
Der neue Microsoft-Lenker Satya Nadella hat bei seinem ersten Management-Umbau einen umstrittenen Polit-Berater zum neuen Chefstrategen ernannt. Mark Penn, der für aggressive Kampagnen bekannt ist, soll nach neuen Produktideen und Bereichen für strategische Investitionen suchen.
Nadella lobte in einer Mitteilung von Montagabend Penns Fokus auf die schnelle Auswertung von Daten zu Werbekampagnen. Der PR-Berater war einst der Stratege im Wahlkampfteam von Hillary Clinton als sie 2008 das Rennen um die Nominierung der Demokraten gegen Barack Obama verlor. Schon als ihn 2012 Nadellas Vorgänger Steve Ballmer zu Microsoft holte, attestierte ihm die „New York Times“ den Hang zu einer „Taktik verbrannter Erde.“
In seiner Microsoft-Zeit orchestrierte Penn die umstrittene „Scroogled“-Kampagne mit Frontal-Attacken gegen den Erzrivalen Google. Zuletzt schlug Microsoft mit einem rührseligen Werbespot in Apple-Manier beim American-Football-Finale Superbowl aber wieder sanftere Töne an.
In seinem neuen Job verliere Penn die Kontrolle über Microsofts gewaltiges Werbebudget, betonten das Technologieblog „Recode“ und die „New York Times“, die schon einen halben Tag vorher von den Personalrochaden berichteten. Neuer starker Mann im Marketing wird Chris Capossela, der zuvor das Verbrauchergeschäft beaufsichtigt hatte.
Zudem verlassen wie erwartet Marketingchefin Tami Reller und der ehemalige Skype-Manager Tony Bates den Konzern. Bates galt ebenfalls als interner Kandidat für die Microsoft-Spitze, Nadella machte jedoch das Rennen.





Tami Reller war bis dato für das Betriebssystem Windows verantwortlich. Dabei arbeitete sie eng mit Julie Larson-Green zusammen, die inzwischen die immer wichtiger werdende Hardware-Sparte des Konzerns leitet. Allerdings scheint jetzt schon klar, dass der ehemalige Nokia-Chef Stephen Elop diesen Posten übernehmen soll. Über seine Rolle im Unternehmen war lange spekuliert worden. Immerhin hatte Microsoft erst Ende vergangenen Jahres die Smartphone-Sparte von Nokia übernommen. Eine engere Einbindung Stephen Elops – eventuell sogar der Chefposten – hatten Branchenkenner stets erwartet.
Billig-Produkte aus dem Hause Microsoft
Gleichzeitig setzt der neue Microsoft-Chef Satya Nadella erste Produkt-Neuheiten um. Microsoft erweitert sein Büropaket Office 365 mit neuen Funktionen und will die Software damit besser an das gemeinsame Arbeiten anpassen. So sollen künftig Funktionen aus Microsofts Chat-Programm Yammer auch aus Office-Dokumenten und PowerPoint-Folien heraus nutzbar sein, teilte das Unternehmen auf einer Konferenz in Las Vegas mit.
Die selbstlernende Funktion Office Graph analysiert zudem das Verhalten der Nutzer und stellt ihnen daraufhin die für sie wichtigsten Informationen aus den verschiedenen Anwendungen zusammen. So solle für ein Team zum Beispiel auf einen Blick ersichtlich werden, wer jeweils an einem bestimmten Dokument arbeitet und welche Produkte ein Nutzer selbst erstellt oder kommentiert. Weitere Anwendungen können Programmierer mit Hilfe eines Entwickler-Pakets für die Systeme Windows 8 und Googles Android entwickeln, das Microsoft zur Verfügung stellen will.
Außerdem will Nadella die nur schleppende Verbreitung des aktuellsten Microsoft-Betriebssystems Windows 8 vorantreiben. Dabei setzt er erstmals auf ein kostenloses Update von Windows 7 auf Windows 8.1. Bisher hatte der Konzern immer noch versucht seine Upgrades mit einer Gebühr in Umsatz zu verwandeln. Ein Weg, von dem sich Konkurrenten wie Apple längst abgewendet haben. Updates gehören für Apple-Nutzer inzwischen einfach zum Service. Auf diese Variante scheint nun also auch Microsoft umschwenken zu wollen, wie The Verge berichtet.
Dabei scheint sich Microsoft eine Taktik eines weiteres Konkurrenten abzuschauen. So wie Google in sein mobiles Betriebssystem Android die Suchmaschine sowie hauseigene Karten- und Streamingangebote integriert, soll das Windows-Update automatisch die Suchmaschine Bing und andere Microsoft-Services beinhalten. Die Hoffnung: Mehr Besucher auf die eigenen Webdienste zu bekommen, um diese dann wieder über Werbung finanzieren zu können.