




„Mit der starken Verbreitung der mobilen Endgeräte sind viele Möglichkeiten entstanden, überall Filme, Serien und Beiträge zu konsumieren“, sagt Michael Schidlack, Experte für Unterhaltungselektronik beim Branchenverband Bitkom. Nie waren so viele Bewegtbild-Inhalte im Netz verfügbar wie heute. Das bestätigt auch eine Studie von Cisco Virtual Networking aus dem Jahr 2011. Danach werden 2015 in Deutschland 30-mal mehr Daten mobil übertragen als noch 2010, weltweit 26-mal mehr. Hauptursache sei die verstärkte Nutzung von Video-Anwendungen und –Diensten über mobile, internetfähige Geräte.
Die Studien beziehen sich jedoch nicht nur auf das klassische lineare Fernseh-Angebot im Netz, wie wir es aus guten alten Lotto-Zeiten kennen. YouTube-Wackel-Filmchen fallen in die Statistik genauso herein, wie die professionellen Mediatheken und Video-On-Demand-Angebote.
Zattoo baut Angebot aus
Wer im Internet Fernsehen schauen will, wie zu Hause auf der Couch, hat wenig seriöse Auswahl. In Bezug auf das lineare Fernsehen im Netz steht als Anbieter der Dienst Zattoo unangefochten an der Spitze . „Stand heute ist Zattoo, abgesehen von den Angeboten der Sender, der einzige legale Anbieter von Live-Internet-TV in Deutschland“, sagt Vizepräsident des Unternehmens Jörg Meyer. Das schweizerische Unternehmen hat zur WM 2006 als erstes europäisches Unternehmen Live-Internet-TV auf den PC gebracht, ein Jahr später kam der Dienst auch nach Deutschland. Seit April 2009 bietet Zattoo die Möglichkeit, sich direkt über einen Webbrowser durch die klassischen TV-Kanäle zu zappen. Nötig ist dafür lediglich eine Registrierung auf der Plattform mit einem eigenen Login oder dem Facebook-Account. Kostenfrei lassen sich in Deutschland 55 Kanäle aufrufen. Wer auf ein werbefreies Portal und 60 Sender zugreifen will, muss dafür eine Abo-Gebühr von 4,99 Euro im Monat zahlen.
Das große Manko: Bis vor kurzem spielte Zattoo fast ausschließlich öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radio-Programme aus. Seit dem gestrigen Donnerstag ist das Portfolio größer. Zattoo arbeitet künftig in Deutschland auch mit der RTL-Group zusammen. Nutzer, die sich für das Bezahlmodell entscheiden, können ab sofort auch RTL, VOX, n-tv, RTL NITRO, SUPER RTL und RTL II aufrufen. Andere Sender – wie zum Beispiel Pro7 – ist bisher nicht mit Hilfe der Schweizer erreichbar.
Bisher sind in Deutschland etwa 700.000 Personen bei Zattoo registriert.
Zattoo-Konkurrenz im Anmarsch
Noch im Juni soll jedoch ein weiterer Anbieter nach Deutschland kommen, der Zattoo ordentlich Konkurrenz machen dürfte. Das 50 Mann starke schwedische Startup Magine will hierzulande an den Start gehen. Kämpferisch haben die Nordlichter auf ihrer Homepage „Fernsehen, wie es sein soll“ angekündigt. Bisher können Nutzer sich hier nur mit einer E-Mail-Adresse registrieren. Bekannt ist, dass Magine sich nicht mit Anzeigenverkäufen finanziert, sondern ein Abonnement anbietet. Bisher ist das Angebot nur für Apple-Geräte und Samsung-Smart-TVs verfügbar – soll aber für Android ausgebaut werden.
Ganz besonders zeichnet sich das Konzept dadurch aus, dass es das lineare Fernsehen mit einem On-Demand-Angebot verknüpft. Und genau das macht Magine spannend.
„Im Internet ist das lineare Fernsehen nicht die vorherrschende Sendeform“, findet Michael Schidlack vom BITKOM. „Das Praktische am Netz ist doch, dass sich jeder individuell anschauen kann, was ihn interessiert und das zur gewünschten Zeit.“ Darauf setzt Magine.