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Valley Talk

Bitcoin ist zu gut für diese Welt

Matthias Hohensee Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Matthias Hohensee Korrespondent (Silicon Valley)

Der Wettlauf um Geschäfte mit der digitalen Währung Bitcoin ist in vollem Gange. Warum sich die Kryptowährung dennoch niemals durchsetzen wird.

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Bitcoin-Münzen, fotografiert beim Münzhandel

Die Geschichte der amerikanischen Goldräusche lehrt: Reich wurden jene, die früh ihre Claims absteckten oder aber die Infrastruktur für Abbau, Transport und Handel mit dem Edelmetall offerierten. Ähnliches wiederholt sich mit dem virtuellen Zahlungsmittel Bitcoin.

Zum einen boomen „Wechselstuben“ wie Gyft aus San Francisco, die Bitcoins in Gutscheine umwandeln, um Dienstleistungen oder Waren zu erwerben. Zum anderen gibt es im Silicon Valley gerade einen Wettlauf mit Geschäftsideen rund um die Kryptowährung.

Sie reichen von Unternehmen wie HashFast aus San Jose oder 21E6 aus San Francisco, die spezielle Hardware entwickeln, mit denen sich die Bitcoins effizienter produzieren lassen. Die digitalen Bezahleinheiten werden von Computern durch das Lösen komplexer Rechnungen erzeugt, was immer schwieriger wird, je mehr dieser Cybermünzen existieren.


So bezahlen die Deutschen im Netz
Das Electronic-Commerce-Center Handel vom Kölner Institut für Handelsforschung und die Hochschule Aschaffenburg haben in ihrer aktuellen Payment-Studie "Der Internetzahlungsverkehr aus Sicht der Verbraucher", den Online-Kunden auf die Finger geschaut: Womit zahlen die Deutschen am liebsten, wenn sie online einkaufen? Und gibt es Unterschiede beim Bezahlverhalten, wenn der Kunde mit dem Smartphone oder am Computer shoppt? Für das Ranking haben sich die Wissenschaftler 7.958 Bezahlvorgänge von 993 Webshoppern angeschaut. Das Ergebnis: 0,7 Prozent nutzen giropay, ein Online-Bezahlverfahren, das auf der Überweisung des Online-Bankings basiert und von verschiedenen deutschen Banken angeboten wird. Hinter der Die giropay GmbH stehen Postbank, Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken. Eine Registrierung bei giropay ist nicht nötig, es genügt ein Girokonto, das für Online-Banking per TAN-Verfahren freigeschaltet ist. Bei Online-Einkäufen per Smartphone gaben 13,2 Prozent an, schon einmal giropay benutzt zu haben, 41,2 Prozent können es sich zumindest vorstellen, mit dem Smartphone per giropay zu zahlen. Quelle: Screenshot
Prepaid-Karten nutzen ein Prozent der Online-Shopper zum Bezahlen im Netz. Die Prepaidkarten gibt es, wie auch Handy-Prepaidkarten, im stationären Handel zu kaufen. Das jeweilige Guthaben kann dann bei Online-Einkäufen ausgegeben werden. Bei den Smartphone-Einkäufen haben immerhin 17,2 Prozent schon einmal auf eine solche Guthabenkarte zurückgegriffen. Quelle: Fotolia
Viele Geschäfte, die einen Online-Shop betreiben, bieten ihren Kunden an, die Ware online zu bestellen und in der Filiale abzuholen. Bezahlt wird dann bar oder mit EC-Karte bei Abholung. Das Prinzip widerspricht zwar dem Gedanken des E-Commerce, wird aber von Online-Kunden akzeptiert: 1,2 Prozent nutzen diese Option. Bei den Usern, die ihre Einkäufe per Smartphone tätigen, haben 18,2 Prozent schon per Handy bestellt und die Ware dann persönlich abgeholt und bezahlt. Quelle: dpa
Auf das Bezahlsystem ClickandBuy greifen 1,4 Prozent zurück. Bei den Smartphone-Shoppern ist das Bezahlsystem weiter verbreitet als bei den PC-Nutzern. 15,2 Prozent der Handy-Kunden haben das Bezahlsystem von der Telekomtochter schon einmal benutzt. Laut Unternehmensangaben kann weltweit bei mehr als 16.000 Online-Shops per Clickandbuy bezahlt werden. Bekannte Shops sind unter anderem T-Online Musicload, der Apple iTunes Store, Spiegel Online, Parship, Media Markt und buch.de. Quelle: Screenshot
Immer noch weit verbreitet ist die vergleichsweise teure Nachnahmezahlung, bei der der Kunde die Ware plus eine Gebühr beim Paketzusteller bezahlt. Zwei Prozent wählen diese Option beim Online-Einkauf. Mit dem Smartphone entschieden sich 17,6 Prozent für die Bezahlung bei Lieferung. Quelle: Presse
Das System Sofortüberweisung ist umstritten, weil beim Bezahlen mit diesem Dienstleister neben der Kontonummer auch die Online-Banking-Pin und die entsprechende Tan eingegeben werden müssen. Sofortüberweisung tätigt dann quasi die Online-Überweisung für den Kunden - mit dessen Daten. Eine solche Weitergabe der Pin und Tans verbieten viele Banken ihren Kunden in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die Firma Sofort AG versichert, dass mit den Daten kein Schindluder getrieben wird und die Kunden scheinen dem Unternehmen zu vertrauen. 3,6 Prozent der Transaktionen, die die Studie untersucht, wurden mit Sofortüberweisung bezahlt. Bei den Einkäufen, die mit dem Smartphone getätigt wurden, waren es 22,1 Prozent. Quelle: Screenshot
Mit Amazon Payments können User ihre Amazon-Kundenkonten auch bei Onlineshops nutzen, die nicht zu Amazon gehören und müssen keine Zahlungsdaten wie Kontonummer und Bankleitzahl offenlegen. Für Händler, die diesen Dienst anbieten, müssen allerdings eine Transaktionsgebühr an Amazon zahlen. Für Amazon-Kunden ist das Modell kostenlos. Dementsprechend nutzen 5,3 Prozent ihr Amazon-Konto beim Online-Einkaufsbummel, auch wenn sie gar nichts bei Amazon einkaufen. Quelle: Screenshot

