weniger dröhnende Motoren wird man künftig hören. Das satte Blubbern eines V8-Motors gibt es nunmal nur mit Benzin, nicht mit Strom. Quelle: AP
Und mit den neuen Motoren verschwindet peu á peu auch die herkömmliche Gangschaltung. Das Auto der Zukunft könnte also ganz ohne Gangschaltung auskommen. Statt dessen gibt es einen Schalter oder einen Hebel, mit dem bestimmt wird, ob das Auto vor- oder rückwärts fahren soll. Quelle: obs

Laut einer repräsentativen Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des IT-Branchenverbands Bitkom hängen die Geschäfte von 50 Prozent aller Unternehmen in Deutschland inzwischen stark vom Internet ab. Offenbar der richtige Weg, wie eine Studie des Massachusetts Institute of Technology bestätigt: Im Vergleich zu Internet-Ignoranten machen Unternehmen mit funktionierender Digitalstrategie neun Prozent mehr Umsatz, sind um 26 Prozent profitabler und erzielen zwölf Prozent mehr Marktwert – egal, in welcher Branche. Und laut einer Online-Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey unter 850 Führungskräften ist die Digitalisierung der Geschäftsprozesse auf dem Vormarsch: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Unternehmen entweder digitale Technologien in ihre Produkte integrieren oder auf Cloud Computing setzen. 23 Prozent der Unternehmen kreieren gar rein digitale Produkte.

„Die strategische Wucht der Nullen und Einsen ist nicht mehr wegzudiskutieren“, sagt Roland Scheffler, Leiter der Strategieberatung der IBM-Consulting-Sparte IBM Global Business Services. „Gewinnen werden die Unternehmen, die die Digitalisierung nicht als Bedrohung fürchten, sondern als Chance nutzen.“

So wie Cewe: Als dem langjährigen europäischen Marktführer für die Entwicklung analoger Filmrollen, gestartet 1912 als Photographische Anstalt Carl Wöltje, vor gut 15 Jahren das Kerngeschäft radikal wegzubrechen beginnt, stellt das Unternehmen Geschäftsmodell und Wertschöpfungskette auf Digitaltechnik um. Schließt die Hälfte seiner Labore, entlässt rund ein Drittel der Belegschaft, investiert seit 2002 knapp 350 Millionen Euro – und schafft, anders als Konkurrenten wie Kodak oder Agfa, die digitale Transformation. Heute macht Cewe 90 Prozent seines Umsatzes von mehr als 500 Millionen Euro mit Digitalprodukten – vor allem mit Fotobüchern, in die sich per QR-Code auch Videos integrieren lassen und die sich auch über Facebook und iPhone in Auftrag geben lassen. Allein 120 Softwareentwickler arbeiten bei Cewe, das auch in den Online-Druck eingestiegen ist.

„Wir machen uns rechtzeitig die richtigen Sorgen“, sagte Cewe-Chef Rolf Hollander jüngst auf dem WirtschaftsWoche-Weltmarktführer-Kongress in Schwäbisch Hall, „das hat unseren Erfolg ausgemacht.“

„Der digitale Wandel muss von oben ins Unternehmen hineingetragen werden“, bestätigt Karl-Heinz Land, Gründer der auf digitale Transformation spezialisierten Unternehmensberatung Neuland. „Wir befinden uns im Zeitalter des Digitalen Darwinismus – wer jetzt nicht auf den Zug aufspringt, kommt nicht hinterher“.

Die digitale Fitness der Autohersteller und Bau- und Möbelmärkte. Bitte klicken Sie hier, um die Grafik zu vergrößern!

Wie schnell es für Unternehmen bergab geht, die die Bedeutung einer stringenten Digitalstrategie nicht erkannt haben, macht der Digital Readiness Index deutlich, den Internet-Ökonom Land für die WirtschaftsWoche entwickelt hat: Anhand von 150 Kriterien hat er 233 Unternehmen aus zehn Branchen auf die digitale Zukunftsfähigkeit ihrer Wertschöpfungsketten abgeklopft. Und damit einen Lackmustest für ihre Überlebenswahrscheinlichkeit entwickelt, wie ein Blick ans Ende einiger Branchenrankings deutlich macht: Während das Management der Baumarktkette Obi schon während des Einkaufs seiner Kunden weiß, was diese am liebsten kaufen, steuerte Konkurrent Praktiker nicht nur wegen seiner dauerhaften Rabattaktionen („20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“) in die Insolvenz. Sondern auch weil man ohne intelligentes elektronisches Warenwirtschaftssystem den Draht zum Kunden und Produkttrends verloren hatte.

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