




Bestätigt sich, was das Wall Street Journal aus dem Umfeld des kalifornischen Internet-Giganten erfahren haben will, steht Google tatsächlich vor einem Leistungssprung bisher nicht gekannten Ausmaßes: Danach nämlich werde das Unternehmen seine bisher vorwiegend auf der Erkennung relevanter Suchbegriffe – sogenannter Keywords – basierendes Verfahren um eine Technologie erweitern, die den Sinnzusammenhang der Suchworte sozusagen „verstehen“ soll. Fachleute sprechen in dem Zusammenhang auch von semantischer Suche.
Dieses Suchprinzip verspricht enorme Vorteile bei der Qualität der Ergebnisse. Denn – wirksam umgesetzt – würde es zum einen bedeuten, dass der Onlinedienst aus dem Sinnzusammenhang der Suchbegriffe ableiten könnte, welche Wortbedeutung ein Nutzer tatsächlich meint, wenn er beispielsweise nach „Jaguar“, „Ball“ oder „Gang“ sucht: Tier oder Sportlimousine, Fest oder Sportgerät, Getriebeübersetzung, Mahlzeit oder Lauf der Dinge. Zum anderen sollen es semantische Suchverfahren, an denen unter anderem das deutsche Forschungs-Großprojekt Theseus fünf Jahre lang gearbeitet hat, ermöglichen, Rechercheaufträge in natürlicher Sprache zu formulieren. „Wann wurde Angela Merkel Bundeskanzlerin?“, „Welche Auszeichnung bekam Günter Grass?“ oder „Wann wurde Bill Clinton geboren?“.
Kommunikationsproblem zwischen Mensch und Maschine
Bisher sind die Ergebnisse solcher Abfragen fast durch die Bank enttäuschend. Nicht, weil sich die gewünschte Antwort gar nicht unter den Suchergebnissen fände. Aber egal ob bei Microsofts Bing, bei Yahoo, Ask, Yippy oder eben auch bei Google, überall ist die relevante Antwort irgendwo in den Suchergebnissen verborgen. Der Suchdienst Alexandria – immerhin eines der Theseus-Leuchtturmprojekte – liefert nicht einmal die.
Die korrekte Info zu Merkels Amtsantritt – 22. November 2005 – zeigt nur die wissenschaftliche Suchmaschine WolframAlpha auf der ersten Antwortseite an, freilich auch nur, wenn man in englischer Sprache sucht. Auch die Frage nach Bill Clintons Geburtstag beantwortet übrigens ausschließlich WolframAlpha unmittelbar richtig. Bei Günter Grass‘ Literatur Nobelpreis dagegen versagt auch die wissenschaftliche Suche. Hier bedient sich auch Google (wie die übrigen Dienste) nur des passenden Wikipedia-Eintrages, zitiert aber in der Ergebnisliste immerhin den richtigen Absatz mit dem Verweis auf die 1999er Auszeichnung.