Bitcoin ist das Phänomen des Jahres. Bei der Premiere 2009 war ein Bitcoin Bruchteile eines Cent wert, Anfang des Jahres schon etwa 13 Dollar. Dann kletterten sie, getrieben von Spekulationen auf die mögliche Anerkennung durch Chinas Regierung, auf 1138 Dollar. Um schließlich – nach Berichten, dass die chinesischen Staatslenker doch keinen Handel mit Bitcoin erlauben – wieder auf 980 Dollar zu fallen. Was aber immer noch eine sagenhafte Steigerung ist.



Wie bei allen Goldräuschen ist auch der Aufstieg von Bitcoin mit Geschichten vom schnellen Reichtum verbunden. Wer an die von anonymen Entwicklern ersonnene und 2009 gestartete digitale Währung glaubte, konnte bestens verdienen: Wie die Winklevoss-Brüder, bekannt durch den Rechtsstreit mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg über den Ursprung der Idee für das soziale Netzwerk: Sie deckten sich, ebenso wie der Fonds des Facebook-Milliardärs Peter Thiel, rechtzeitig mit der neuen Währung ein – steckten also ihre Claims vor allen anderen ab.

Und natürlich dürfen Kriminelle nicht fehlen, die Bitcoins fälschen oder ihre rechtmäßigen Eigentümer übers Ohr hauen. Wie im echten Leben also, außer dass sie statt Bargeld und Immobilien nun eine Techno-Währung nutzen.


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