Topraks Technik Talk

Googles unaufhaltsamer Abstieg

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Trend 4: Googeln wird uncool

Google: Cool wie ein Pentium Quelle: AP

Vor einigen Jahren waren die schlichte Eingabezeile und die leere weiße Startseite von Google die coole Alternative zu den optisch überladenen Seiten von Yahoo und MSN. Und dann war noch die witzig-einprägsame Wortschöpfung "Google". Diese Zeiten sind vorbei. Heute sind wir längst an Google gewöhnt, und bei vielen setzt der Überdruss ein. Es gibt kaum einen Bereich, der so stark von der ständigen Sehnsucht nach Neuem geprägt ist wie die Technik. Das wird auch Google demnächst zu spüren bekommen. Bald wird die Suchmaschine so altbacken und konventionell wirken wie heute ein Pentium-PC mit Windows 98. Und das kostet letztlich Kunden.

Hinzu kommt, dass die überwältigende Dominanz von Google dem Image des Unternehmens geschadet hat. Der Name, der früher eine magnetische Anziehungskraft auf Internet-Surfer hatte, steht heute für das Bild eines undurchsichtigen IT-Riesen, dem man auf die Finger kucken muss. Jeder neue Service, jedes neue Projekt wird mit Misstrauen beäugt und in kritischen Presseberichten analysiert. Auch hier geht Google den Weg, den Microsoft gegangen ist. Monopole fordern immer den Widerstand heraus, und das ist auch gut so.

Plan B aus Mountain View

Diese Trends bilden zusammen einen schleichenden Prozess, der früher oder später die Macht von Google schwächen wird. Ein flotter Spruch wie "Google ist tot, die wissen es nur noch nicht", wäre aber trotzdem nicht angebracht. In der Konzernzentrale weiß man sicherlich sehr genau, dass die Suchmaschinen-Technologie den Höhepunkt des Erfolgs erreicht oder bereits überschritten hat. Genau das ist dann wohl auch der Grund für Plan B, die gigantische Digitalisierungs-Initiative, bei der Bücher, die Erdoberfläche, der Meeresgrund und alle Straßen dieser Welt komplett gescannt, fotografiert, und gespeichert werden sollen. Irgendwann könnten dann auch Filme hinzu kommen, Youtube gehört ja schon zu Google. Ein Privatunternehmen aus Mountain View in Kalifornien als Hüter der Weltkultur - eine düstere Aussicht. Dies ist ein Projekt, das in die Hände von Regierungen gehört und nicht in die eines börsennotierten Unternehmens.

Für Google ist dieses Zukunftsprojekt die zweite Chance, einen Markt zu erobern und zu beherrschen. Für alle anderen ist es die zweite Chance, ein gefährliches Monopol in der Informationsgesellschaft zu verhindern …

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