Tiefseekabel Google und Co koppeln sich ab

Tiefseekabel Quelle: imago images

Bislang haben vor allem Telekomkonzerne die Glasfaserkabel finanziert, über die das Internet von Kontinent zu Kontinent fließt. Jetzt bauen sich Technologie-Konzerne ihre eigenen Netze und koppeln sich vom Internet ab.

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Bis 1988 wurden die weltweiten Kommunikationsdaten hauptsächlich über Satelliten übertragen. Dann wurde das erste Glasfaserkabel im Atlantik verlegt.

Und 30 Jahre später sind die Tiefseekabel unverzichtbar geworden: Heute laufen laut Schätzungen von Kommunikations-Unternehmen zwischen 97 und 99 Prozent des weltweiten Datenverkehrs über die Kabel in allen Weltmeeren. Satelliten haben nahezu ausgedient.

Zwar wächst der Bedarf nach neuer Internetkapazität weiterhin ungebrochen: Nach Angaben vom Datendienstleister Telegeography um rund ein Drittel jährlich. Doch während solche starken Wachstumsraten für andere Branchen unerreichbar sind, verliert die Nachfrage nach Internetbandbreite seit Jahren an Dynamik. Machte das Internet 2010 noch 84 Prozent der weltweit verbrauchten Bandbreite aus, waren es 2016 nur noch 54 Prozent. 


Quelle: TeleGeography

Was sich seitdem verändert hat?

Die Nachfrage der Technologiekonzerne. Google, Facebook, Amazon und Microsoft brauchen Kapazitäten für ihre Cloud-Dienste, die auf Rechenzentren zugreifen, die an vielen Stellen der Welt verteilt sind.


Quelle: eigene Auswertung mit Daten von TeleGeography

Bislang schlossen sich oft mehrere Telekom-Konzerne in Konsortien zusammen, um die teuren Tiefseekabel zu verlegen. Nun reicht es Google und Co wohl nicht mehr aus, bei ihnen die benötigte Bandbreite einzukaufen. Sie legen ihre eigenen Kabel.

2008 war Google der erste Tech-Konzern, der in ein Tiefseekabel investierte. Doch erst jetzt wird sichtbar, wie groß die Nachfrage nach mehr Bandbreite wirklich ist. Ende Januar wurden drei neue Kabelprojekte bekannt, an deren Entwicklung sich Google und Facebook beteiligen.


Quelle: eigene Auswertung mit Daten von TeleGeography

Über das Kabel Curie sichert sich Google den Zugang zum südamerikanischen Kontinent, es soll über rund 10.000 Kilometer von Los Angeles bis Chile verlaufen. Dass Google als alleiniger Inhaber des Kabels auftritt, ist insbesondere bei solch langen Kabeln eher eine Seltenheit. Die Kosten für ein Glasfaser-Tiefseekabel lagen bei aktuellen Projekten im Schnitt zwischen 20.000 und 40.000 Dollar je verlegtem Kilometer. Allein die Kosten für ein spezielles Schiff, das die Kabel verlegen kann, variieren zwischen 45.000 und 75.000 Dollar am Tag.


Quelle: eigene Auswertung mit Daten von TeleGeography

Beim Kabel Havfrue, das von New Jersey in den USA bis nach Dänemark verläuft, ist Google nur Teil eines Konsortiums. Mit im Boot: Facebook und zwei weitere Konzerne, die sich auf die Tiefsee-Infrastruktur spezialisiert haben. Wie das Curie-Kabel soll auch Havfrue ab 2019 neue Kapazitäten für die beteiligten Unternehmen bieten.

Und schließlich soll Facebook sich am 13.000 Kilometer langen Kabel HKA beteiligen, das Hongkong und Los Angeles verbinden wird. Mit dabei sind laut Datendienstleister Datacenter Dynamics auch China Telecom, China Unicom und Tata Communications.


Quelle: eigene Auswertung mit Daten von TeleGeography

Tata gehört zu den wichtigsten Infrastrukturbetreibern für Tiefseekabel weltweit. Nach einer Analyse der WirtschaftsWoche von Daten von Telegeography (das alle Tiefseekabel in einer interaktiven Weltkarte auflistet) ist Tata an weltweit 27 Kabeln beteiligt – von derzeit insgesamt 382.

Unternehmensangaben zufolge hat der indische Kommunikationskonzern Zugriff auf Kabel mit einer Länge von 500.000 Kilometern, über die knapp ein Viertel des weltweiten Internetverkehrs abgewickelt wird. Nur Telecom Italia und der französische Telekom-Konzern Orange sind samt ihrer ausländischen Töchtern an mehr Kabeln beteiligt. Sie haben auch in den vergangenen Jahren stets ihr Netz ausgebaut. 


Quelle: eigene Auswertung mit Daten von TeleGeography

Derweil liegen die wichtigsten Beteiligungen der Deutschen Telekom bereits fast zwei Jahrzehnte zurück. Zur Jahrtausendwende investierte sie in große Transatlantikkabel wie TAT-14, an dem 26 weitere Konzerne beteiligt sind.

Nun verlieren die Telekomkonzerne als Betreiber der weltweiten Kommunikationsinfrastruktur an Bedeutung. Mit sechs Meereskabeln, die sich laut Datenbank von Telegeography der Deutschen Telekom zuordnen lassen, betreiben Facebook und Google schon jetzt ein größeres Netzwerk an Meereskabeln als der deutsche Telekomkonzern.

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