Tech-Aktien Solarzellen, Recycling, 3-D-Druck – worauf Frank Thelen jetzt wettet

Neuer Fonds, neues Glück: Frank Thelen setzt auf kleine und spezialisierte Techunternehmen. Quelle: Kayla Kauffman & Felix von der Osten für WirtschaftsWoche

Investor Frank Thelen startet einen Fonds aus kleinen Tech-Unternehmen aus der zweiten Reihe. Was er damit vorhat und warum er seinen Glauben an Tesla noch nicht verloren hat.     

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Tesla, Palantir, Baidu – wer in Tech-Aktien investiert, kommt an den  großen Namen schwer vorbei. Auch Frank Thelen, Start-up-Investor und TV-Star („Die Höhle der Löwen“), hat privat und mit seinem 10XDNA-Aktienfonds in einige der großen Tech-Konzerne investiert – und dabei im vergangenen Jahr so wie viele Investoren große Kursverluste hinnehmen müssen.

Nun startet Thelen einen weiteren Aktienfonds, der sich auf kleinere, spezialisierte Technologieunternehmen aus der zweiten Reihe konzentriert. „Viele haben uns gefragt, ob wir nicht ein spitzeres Produkt anbieten können“, sagt Thelen. „Und das haben wir jetzt getan.“

Zu den Werten des neuen „Small & Mid Cap Technologies Fonds“ gehören das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger, der französische Spezialist für Kunststoffrecycling Carbios und der US-Anbieter von 3-D-Druckern Velo3D. „Ein kleines Unternehmen, dass hochpräzisen 3-D-Druck etwa im Raketen- oder Flugzeugbau ermöglicht“, sagt Thelen.

Auch ein Anbieter aus der Halbleiterbranche soll im Fonds vertreten sein, der ähnlich wie ARM eine eigene Chipdesigntechnologie entwickelt haben soll. „Wir glauben, dass gerade in der Chipindustrie eine Menge interessanter Schaufelhersteller entstehen“, sagt Thelen. Unternehmen also, deren Technologien in vielen verschiedenen Endmärkten dringend gebraucht würden.

„Hatte nie Zweifel an Tesla-Investment“

Solarzellen, Plastik-Recycling, 3-D-Druck – technologisch ist das Portfolio breit gestreut, gemeinsam ist den Unternehmen, dass ihre Marktkapitalisierung unter zehn Milliarden US-Dollar liegt. Und dass Thelens Team, in dem laut Thelen Biologen, Chemiker und anderen Tech-Experten vertreten sind, auf besondere Wachstumschancen hofft.  

Thelens erster Fonds, der „10XDNA“, war im September 2021 unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit gestartet, hat im allgemeinen Techcrash aber herbe Verluste erlitten. Kritik hatte Thelen dafür geerntet, dass er zum Start als Ziel ausgegeben hatte, den Wert des Fonds in vier bis acht Jahren zu verdreifachen. Ein Ziel, das angesichts von gut 40 Prozent Verlust nach anderthalb Jahren ambitionierter denn je ist. „Eine solche Renditeerwartung würde ich so nicht wieder kommunizieren“, sagt Thelen – auch wenn er die selbst durchaus habe.

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130 Millionen Euro an Anlegergeld habe er mit dem Fonds bisher netto eingeworben, sagt Thelen. Das Volumen des Fonds über alle Anteilsklassen liegt aufgrund der Kursverluste aktuell aber nur bei rund 85 Millionen Euro. Davon seien mehr als zehn Millionen Euro Thelens eigenes Geld. Vor einem Jahr hatte der Investor eine Milliarde Euro als Zielvolumen genannt. Daran hält er fest. „Eine Milliarde Fondsvolumen halte ich nach wie vor für machbar.“ Er könne nur nicht sagen, wann.

Zu den größten Positionen in seinem bisherigen Fonds zählt etwa der E-Auto-Pionier Tesla. Dessen Aktienkurs war vergangenes Jahr stark unter Druck geraten, hat sich dieses Jahr aber annähernd verdoppelt. Thelen sagt trotz der Turbulenzen: „An meinem Investment in Tesla habe ich nie Zweifel gehabt.“ Er halte nach wie vor für überwiegend wahrscheinlich, dass Tesla beim autonomen Fahren letztlich die Nase gegenüber Konkurrenten vorn haben wird. 

Wenig Glaube ans Metaverse-Business

Eine Ansicht, die viele Branchenexperten inzwischen bezweifeln. Mercedes etwa sorgte jüngst für Aufsehen, weil das Unternehmen als erstes weltweit eine Zertifizierung fürs autonome Fahren auf Level 3 bekam – vor Tesla.

Der von Elon Musk geführte Konzern geriet zudem in die Schlagzeilen, weil ein Video von 2016, das ein angeblich autonom fahrendes Auto zeigt, offenbar gefälscht wurde. Thelen findet das zwar „nicht in Ordnung.“ Er verweist aber darauf, dass es sich dabei um einen Einzelfall handle, der zudem schon lange zurückliege. „Würde so etwas heute bei einem unserer Portfolio-Unternehmen passieren, hätte das sicher negative Auswirkungen auf unsere Investment-These.“

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Thelen bleibt Tesla also treu – Kryptowährungen dagegen sind in einer neuen Variante des Fonds nicht mehr enthalten. Anleger können sich jetzt also entscheiden zwischen der klassischen Variante inklusive Kryptowährungen und einer ganz kryptofreien Version. Als Statement gegen Bitcoin und Co. will Thelen das nicht verstanden wissen. „Ich glaube, dass Kryptowährungen eine starke Zukunft haben“, sagt Thelen. Einige Fondsanleger wollten nur lieber ihre Coins in einem eigenen Wallet verwalten, einer eigenen virtuellen Brieftasche also.

Virtual Reality dagegen ist kein Thema für Thelens neuen Fonds. „Ich selbst habe natürlich auch meinen Avatar“, sagt Thelen, „aber wir glauben da gerade nicht so richtig an das Business. Wer stark ans Metaverse glaubt, sollte unseren Fonds nicht kaufen.“ 


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