




Kann ein Manager ein Unternehmen retten, das gleich von mehreren High-Tech-Supermächten in die Zange genommen wird? John Chen macht es derzeit vor. Als der langjährige Chef des Datenbankspezialisten Sybase im November 2013 das Ruder bei Blackberry übernahm, stand der kanadische Smartphone-Pionier vor dem Kollaps. Die Schlacht mit Apple und Samsung um den Massenmarkt war nicht zu gewinnen und hatte das Unternehmen fast ruiniert. Ein Notverkauf scheiterte – mangels attraktiver Angebote. Stattdessen steckte der indisch-kanadische Großaktionär Prem Watsa eine Milliarde US-Dollar in die einstige Perle der kanadischen Wirtschaft.
Seine Wette scheint aufzugehen. Neun Monate nach Chens Amtsantritt gibt es Zeichen der Besserung. Zwar fällt der Umsatz weiterhin. Im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres lag er bei 966 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch knapp 3,1 Milliarden Dollar. Doch Chen hat die Verluste deutlich gesenkt, indem er vor allem Kosten gekappt hat. Etwa indem er die Handyproduktion an den chinesischen Fertiger Foxconn ausgelagert hat, aber auch durch kleinere Verkäufe wie jüngst eines deutschen Forschungszentrums in Bochum an Volkswagen.
Zugleich baut er das Produktangebot aus. So wird ab Herbst der Zugriff auf Amazons Appstore und dessen Android-Apps möglich sein. Damit gewinnt Chen einen der bekanntesten Online-Händler als Vertriebspartner. Nur wenige wissen, dass Android-Apps – wenn auch nicht alle und nicht immer stabil – auf modernen Blackberry-Handys funktionieren. Amazon liefert so Inhalte für die Unterhaltung, während sich die Kanadier wieder mehr auf die Bedürfnisse ihrer Kunden in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung konzentrieren können. Sie offerieren beispielsweise mit EZ Pass eine Software, um Firmenhandys egal mit welchem Betriebssystem zentral zu verwalten. Das Programm verkauft sich derzeit gut.